Die Baureihe wurde bereits im Bericht 60 Jahre Škoda 440 – (Skoda Spartak) ausführlich beschrieben. Hier geht es um eine über 60 Jahre nachvollziehbares Leben eines einzelnen Fahrzeugs.
Diese Geschichte handelt von einem Skoda Spartak, der am 1. Februar 1956 in der damaligen Tschechoslowakei erstmals zum Verkehr zugelassen wurde. Damals wurden Fahrzeuge „nur an die Besten“, wie es im kommunistischen Jargon hiess, zugeteilt. Das Auto wurde noch im Jahr 1955 hergestellt, wahrscheinlich unvollständig und wegen Fehlteilen oder Fehlern zurückgestellt. Erster Besitzer bis zum Kauf durch Hr. Kalina war Libor ČERNÝ, seit 3.2. 1956!
Nach der Auslieferung des Autos an den Kunden wurden nachgerüstet: Der zweite Scheibenwischer. Jeder hat einen unabhängigen Elektromotor und sie liefen asynchron! Der Spartakt wurde damals auch ohne Stoßdämpfer ausgeliefert und erst nach sechs Monaten gratis zusammen mit dem zweiten Scheibenwischer nachgerüstet. Angeblich soll das eine harmlose Nachrüstung unter vielen gewesen sein!
Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um ein ganz frühes Modell. Das außergewöhnliche ist, dass dieses Fahrzeug bis heute bei einem Sammler überlebt hat. Solche außergewöhnliche Geschichten gibt es nur ganz wenige in einem Autoleben.
Wie erwähnt, ist der in den Fotos gezeigte Skoda Spartak mit zwei unabhängigen Scheibenwischern ausgerüstet. Der Schalthebel war anfangs am Getriebedeckel, später an der Lenksäule. Die Dreierinstrumente nannte man „Kapelle“. Die Fotos im Jahr 2015 und 2016 zeigen den Zeitzeugen in restauriertem Zustand und authentischer Farbgebung der damaligen Produktion. Die Zierringe rund um die Scheinwerfer waren damals natürlich auch nur lackiert.
Noch heute wird der Skoda von seinem ersten Motor angetrieben und die Fabrikationsnummern von Karosserie und Motor sind identisch, also matching Numbers.
Hinweis: Mit Klick auf ein Foto mit dem Mauszeiger (PC) oder Berührung mit dem Finger (Smartphone, Tablet) wird der Wechsel zum nächsten Foto durchgeführt.
Erinnert sei an die Mangelwirtschaft im damaligen Kommunismus. Jeder Besitzer eines Autos in der Tschechoslowakei versuchte sein Fahrzeug mit allen Mitteln und Basteleien am Leben zu erhalten. Im Laufe der Zeit, an praktisch allen Autos der Marken Skoda, Tatra und Wikov wurden durch die Besitzer zum Teil erhebliche optische und technische Veränderungen gegenüber dem Auslieferungszustand getätigt.
Viele Besitzer älterer Modelle, waren bestrebt, ihre Lieblinge damals immer wieder aktuellen Modellen anzupassen.
So wurden Radkappen von Nachfolgemodellen benutzt, eine andere Kühlermaske montiert, ein ganzes Armaturenbrett ausgewechselt oder Bordinstrumente ergänzt. Bekannt sind auch Ergänzungen am Heckkotflügel (siehe Bild):
Zur Modernisierung wurde auch Vorderachsen vom Nachfolgemodell Oktavia im Spartak montiert. Dieser hatte bereits Spiralfedern anstatt einer Blattfederung und verbesserte den Komfort. Dieser Eingriff wurde auch zu Gunsten der Fahrsicherheit und des Fahrkomforts gemacht. Auch wurden verchromte Teile zur Verschönerung angebracht. Sehr beliebt und preiswert waren neuere Typenbezeichnungen wie „de Luxe“, obwohl sich eigentlich wenig am Auto geändert hatte. Auch wurde das alte Lenkrad gegen ein modisches Weißes vom Nachfolger ausgetauscht. Sehr beliebt waren auch Bicolor-Lackierungen, die waren eigentlich den Exportfahrzeugen vorbehalten, aber es wertete den Spartak optisch auf.
Möge der hier gezeigte Skoda Spartak noch ein langes Autoleben geniessen und ein besonderen Dank gilt seinem Retter. Bitte beachten Sie auch das aktuelle Kfz.-Wunschkennzeichen. Eigentlich ist das am Fahrzeug jetzt angebrachte Kennzeichen kein «richtiges Wunschkennzeichen». Es ist die reguläre tschechische Nummer, die man vom Verkehrsamt «per Zufall» bekommt. Man kann aber diesem „Zufall“ nachhelfen. Entweder man kennt jemanden bei der Polizei … Auch ist es möglich, solch eine „schöne“ Autonummer durch eine finanzielle Zuwendung zugeteilt zu bekommen. Eine richtige Wunschnummer, erst seit 1.Januar möglich, kostet 10000 Kronen, hat einen Text und mindestens eine Zahl. Sichertlich gibt es bereits Spartaks mit dem Kfz.-Kennzeichen „SKODA 440“ oder „Spartak 1“ oder „SPARTAK 56“.
Fotos: Archiv Pavel Kalina, Hradec Králové, Tschechien
Text: J.H. und GWP
Anmerkungen zu den Ländern, Schreibweise und deren späteren Trennung:
- Tschechoslowakei (tschechisch Československo, slowakisch Česko-Slovensko) ist falsch.
Slowakisch heisst auch Československo. Mit Bindestrich geschrieben ist richtig, erst nachdem die Federalrepubliken im Jahr 1990 gegründet wurden. Darum Tschechoslowakei oder die Tschecholowakische volksdemokratische Republik, ab 1960 wurde sie zur Tschechosl. sozialist. Republik. - zur Vollständigkeit: Česko-Slovenská republika (ČSR) von 1938–1939 war die sog. Zweite Republik
- Nach der ersten Trennung: Česká a Slovenská Federativní Republika (ČSFR) von 1990–1992 und Česká republika a Slovenská republika
- Nach der zweiten Trennung: Tschechien und Slowakei im Jahr 1993