Die heute niedlich erscheinenden Kleintransporter der Wirtschaftswunderjahre in den 50ern waren von den Konstrukteuren ganz nüchtern und pragmatisch konzipierte Nutzfahrzeuge. Sie sollten Fahrer und Ladung von Ort A ins Ziel Z bringen und den Unternehmer nicht viel kosten. Motorisiert waren sie mit 2-Takt-, 4-Takt-Motoren, Luft- oder Wasserkühlung, Heckantrieb oder Frontantrieb, unterschiedlicher Raumökonomie und Leistung.
Am 8. März 1950 war Produktionsstart des Volkswagen T1 und er war die Basis für einen ganz große Wurf und Verkaufserfolg in den 50er und 60er Jahren.
Alfred Haesner, einer der Konstrukteure des VW T1, wechselte 1952 zu den Ford Werken in Köln. Dort konstruierte er den 1953 erschienen Ford FK 1000 (Ford Köln). Aus der Modellbezeichnung geht bereits die Nutzlast von 1.000 kg hervor. Der 1,2 Liter-Frontmotor leistete 38 PS und hatte zu der Zeit die stärkste Motorisierung im Vergleich zu seinen Wettbewerbern. Die Karosserien wurden zum Beginn bei Drauz in Heilbronn gebaut. Da für diese Nutzlast die Motorleistung zu klein war, erhielt er 1955 einen 1,5L-Motor mit 55 PS.
1958 wurde die Nutzlast optional auf 1250 kg angehoben. Sehr vorteilhaft war die ebene Ladefläche mit großer Heckklappe und Seitentür, die es ermöglichte, den Transit mit Paletten zu beladen. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Volkswagen war die Wasserkühlung, die eine vernünftige Heizleistung lieferte. Der schwere Motor auf der Vorderachse ließ den unbeladenen Transit im Rückwärtsgang hoppeln wie ein Hase. Das Lenkgetriebe war leider für die schwere Last unterdimensioniert. Von 1961 bis 1965 hieß der FK schließlich Taunus Transit, weil die späten größeren Ford „FK“ Lastwagen einen schlechten Ruf genossen, die von Problemen mit dem Motor resultierten. Im Dezember 1965 lief der letzte Kastenwagen in Köln-Niehl vom Band.
Ein weiterer wichtiger Kleintransporter der 50er Jahre war der DKW Schnellaster von 1949. Dieser DKW Schnellaster war 1949 die erste Neukonstruktion der Auto-Union nach dem Krieg. Das Konzept war gegenüber Wolfsburg zukunftsweisend. Er besaß Frontmotor mit Frontantrieb. Der DKW wurde auch mit Elektroantrieb in geringer Stückzahl gebaut und in größeren Stückzahlen als Kastenwagen. Somit war im Ladebereich mehr Platz als bei allen Konkurrenten. Der DKW wurde auch als IMOSA in Spanien gebaut. 1958 ging die kapitalschwache Auto-Union an Mercedes-Benz.
In den 50er Jahren gab es noch mehr unverwechselbare Gesichter bei Transportern. Der Tempo Matador aus dem Jahr 1949 von Vidal & Sohn in Hamburg-Harburg war von vorne vom Hundegesicht eines Boxers inspiriert. Heute ist er extrem selten. Anfänglich wurde der Tempo Matador mit VW-Käfer-Motor ausgeliefert. Als der VW T1 1950 auf den Markt kam, stoppte Heinrich Nordhoff die Lieferung der Maschinen an den Konkurrenten. Danach wurde das Knautschgesicht mit Zwei- und Viertakt-Motoren von Müller-Andernach ausgerüstet. Auch nur ganz wenige Tempo Wiking haben überlebt.
Und noch ein für den heutigen Geschmack eigenwilliges Design findet sich beim Gutbrod Atlas. Der Gutbrod Atlas wurde von 1950 bis 1954 im schwäbischen Plochingen gebaut. Der Kastenwagen wurden bei Binz in Lorch karossiert, die ersten Pritschen bei Vischer in Stuttgart. Die Firma Gutbrod fertigte auch Kleinwagen.
Der Zweizylinder-Zweitakter war bereits beim Erscheinen veraltet und hatte keine Chance gegen den 4-Takt-Boxermotor des VW T1. Der abgebildete Gutbrod Atlas steht im Deutschen Technik Museum in Berlin und wurde ganz behutsam von der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft restauriert, um den originalen Zustand so gut wie möglich zu erhalten.
Der Lloyd LT500 wurde von 1953-1957 11.249 mal verkauft. Die damaligen Preise begann beim LT500 mit 4.050 DM.
Für den Chronisten auffallend sind die unterschiedlichen Konzepte der Anordnung der Technik und das eigenständige Design der Karosserien im Gegensatz zum einerlei von heute.
Ergänzungen unseres Lesers Ralph Edelmann: Neben den klassischen Herstellern liefen
seinerzeit auch Eigenkonstruktionen. Ein Beispiel der Zeit war das legendäre “Knusperhäuschen“, ein Eigenbau Lieferwagen der Firma Edelmann & Sohn. Erbaut in Bad Hersfeld in der feinmechanischen Werkstatt von Walter Edelmann, einem Bruder von Rudolf Edelmann. Basis war ein VW Fahrgestell mit VW Motor. Dieses Fahrzeug leistete treue Dienste bis Ende der fünfziger Jahre und wurde dann von einem VW Bus abgelöst. Unter der Woche transportierte der Wagen Nähmaschinen und Motorräder, am Wochenende diente das Fahrzeug als Familienkutsche. Im Sommer war er Begleitfahrzeug und Lumpensammler bei den Ausfahrten des Lambretta Clubs und im Winter beförderte er die Mannschaft des KSV auf den Meissner zum Skiwettkampf.
Einige der Fotos stellte freundlicherweise unser Gastautor Achim Gandras zur Verfügung.