Wieder einmal stand ein Besuch der Techno Classica 2017 auf dem Programm. Hatte die Messe Besonderes im Vergleich zu Bremen und Stuttgart in den letzten Monaten zu bieten? Von einer Messe erwarte ich einen Querschnitt des Angebotes des Marktes wie er auch in anderen Branchen üblich ist. Deshalb besuche ich Messen, um die Realität zu beobachten. Im Gegensatz dazu kann ich mir im Internet nach eigenem Geschmack meine eigene virtuelle Welt zusammen stellen.
Auch in Essen 2017 fand der Autor dieser Zeilen wieder ein enormes Angebot an Fahrzeugen von Porsche und Mercedes mit angeschriebenen Preisforderungen, die eher Wunschdenken sind. Händler mit «Preis auf Anfrage» suchten offensichtlich das Gespräch mit dem Interessenten. Ein Porsche 356 als Schrott für 39.000 €, einen Mercedes 600 zum Preis von 600.000 € zu verkaufen, ist sicherlich ambitioniert. Ob «unberührte» Exemplare oder «aus prominentem Vorbesitz» wirklich die geforderten Preise wert sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Beim aufmerksamen Suchen nach interessanten historischen Fahrzeugen waren doch einige seltene Fahrzeuge zu entdecken und zu fotografieren. Für den normalen Oldtimerfan mit einem Budget unterhalb von 20.000 € war praktisch kein Angebot vorhanden. Ein früher Saab 96, noch mit 2-Takt-Motor motorisiert, war bereits als verkauft ausgezeichnet.
Bei Jaguar E-Typ, ob Cabio oder Coupé waren Preisunterscheide von durchaus 100.000 Euro zu beobachten. Auch wurden erstaunlich viele Youngtimer angeboten, die noch auf der Straße fast täglich zu sehen sind. Dieser aktuelle Trend spiegelt sich auch in der traditionellen und etablierten Oldtimer Fachpresse in Deutschland wieder. Ob in den diversen Hallen in Essen oder im Freigelände, Schnäppchen wie in der Halle plakatiert, waren nirgends zu finden. Zubehör wurde vielfach angeboten von Kleidung bis Werkzeug, aber praktisch keine Ersatzteile für spezielle Modelle. Dieser Handel findet heute überwiegend mittels Internet und Zusendung per Logistik statt.
Typische Roadster aus Großbritannien wie MG, Triumph waren auf der Messe kaum zu finden. Auch Fahrzeuge aus den USA waren praktisch nicht sichtbar. Einige wenige Vorkriegsfahrzeuge, speziell aus der Messing Ära, sorgten für optische Blickfänge.
Ob einige der gezeigten Youngtimer auch einmal begehrte Oldtimer werden, ist offen. Es hat viel mit Kindheitserinnerungen und Emotionen zu tun. Wenn wir nur noch mit Elektro-Autos die Straßen bevölkern und Fahrverbote für Verbrenner gelten, ob dann diese Art von Autos noch begehrenswert sind, wird die Zukunft zeigen.
In Essen konnte der Besucher viele Angebote der Händler aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien kennen lernen, was vermutlich an der geografischen Lage von Essen liegen dürfte. Subjektiv war der Anteil an unterschiedlichen Sprachen und älteren Besuchern sehr hoch.
Besonders Interesse bei den Besuchern fanden auch 2017 die wirklich fantasievoll gestalteten Stände der Clubs. Aber auch hier war der Trend zu Youngtimern weg von wirklich historischen Fahrzeugen zu spüren.
Der Besucherandrang am Donnerstag und Freitag war im Gegensatz zum letzten Besuch der Messe gefühlt wesentlich geringer.