Mitte der 1930er Jahre waren Stromlinienformen bei den Automobilherstellern in Mode. Peugeot war sicherlich einer der Pioniere, denn man hatte bereits 1935 eine große, stromlinienförmige Familienlimousine den Peugeot 402 nach dem Vorbild des Chrysler Airflow im Angebot. Er verfügte über einen schrägen Kühlergrill, hinter dem die Scheinwerfer untergebracht waren, fließende Linien ohne Trittbretter und verkleidete hintere Radkästen. Diese Gestaltungselemente wurden für den schwächer motorisierten 302 übernommen, der 1936 erschien, sowie für den kompakteren 202, welcher ab 1938 verfügbar war und rasch zum erfolgreichsten der drei Modelle avancierte. Gebaut wurden vom Typ 202 insgesamt 104.126 Exemplare in den Varianten Limousine, Cabrio, Kombi und diverse Nutzfahrzeugvarianten von 1938–1943 und von 1946–1949. Nur eine geringe Zahl hat bis heute in Museen und bei Sammlern überlebt. Rund 65 davon dürften sich in Deutschland befinden (Quelle: www.vorkriegs-peugeot.de.
Optisch war der Peugeot 202 avantgardistischer, technisch eher konservativ, mit seinem separaten Chassis. Der Motor, ein 1133 cm³ wassergekühlter Vierzylinder, war auf der Höhe der Zeit, er leistete 30 PS, ausreichend für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Die nach dem Krieg gebauten Modelle hatten hydraulische Bremsen und ein umgestaltetes Armaturenbrett. Von Anfang an verfügte der Peugeot 202 über eine 12 Volt-Elektrik.
Der 202 wurde auch von der Wehrmacht als Kurier- oder Offizierswagen geschätzt und während des Kriegs unter deutscher Leitung weitergebaut. Die requirierten Wagen dürften dann nach der Invasion 1944 weitgehend aufgebraucht worden sein. Infolge der alliierten Luftüberlegenheit wurden die auf dem Rückzug befindlichen deutschen Konvois bei Tage rücksichtslos dezimiert. Die wenigen bis 1945 ins Reichsgebiet gelangten Exemplare sind vermutlich alle später mangels Teilen und Erfahrung mit dem Modell abgewrackt worden.
Die Nachkriegsproduktion des 202 ist wohl ebenfalls bis zum bitteren Ende verschlissen worden. In Frankreich ist der 202 auf dem Land noch lange als robuster Gebrauchtwagen geschätzt worden, obwohl es schon den optisch und technisch überlegenen Peugeot 203 gab. Da dem kleinen 202 das Prestige des großen Vorbilds, des 402, fehlte, sind kaum welche um ihrer selbst willen aufgehoben worden.
Vielleicht ist dem 202 auch seine Ende der 30er Jahre „moderne“ Frontpartie zum Verhängnis geworden. Er sah auch nach dem Krieg noch nicht „alt“ aus und ist wohl deshalb später durch’s „Oldtimer“-Raster gefallen. Gleichzeitig bot er mangels technischer Raffinesse keinen Ansatzpunkt zur Legendenbildung wie der Traction Avant von Citroën. Er war einfach nur ein intelligent gemachter und zuverlässiger Alltagswagen. Sein Schicksal ähnelt dem des FIAT 1100, von dem trotz beachtlicher Stückzahlen auch nur wenige überlebt haben.
Fotos der Modelle 202, 302 und 402 zum Vergleich sind in der Fotokiste zu finden.
Weitere Fotos des Peugeot 402 mit Schwenkdach bzw. mit Dieselmotor sind in den genannten Beiträgen zu finden.