An den DKW Monza 3=6 kann sich wohl kaum ein Mensch erinnern, denn wer hat einen auf der Straße oder bei einer Veranstaltung gesehen? Blenden wir zurück in das Jahr 1954. Damals eilten die DKW F91 im Tourenwagen- und Rallye-Sport oft von Sieg zu Sieg. Das brachte die beiden Rennfahrer und Tuner Günther Ahrens und Albrecht Wolf Mantzel auf die Idee, ein DKW Chassis und Technik mit einer richtigen Sportwagen-Karosserie zu versehen. Beim Wiesbadener Concours d´Elegance im Frühling 1954 begeisterte beide das preisgekrönte Sportcabriolet auf Volkswagen Basis von Dannenhauer & Stauss. Dann kam der Auftrag zum Bau eines Prototypen.
Im Sommer 1954 wurde ein kleines Plastilin-Modell erschaffen. Angeblich soll es nie eine Zeichnung gegeben haben. Das war damals die hohe Handwerkskunst der Karosseriebauer bei Dannenhauer & Stauss in Stuttgart. Karosseriebaumeister Franz Villing klopfte das erste Coupé des DKW Monza 3=6 aus Stahlblech und setzte es auf ein verkürztes DKW F91 Chassis. Bis auf wenige Änderungen war die Form somit bereits geschaffen.
Die Auto Union in Ingolstadt, Konzernmutter von DKW, hatte wenig Interesse an dem Modell. Der Verkauf war jedoch bereit, die Fahrgestelle zu liefern und auch das Händlernetz für den Vertrieb des DKW Monza 3=6 bereitzustellen. Gefertigt wurde daraufhin in Eigenregie. Die Blech-Karosserie des Prototypen wurde im Frühling 1955 umgedreht, mit Holz und Beton verstärkt und diente so als Form für den Glasfaser verstärkten Kunststoff (GfK), wie ihn auch die Amerikaner beim Kaiser Darrin aus dem Jahr 1953 und der Corvette C1 verwendeten. Auf diese Weise entstanden in Stuttgart bis Dezember 1956 insgesamt 15 Coupés, die den klangvollen Namen „Solitude“ (Solitude Revival) erhalten sollten, nach der altehrwürdigen Rennstrecke bei Leonberg.
Doch die Geschichte geht weiter. Günther Ahrens wandte sich mit einigen Rennfahrerkollegen an den italienischen Designer und Automobilfunktionär Graf Giovanni „Johnny“ Lurani, der im Dezember 1956 eine Rekordfahrt im Autodromo di Monza ermöglichte, die mit fünf Weltrekorden in der Klasse G bis 1150 Kubikzentimeter endete. In 72 Stunden fuhren vier Fahrer mehr als 10.000 Kilometer mit einem Schnitt von fast 140 km/h. Die Sensation war perfekt und der Name gefunden: DKW Monza 3=6.
Jetzt verwendete man das neue Fahrgestell des DKW F93 mit dem bewährten 900 ccm-Dreizylinder-Zweitakter, etwas in der Leistung gesteigert auf 40 PS, später kam der 1000ccm-Motor mit bis zu 55 PS hinzu, der dem rund 800 Kilogramm leichten Coupé für damalige Verhältnisse sehr ordentliche Fahrleistungen bescherte und es auf über 150 km/h brachte.
Der Medienrummel der Rekordfahrt kam auch beim Heidelberger DKW Großhändler Fritz Wenk an. Man einigte sich mit Dannenhauer & Stauss, übernahm die drei beteiligen Mitarbeiter und verlegte die Produktion ab März 1957 zur Firma Massholder in Heidelberg. Fritz Wenk verständigte sich mit der Auto Union über die Lieferung der Fahrgestelle und besonders ausgesuchter Motoren, die auf dem Leistungsprüfstand aufgefallen waren. Allerdings überwarf sich Wenk bald schon mit Massholder und verlegte die Produktion ab Februar 1958 zur Firma Robert Schenk nach Stuttgart-Feuerbach. Inzwischen jedoch hatte die Auto Union ein eigenes Sportcoupé, den 1000SP, auf den Markt gebracht, womit der Monza zum Konkurrenten im eigenen Hause wurde. Fritz Wenk bekam keine Fahrgestelle mehr geliefert und beendete das Projekt im Juni 1959. Bis in die ersten Wochen des Jahres 1960 wurden die letzten Monza montiert, allerdings nur für Kunden, die ein eigenes Fahrgestell mitbringen konnten.
Über die Produktionszahlen gibt es keine exakten Angaben. Vermutlich wurden lediglich 230 bis 240 Monza in Stuttgart und Heidelberg gebaut worden. Wie viele davon überlebt haben, ist nicht bekannt.
Ein DKW Monza befindet sich im Museum Zylinderhaus in Bernkastel-Kues.
Gastautor: Achim Gandras – Oldtimer-Youngtimer-App