Welches Automobil aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg kann man kaufen?

Warum der Ford Model A einer der idealen Vorkriegsklassiker ist, soll dieser Beitrag klären. Er wurde mit 4.320.446 Stück von Oktober 1927 bis August 1931 weltweit und in verschiedenen Versionen produziert. Hauptsächlich wurde der Ford Model A in Detroit gebaut, in Argentinien, Deutschland (Berlin / Köln), Dänemark, Frankreich (Asnieres) und unter Lizenz in der Sowjetunion. Er wurde volkstümlich auch als »Baby-Lincoln« bezeichnet, da im Angebot von Ford auch große und teure Automobile waren. Ford hatte zu jener Zeit bereits vorgefertigte Einzelteile nach Südamerika und Europa geschickt, um steuerlich günstiger Autos vor Ort fertigen zu können.

Der Ford Model A ist ein gebrauchstüchtiger und genügsames Vorkriegsfahrzeug. Durch das große Angebot in allen Erhaltungs-, Restaurations-Zuständen und verfügbaren Ersatzteilen für Oldtimer-Liebhaber bezahlbar.

Varianten des Ford Model A gab es als Fahrgestell für Aufbauten von Karosserie-Herstellern. Die verschiedenen Ausführungen sind fast alle in der Standard- und Deluxe Version erhältlich gewesen: Tudor, Fordor, Phaeton, Victoria, Zwei- und Viersitzer Cabriolet, Convertible Sedan, Coupé, Geschäfts-Coupé, Sport-Coupé, Roadster-Coupé, Town Car, Taxi, Station-Lastwagen, Pickup, Lieferwagen (Delivery) und Commercial.

Ford Model A Tudor
Ford Model A Tudor Sedan

Automobile aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg haben ihre besonderen Reize. Die Karosserien und die Technik zeigten noch große Unterschiede gegenüber den Fahrzeugen der 50er und 60 Jahre. Die Karosserien erinnerten noch entfernt an Kutschen (Fiacre). Bei Herstellern, wie bei Ford wurde der Übergang von der Manufaktur- hin zur Fließbandfertigung und der Produktion in großen Serien erfolgreich nach dem Ford Model T fortgesetzt. Andere kleinere Hersteller waren noch nicht so weit in den rationellen Fertigungsmethoden.

Unterschiedliche Motoren gemäß der nationalen Steuergesetzgebung

Die europäischen Hersteller bauten aus heutiger Sicht schwache Motoren mit wenig Hubraum in die damaligen Automobile ein. Grund war die Besteuerung nach Hubraum. In England war der Durchmesser der Zylinderbohrung für die Steuer entscheidend und so wurden dort nur langhubige Motoren produziert, die keine hohe Drehzahlen vertrugen.


© Videoquelle YouTube und Urheberrecht: Video Collections at OHTM

Ganz andere Freiheiten hatten die Autohersteller in den USA. Hier wurden Motoren mit großem Hubraum gebaut, die trotz der damaligen Technik bereits sehr viel Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen hervor brachten und mit wenig Schaltvorgängen beim Fahren auskamen. Das ist vermutlich auch der Grund, warum bei heutigen Veteranen-Veranstaltungen überproportional viele Vorkriegsfahrzeuge aus den USA zu sehen sind. Positiv ist auch, dass diese »gut motorisierten« Vorkriegsfahrzeuge auch heute noch auf den Straßen mit nicht allzu großen Steigungen zügig verkehren können.

Technische Einzelheiten des Ford Model A mit Leiterrahmen

  • 3,3 Liter Vierzylindermotor mit stehenden Ventilen
  • Zenith Steigstromvergaser
  • Starre Deichselachsen mit Querblattfedern vorn und hinten
  • Leistung 40 PS bei 2200 U/min – Höchstgeschwindigkeit 105 kmh
  • 3-Gang-Getriebe ( unsynchronisiert ) plus Rückwärtsgang
  • Verbrauch 8 bis 9 Liter/100 km
  • Elektrik 6 Volt

Es ist nach dem Ford Model T der Veteran Car, der bereits erstmalig die noch heute übliche Anordnung von Kupplung, Bremse und Gaspedal zur Bedienung kennt. Auch wurde im Ford A bereits ein Anlasser verbaut, der nach Einschalten der Zündung mit einem zusätzlichen Fußschalter zum Starten des Motors betätigt wird. Als erstes Großserien-Automobil überhaupt, verfügte der Ford A über Sicherheitsglas in der Frontscheibe! Neu war auch eine elektrische Hupe, das Klaxon, bei dem eine Membrane durch eine Zahnscheibe in Vibration gesetzt wurde und Misstöne mit guter Warnwirkung erzeugte. Das Fahrgestell und die Kotflügel waren immer schwarz lackiert!

Funktion Ford Getriebe Baujahr 1928


© Videoquelle YouTube und Urheberrecht: Ray White

Karosserie

Modelle, die in den USA produziert wurden, haben überwiegend Aufbauten aus Blech. Von den Karosseriefirmen Briggs und Murray wurden Aufbauen mit Holzskelett produziert.

Zur Identifikation der vielen unterschiedlichen Typen dient die Übersicht 1928 – 1931 Model A.

In Europa gebaute Modelle hatten für die Karosserie als Basis ein Holzgerüst (Stellmacherhandwerk) und waren mit Blech beplankt. Ab Werk waren 30 Varianten lieferbar, zum Beispiel als Coupé, viersitziges Cabriolet (Open Tourer), zweisitziges Cabriolet („Runabout“), Limousine mit zwei Türen (Tudor), Limousine mit vier Türen (Fordor) und Lastkraftwagen („One-Ton-Truck“).

Auch der Ersatz von Holz ist beim Ford A kein Problem, denn man kann fix und fertige passende Teile für das Holzgerüst in den USA als Bausatz bestellen. Einen sehr ausführlichen und bebilderten Bericht über ein Ford Model A Town Sedan Restauration findet man auf der Webseite fordmodela.com. Fast alle sichtbaren Blankteile der Baureihe wurden aus rostfreiem Stahl gefertigt.

Farben Ford Model A

Festzuhalten ist, dass die Fahrgestelle inklusive der Kotflügel immer schwarz waren. Bei den diversen Aufbauten und Speichenrädern gab es verschiedene zeitgenössische Farben. Fotos von Fahrzeugen mit authentischen Farbkombinationen finden sich auf der Webseite des MAFCA.

Bestand und Angebote

Es wird geschätzt, dass mindestens 250.000 Ford Model A bis heute überlebt haben. Natürlich sind die meisten Ford A heute noch in den USA zu finden. Die Ersatzteilversorgung ist hervorragend. Das ist vermutlich auch der Grund warum das Angebot an Ford A in allen Zuständen so groß ist. Wie auch bei anderen Fahrzeugen haben die offenen Ford A einen höheren Preis als die Limousinen auf allen Marktplätzen für Oldtimer.

Literatur

Schaut man sich die einschlägigen Webseiten der Lieferanten an, so kann man eine Fülle von Literatur Ford Model A, über die Modellvarianten, Technik und Restauration finden.

Ersatzteile für Ford Model A

Deutschland: Eberle Ford A Ersatzteile (Import aus USA?)
USA: MAC’s Antique Auto Parts, Snyder’s Antique Auto Parts, Bratton’s Antique Auto Parts, Howell’s Sheetmetal und Mike’s “A” Ford-able

Clubs für Ford Model A

Australien: Model A Ford Club of South Australia
Canada: Model ‘A’ Owners of Canada
Deutschland: Alt Ford Freunde
Dänemark: Ford A Club
Niederlande: A-Ford Club Nederland
Schweiz: Ford Club Switzerland
USA: Model A Ford Club of America (MAFCA) und Model “A” Restorers Club

Spezielle Ausführungen zum Ford Model A

Model A House, Ford Garage und The A-400 Group

Fazit und Ausblick

Schon ab den 1930er Jahren konzentrierte sich der Markt, viele Hersteller verschwanden oder fusionierten. Diese Umstrukturierung und Konzentration beschleunigte sich erst recht nach dem 2. Weltkrieg. Die Zeit der Erfinder-Unternehmer war endgültig vorbei und seither hat das Innovationstempo deutlich nachgelassen.