Lesermeinungen zu Events mit historischer Technik?

Empfindungen zu Veranstaltungen mit historischer Technik

In meinem letzten Newsletter hatte ich berichtet, dass mein langjähriges Hobby Oldtimer mich immer mehr nachdenklich stimmt. Wenn ich mir das Marketing mancher kommender Veranstaltungen im Jahr 2018 ansehe, deren Newsletter studiere, Webseiten lese und in klassischen Papier-basierten Medien blättere, frage ich mich, ob an mir die Zeit vorbei gegangen ist oder kommerzielle Interessen nur jüngere Leser und Besucher locken sollen. Events mit wirklichen Veteranen-Fahrzeugen muss man im Jahr 2018 suchen!

Vorkriegsfahrzeuge bei einem Zwischenhalt
Vorkriegsfahrzeuge bei einem Zwischenhalt

Denn bei sehr vielen Veranstaltungen in Deutschland werden neben den 911ern, SL-Modellen und E-Typen in allen Farben vermehrt „Daily Driver“ aus den 80er und 90er Jahren ausgestellt oder gar Retro Fahrzeuge wie das City-Elektroauto Microlino. Richtig Klassisches sieht der Teilnehmer mit und ohne Bieterabsicht eigentlich nur noch bei hochpreisigen Auktionen oder besonderen Freiluft Events mit restriktivem Baujahr Limit und anspruchsvollem Veranstalter mit Fachkenntnis.

Messen, die nur noch teilweise etwas mit historischer Mobilität zu tun haben und reinen kommerziellen Interessen und Lifestyle dienen, breiten sich inflationär aus.

Die Qualität der gezeigten Objekte bleibt aus meiner Sicht manchmal auf der Strecke. Positive Beispiele für eine Vielfalt seltener und sehenswerter Exponate aus vielen Epochen bieten zum Beispiel zwei völlig unterschiedliche öffentliche Veranstaltungen für das breite Publikum in Deutschland wie Classic Days Schloss Dyck und Classic-Gala Schwetzingen.

Doch lassen wir einige unserer Leser und deren Meinungen zu Wort kommen:

Wie ein Club junge Menschen begeistert

… Ich habe ihre nachdenklichen Zeilen zu diesem Thema aufmerksam gelesen und kann ihnen bestätigen, dass es hierzu in unserem Oldtimerclub auch schon kontroverse Diskussionen gegeben hat. Betrachtet man nun ein emotionales Thema nüchtern, dann muss man festhalten, was alte Fahrzeuge dem jeweiligen Besitzer bedeuten. Es sind Erinnerungen an eine vergangene, oft als besser empfundene Zeit, die mit diesem Auto unauslöslich verbunden sind. Reine Nostalgie und vielleicht manchmal der Wunsch, aus der heutigen hochtechnisierten, hektischen und atemlosen Welt auszubrechen.

Für einen Menschen jenseits eines Lebensalter von 60 wie mir, sind Autos meiner Kindheit, zum Beispiel VW Käfer, VW T 1, Porsche 356, 911 und davor in erster Linie eine Verbindung zu meiner Vergangenheit. Dies ist bei einem jungen Menschen zwischen 20 – 30 Jahren nicht anders, nur sind hier die Fahrzeuge ebenfalls jünger. Dann ist es vielleicht ein Ford Capri ein Porsch 924 usw., die auch heute alte Fahrzeuge sind.

Nun haben wir leider die Situation, dass die noch älteren Oldtimer-Liebhaber aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden oder sich in den Oldtimer-Himmel verabschieden! Hierdurch entsteht in unserer Oldtimer-Szene ein unmittelbares Vakuum, das geschlossen werden muss! Ansonsten werden wir zukünftig keine Oldtimer-Ralleys, keine Treffen oder sonstigen Veranstaltungen mehr durchführen können.

Fragen sie mal Mitglieder anderer Oldtimer-Clubs wie schwierig es ist, Mitglieder zu generieren und u.a. unbezahlte Arbeit für einen Club zu leisten! Außerdem hat ein Großteil der jüngeren Generationen zu Autos eine komplett andere Einstellung wie sie und ich.

Die letzten Jahre mussten wir, die Oldtimerfreunde Zülpich ebenfalls umdenken, um nicht den Zerfall unseres ältesten Ortsclubs des ADAC in Kauf zu nehmen. Bei unserer jährlichen Oldtimer-Rallye haben wir eine Yountimer-Klasse eingeführt, was einige ältere Mitglieder natürlich zuerst nicht befürworteten. Das Ergebnis ist nun jedoch so, dass wir bei der Rallye 2017 viele junge Besitzer, ganze Familien hatten, die deutlich jünger sind als ihre Fahrzeuge waren und die Rallye war 6 Wochen vor Nennschluss ausgebucht, sodass wir Nennungen ablehnen mussten.

Außerdem können wir einen Zulauf von jungen neuen Clubmitgliedern vermelden!

Was ich zusammenfassend sagen will – Youngtimer sind die Oldtimer von morgen!

Bedenken sie bitte auch, dass junge Menschen kaum über die finanziellen Mittel verfügen, sich zum Beispiel einen 300 SL, Pagode oder Jaguar E Type zu leisten!

Wenn wir nicht wollen, diese Youngtimer-Fahrer in unsere Oldtimer-Gemeinschaft zu integrieren, wird es nach meiner Meinung in 15-20 Jahren keine Oldtimer-Szene mehr geben. Davon bin ich überzeugt! Also entspannt bleiben!(Achim N. per e-Mail)

Peinliche Gebrauchtwagen

… Der vermehrte Auftritt von „peinlichen Gebrauchtwagen“ anstelle von echten Klassikern und Oldtimern langweilt mich. Vorkriegsfahrzeuge sind so gut wie nicht mehr vorhanden. Ich verspüre nicht zuletzt deshalb immer weniger Lust, mich auf solchen Messen aufzuhalten. (Peter S. per e-mail)

Gründe für das Verschwinden von Veteranen

… Ihr Editorial hat mir sehr gut gefallen und es hat mich angesprochen und nun schreibe ich ein paar Zeilen. In allem haben sie Recht. Vorkriegszeit-Automobile sind bei Veranstaltungen sehr gerne gesehen jedoch kann kaum ein Mensch der noch seiner Arbeit nachgeht, also vor 1955 geboren ist, sich ein Automobil vor 1950 leisten. Der Grund ist natürlich nicht der Kaufpreis, sondern das fehlende Know How. Dazu kommt noch der Gebrauch. Diese Automobile, welche kulturhistorisch sehr interessant sind, können so selten eingesetzt werden und müssen dazu richtig gewartet und dazu noch richtig gefahren werden. Das traut sich ein junger Mensch heutzutage nur noch selten zu. … Bei den Automobilen vor 1950 ist es ähnlich. Der Stellplatz ist in einer Großstadt genauso teuer wie ein Leasing Angebot für ein Fahrzeug. Das zur Schau stellen klappt dann auch nicht, da ein Teil besorgt werden muss und dadurch die kommende Saison ausfällt. Fahrzeuge ab 1960 sind da wesentlich zuverlässiger. Auslandsfahrten oder sogar ein Urlaub ist sogar damit möglich. Somit ist es manchmal einfach sinnvoller ein Modell ab 1960 zu besitzen. Wenn man es wechseln möchte, sind die Märkte voll und bis 10.000 Euro bekommt man tolle Fahrzeuge. Die wesentlich älteren Automobile dagegen hat man dann sein ganzes Leben und wer kann sich heutzutage noch für etwas entscheiden was ein Leben lang an seiner Seite steht… (Wolfram D. per e-Mail)

Gepflegte Langeweile auf Messen?

… dass Hersteller Oldtimer-Veranstaltungen für die Präsentation neuer Fahrzeuge nutzen, kennen wir seit Jahren – nehmen sie nur den Oldtimer Grand Prix oder die Techno Classica. Für die Veranstalter ist das eine Gratwanderung. Doch wer kann schon auf die Teilnahme solcher finanzstarker Aussteller verzichten? Im Übrigen hält „Heritage-Marketing“ die Markenvergangenheit lebendig. Manchmal wird diese sogar wieder erweckt – siehe aktuell Renault Alpine. Dagegen braucht es schon tieferen Verständnisses, um einer „toten“ Marke wie Borgward, Glas oder De Tomaso anzuhängen. Ausnahmen wie Triumph, MG oder Facel Vega bestätigen die Regel.

Gewiss ist der „Microlino“ ein Isetta-Retro, aber einer der wenigen sympathischen Ansätze zur emissionsfreien Auto-Mobilität in unseren parkprekären Städten. Daher sollten Sie beim Microlino nicht so streng sein – er selbst ist es auch nicht. Und wenn Sie den heutigen MINI oder Cinquecento nur deshalb nicht mögen, weil es „retro“ ist, versuchen Sie es locker zu sehen. Der neue Ford GT (40) ist ebenfalls „retro“ und trotzdem bildschön.

Recht haben Sie, dass viele Veranstaltungen gefühlt zu 90% aus den ewigen SL, Porsches, E-Types und sonstigen einschlägigen Briten bestehen. Nur sind das eben die Fahrzeuge, die sich gut fahren und vor allem „am Markt“ besonders kurrant sind.

Fachkundiges Publikum spendet einem Kadett A oder Renault 4CV heute indessen meist mehr schon Applaus als einem Ferrari 250 oder ewigen Flügeltürer. Denn es weiss zu würdigen, dass sich der Restaurationsaufwand bei den Kleinwagen von einst viel weniger als bei einer Preziose „rechnet“. Deshalb sind Oldtimer-Messen und -rallyes ja auch ein völliges Zerrbild des Straßenbildes von einst. Dort herrschten Käfer, Rekord, Taunus und 180er respektive Peugeot, kleine Renaults, Fiats, Austins und Morris. Dagegen stehen auf Oldtimer-Messen heute fast nur Traumwagen von damals – vom Mercedes „W111“ bis hin zu Facel Vega, Maserati, Ferrari, Lamborghini und Aston Martin. Weil sie sich eben „rechnen“. Die Folge ist gepflegte Langeweile. Wenn Sie das meinen, gebe ich Ihnen Recht.

Vorkriegsklassiker, deren schwache Präsenz Sie ebenfalls bedauern mögen, lassen sich nicht so leicht fahren – wuchten Sie mal einen unsynchronisierten Speed Six, SSK oder 8C mit Mittelgas und Seilzugbremsen durch die Toscana. Oder eine Tin Lizzi, einen De Dion, Laubfrosch oder gar ein Komissbrot über einen Alpenpass. Zudem hat die heutige Klassikerzielgruppe zu solchen Fahrzeugen kaum formalästhetischen, geschweige denn autobiografischen Bezug (ich auch nicht). So droht die Vorkriegszielgruppe auszusterben. Oder kennen Sie einen Bugatti-, Horch- oder Lagonda-Eigner unter 65? Ich auch nicht.

Genau umgekehrt verhält es sich bei Youngtimern: Für einen heute 35-Jährigen ist ein Sacco-Mercedes, Bracq-BMW oder Schäfer-Volkswagen ein Klassiker, mit dem sich Kindheitserinnerungen und -träume verbinden. Zudem sind Youngtimer „bezahlbar“. Jedenfalls, solange kein Elektronik-Bauteil kaputtgeht. Schon aufgrund der zunehmend schwierigen Teileversorgung bei früher Digital- und Kunststofftechnik werden Youngtimer gegenüber Klassikern der analogen 50er bis 70er Jahre immer nur „zweite Wahl“ bleiben. Zudem umweht manchen Youngtimer ein latent schrammeliges Tuning- und Fähnchenhändler-Stigma. Hiervon sind etablierte 60er-Jahre-Schönheiten wie Pagode, CS/i, Ur-Elfer oder E-Type frei. Sie wird man hegen und pflegen, wohingegen die Zukunft vieler Youngtimer leider ungewiss ist. Natürlich meine ich nicht Ur-M3, Ur-Quattro, 190 „Sechszehnventiler“, Delta Integrale oder Testarossa. Sondern die einst ganz normalen Derby, Golf II, Audi 80, Scorpio, Omega, W124, 8er, Uno, Avantime oder Seville. Ich meine, dass wir uns über sie freuen sollten, solange sie noch fahren. (Marcus K. per e-Mail)

Der Begriff Oldtimer sollte überdacht werden

… Bin ebenfalls schon einige Jahre in der Oldtimer-Szene vertreten und finde auch der Staat sollte endlich mal eingreifen, damit nicht jeder Daily-Driver zum Oldtimer wird. Das tut der Szene nicht gut. Es wäre so einfach zu sagen bis Baujahr und danach geht nichts mehr mit Oldtimer. Wir haben jetzt 2018, also müsste man schon Fahrzeuge als Oldtimer akzeptieren bis 1988. Da wären dann Golf II, Mercedes 190, BMW E30 und was weiß ich noch alles für Youngtimer schon ein Oldtimer. Macht schon gar keinen Spaß mehr einen Oldi zu besitzen wenn schon gleich jeder einen hat. Heißt nicht das ich es niemanden gönne. Heißt nur das ich solche sogenannten Oldtimer auf Treffen gar nicht sehen will. Oldtimer wird so zu Jedermanns Sache. Für den Werthalt der Oldtimer ist es bestimmt auch nicht besonders gut, außer man besitzt eine absolute Rarität. Meiner Meinung nach hätte der Staat schon vor Jahren diesen Boom eingrenzen sollen. (W.W. per e-Mail)

Fahrzeuge der Baby-Boomer-Jahrgänge

…die Baby-Boomer-Jahrgänge sind in dem Alter, in dem Sie die Automobile Ihrer Kindheit im Original fahren möchten. Daher werden halt eben 911 oder Pagoden zuhauf gekauft, um viel Spass damit zu haben. Ganz ehrlich, so schön wie ein Ford Mod. T oder ein Käfer auch sein mögen, diese beiden oder andere Modelle machen eben nicht so viel Spaß, denn die Ansichten ändern sich, die meisten haben einfach nicht die Zeit und (Lust) ewig unterwegs zu sein und ggf. auch noch schrauben zu müssen, daher wählen Sie ein zuverlässiges Automobil, mit dem man auch mal eben ein paar hundert (oder auch mal tausend) Kilometer am Stück ohne Probleme hinbekommt. Ja, das alles geht auch mit einem Käfer, aber eben nur rund um den örtlichen Kirchturm… eine etwas weitere Fahrt wird dann schon sehr (zeit)aufwendig … ggf. wenn man einem Mercedes SSK oder etwas vergleichbares dabei hat, aber über die Preise wollen wir gar nicht sprechen. Und wer halt ein Retro-Auto möchte, ja natürlich soll er das fahren, warum nicht … unsere heiss geliebten Youngtimer und Oldtimer waren ja auch mal neu … (Michael B. per e-mail)

Jüngere Old- und Youngtimer-Besitzer kommen in der Szene an

… ich kann Ihnen zumindest bei den Teilnehmern der Oldtimer-Veranstaltungen voll und ganz zustimmen. Die Zusammensetzung der Fahrzeuge hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Nicht nur dass häufig die Anwesenheit von Mercedes, Porsche und Käfern überwiegt, in der letzten Zeit eben auch noch Golf I und II etc.. Das macht den Besuch auch für mich häufig uninteressant. Ich war schon bei Veranstaltungen wo ich nach 15 Minuten durchgelaufen bin und das war´s.

Aber da inzwischen vermehrt jüngere Old- und Youngtimer-Besitzer nachrücken und die vermutlich aus Kostengründen die günstigen Massenmodelle bevorzugen, kann ich nachvollziehen. Und die alten Schrauber werden weniger.

Ich selbst bin auch kein versierter Schrauber, auf professionelle Hilfe angewiesen und habe bei verschiedenen Modellen schon ordentlich Geld versenkt. Momentan habe ich nur noch zusammen mit meiner Frau einen R4 aus 1990, den man günstig warten und unterhalten kann. Momentan liebäugle ich mit dem Erwerb eines Ford A. Wenn man da aber bei den einschlägigen Importeuren nach sieht, überwiegt das Angebot an Mercedes SL, Ford Mustang und eventuell Engländern wie dem MGB. Da sieht man schon wo das in Zukunft hin läuft. (Reinhard Z. per e-mail)

E-Type, 911 und 300SL haben mich noch nie interessiert

… Ich mag die „Brot und Butter Autos“ der 50er – 80er Jahre. Vor Daily-Drivern habe ich dabei besonderen Respekt, auch wenn ich meine Autos mit 07er Kennzeichen überwiegend nicht täglich nutze. Nur im Sommer gönne ich mir einen Mercedes W126 für alle Tage.

Top restaurierte Autos sind mir ein Graus, neuwertige Autos kann ich mir beim freundlichen Opel Händler ansehen. Alte Autos sollten auch alt aussehen und auch so riechen. Die Daily-Driver sind in der Regel die Autos von Schraubern. Für viel Geld einen restaurierten Flügeltürer bei MB-Classic zu kaufen ist keine Kunst. Das Vorkriegsfahrzeuge in Sammlungen von Anlegern verschwinden ist allerdings wirklich traurig. Die werden immer seltener auf den Treffen.
Die Plastikstoßstangen erobern die Oldtier-Szene, das liegt daran, dass jeder gern ein Auto aus seiner Kindheitserinnerung haben möchte und ist damit eine natürliche Evolution. Die Elektronik wird dem ein ebenso natürliches Ende bereiten.

Das, was ich früher als Matchbox-Auto hatte, freut mich am meisten auf Oldtimer-Treffen. Das geht jüngeren Leuten auch so, und so kommen Ford Sierra, VW Passat und Mercedes W124 auf die Treffen.

Schön finde ich, wenn sich auch mal Exoten sehen lassen, wie mein Plymouth Volare, den kein Mensch kennt. Ford Mustang und Corvette stehen ja nun wirklich haufenweise auf den Treffen. Das sind sicher die besseren Wertanlagen, aber sie sind halt auch einfach langweilig. Am Ende muss aber jeder Oldtimer oder Youngtimer seinem Fahrer Spaß machen. (Adrian H. per e-mail)