Die BMW 3er-Reihe mit dem internen Kürzel E30, gebaut von 1982–1994, wurde in sehr vielen Karosserie- und Motorvarianten produziert. Heute findet das E30 Cabrio in der Klassiker-Szene mit Chromstoßstangen, gebaut von Juli 1985 bis April 1990 den größten Anklang neben den M3-Modellen.
Im Jahre 1985, als die offene Variante des E30 vorgestellt wurde, war das Angebot an Voll-Cabriolets sehr übersichtlich. Neben Alfa Romeo Spider, Mercedes-Benz SL (R107) und dem Porsche 911 gab es kaum Modelle. In einer anderen Liga spielten die Bügelcabrios VW Golf und Fiat Ritmo von Bertone. Beide wurden auch als Erdbeerkörbchen bezeichnet.
Geschichte der BMW Cabrios
Die BMW Ingenieure konstruierten bereits seit 1982 an einem komplett offenen E30. Davor waren BMW Cabrios ein Geschäft vom Baur Karosserie- und Fahrzeugbau (1910-1998). Erinnert sei an die Modelle der Vor- und Nachkriegszeit wie 328, 507 und die offenen 501/502. Vom Vorläufer des E30, dem E21 gab es lediglich das Baur-Cabriolet mit teilweise offener Bauweise. Auch vom BMW 700 gab es ein Cabriolet und der BMW 02 war Ende der 60er Jahre als offene Variante erhältlich.
Aufwändige Cabrio Konstruktion
Das BMW E30 Cabrio wurde erst ab Frühjahr 1986 mit anfangs langen Lieferzeiten den Kunden übergeben. Übrigens wurden die Cabrios im eigenen Werk gebaut, was der Qualität gut tat. Im Innern haben vier Personen Platz, vorne etwas mehr, hinten etwas weniger und damit ist das Cabrio eine sehr gute Alternative zum späteren BMW Z3. Neben dem 2,5-Liter wurde das Cabriolet ab 1988 auch mit dem Zweiliter-Sechszylinder und ab 1990 auch mit Vierzylinder verkauft. Die Sitzposition ist für große Fahrer perfekt, der Schalthebel sitzt genau dort, wo er hingehört, das Getriebe lässt sich exakt und zielsicher schalten. Die nicht besonders direkt übersetzte Servolenkung vermittelt gutes Gefühl für die Straße.
Das Cabriolet war nicht einfach ein zweitüriger E30 mit abgeschnittenem Dach. Denn ohne Dach musste die Rohkarossse aufwendig verstärkt und für ausreichende Torsionsfestigkeit berechnet werden. Die Längsträger wurden deshalb massiver ausgeführt und zusätzliche Streben zwischen den B-Säulen und hinteren Federbeindomen verbaut. Der Frontscheibenrahmen wurde aus dickerem Blech gefertigt und an vielen Orten wurden zusätzliche oder steifere Blechteile verwendet. Die Steifigkeit der Karosserie überzeugte und war rund 130 kg schwerer als die zweitürige Limousine. Auch Anpassungen am Fahrwerk, das weiterhin aus Querlenkern mit Federbeinen vorne, sowie Längslenkern hinten bestand, waren nötig. Vier Scheibenbremsen waren serienmäßig.
Offen wie geschlossen macht das Cabrio mit Stoffdach eine gute und zeitlose Figur und selbst für windempfindliche Menschen gab es ein Hardtop zu kaufen und nahm in der Regel bei Nichtnutzung viel Platz in der Garage weg.
Mit versenkten Seitenscheiben spürt man schon bei niedrigen Geschwindigkeiten den Fahrtwind, erlebt Autofahren in seiner ursprünglichen Form. In diesem offenen Gefühl ist letztlich auch die Faszination begründet, die von diesem BMW Cabrio auf Anhieb ausgeht. Da kommt Freude beim Fahren auf.
Die fantastischen 6-Zylinder in der Baureihe E30
Besonders begehrenswert sind die Fahrzeuge mit den Reihensechszylindern, sehr laufruhig und leistungsstark. Im Normalfall wurde die Kraft mit einem Fünfganggetriebe auf die Hinterachse übertragen, auf Wunsch gab es auch eine Automatik.
Die Konstruktion des Verdecks
Das Verdeck ist absolut dicht, jedoch der elektrische Antrieb eine Fehlkonstruktion. Die Daten verdeutlichen es: 6 Spriegel, 14 Lenker und 28 Drehpunkte. Im Bereich der Heckscheibe, aus Kunststoff, spannt sich das BMW-Dach optisch wie ein Regenschirm auf und ist hinten nicht an der Karosserie befestigt. Trotzdem regnet es da nicht rein. Das Dach wird mit zwei Verschlüssen vorne geöffnet, das Dach wird hinten angehoben, der Verdeckkasten entriegelt und geöffnet, das ganze Dach unter den Deckel versteckt und der Verdeckkasten wird wieder geschlossen.
Platz für vier Personen
Im Innern haben vier Personen Platz, vorne etwas mehr, hinten etwas weniger, was vor allem auch eine Folge der durch den Verdeckkasten verringerten Innenbreite ist. Damit hinten genug Knieraum vorhanden ist, müssen auch die vorne sitzenden Fahrer und Beifahrer Kompromisse eingehen. Der Kofferraum ist auch für längere Fahrten ausreichend.
Bereits heute in unverbasteltem Zustand ein Klassiker
Es war schon damals klar, dass sich das E30-Cabriolet zum Evergreen entwickeln würde und bis heute sieht man die kompakten Schönwetterautos im Alltagsverkehr, obschon die ältesten längst 30 Jahre alt sind und das H-Kennzeichen tragen. Hohe Laufleistungen ertragen die Motoren bei guter Pflege und Wartung und auch dem Rost waren sie nicht ganz schutzlos ausgeliefert. Einzig die Dachhaut und das Kunststoff-Heckfenster halten nicht ewig. Natürlich müssen das eine oder andere Teil wegen Verschleiß ausgetauscht werden. Die Ersatzteilpreise sind inzwischen BMW üblich hoch, da es spezielle Teile nicht mehr im freien Ersatzteilhandel zu kaufen gibt.
Im Jahr 1991 erhielt das Sechszylinder-Cabriolet ein Facelift mit ab 1990 Plastikprallkörpern,veränderten Rückleuchten und anderen optischen Korrekturen. Diese Facelifting-Modelle sind in der Oldtimer-Szene weniger begehrt. Technisch sind die E30 Modelle natürlich wesentlich komplexer zu warten und zu reparieren als ein BMW 02 mit Vergaser.
Wer mit einem BMW E30 Cabriolet nicht zurecht kommt, wird sich wohl in kaum einem älteren Auto wohlfühlen. Auch die längste Oldtimer-Rallye, zu denen der E30 inzwischen vielerorts auch zum Start berechtigt ist, verliert mit dem frühen 3er ihren Schrecken. Wie sagt man so schön, es ist ein Oldtimer in den man mit 90 Jahren bei guter Gesundheit noch bequem ein- und aussteigen und fahren kann.