Stromlinienform – Ausstellung

Stromlinienform nennt man die Form eines Körpers, die sich durch einen geringen Strömungswiderstand gegenüber dem umströmenden Medium, zumeist Luft auszeichnet. Mit diesem Motto wird im Zeppelin Museum in Friedrichshafen eine herausragende Ausstellung präsentiert. Es gibt wohl kaum ein passenderen Ort, für eine Ausstellung über aerodynamische Formen.

Anfang des 20. Jahrhunderts, im Zuge der beginnenden Mobilität, hat sich mit der Aerodynamik eine kleine Gruppe von Tüftlern und Theoretikern beschäftigt, allen voran Paul Jaray und Max Schirmer. Versuche, Prototypen und kleine Serien haben zwar die Wirkung der Aerodynamik bewiesen. Rumpler, Schlör und Kamm (Kamm-Heck) waren alle kurz daran serienreife aerodynamische Autos zu bauen, aber eben, die Zeit war noch nicht reif.

Tatra T87  Hans Ledwinka
Tatra T87 Hans Ledwinka

Die Ausstellung im Zeppelin Museum skizziert auf attraktive Weise, mittels einmaliger Exponate, die Entwicklung der Tropfenform bei Motorrädern, Autos, Zügen und am Rande von Flugobjekten. Auf zwei Etagen sind chronologisch, mit perfektem, zweisprachigem Kommentar, Modelle, Autos und Motorräder ausgestellt. Seltene Fahrzeuge wie der Silberpfeil, Wanderer, Hanomag, BMW oder Adler haben alle Geschichte im Rennsport geschrieben.

Tatra hingegen, unter Hans Ledwinka und Erich Überlacker, wandten die Erkenntnisse von Paul Jaray konsequent an. Der Tatra T77 wurde das erste aerodynamische Auto der Welt, das in Serie ging. Sein Nachfolger, Tatra T87, ebenfalls ein mit einem V8-Motor mit Luft gekühltem Motor im Heck, wurde in einer Auflage von mehr als 3000 Stück gebaut. Das Auto erreichte dank eines cw-Wertes von knapp über 0,3 die sagenhafte Geschwindigkeit von 160 km/h. 


Nur der II. Weltkrieg verhinderte die Produktion des Volks-Tatra, eines vom ihm abgeleiteten V4 Typs 97, der vom damaligen Führer höchstpersönlich gestoppt wurde, um dem Volkswagen den Weg zu ebnen.

Der ausgestellte Tatra 87 ist eine Leihgabe des Deutschen Museums München und gehörte Ledwinka selbst. Er bekam dieses Fahrzeug, nach seiner Entlassung aus dem tschechischen Gefängnis, als Geschenk von seinem Freund Felix Wankel.

Französische automobile Avantgardisten sind leider nur mit einem Peugeot 402 von Emil Darl’Mat vertreten, auch wenn es bedeutendere Pioniere des geringen Luftwiderstandes bei Peugeot gab, wie zum Beispiel Jean Eduard Andreau. Er baute Delage, Mathis und Peugeot um und erreichte unglaubliche Werte bei der Benzinersparnis (30 %). Der Peugeot 402 Andreau war 140 kmh schnell und verbrannte keine 10 Liter Benzin dank seines cw –Wertes von 0,28.

Eine ganze Reihe von Gegenständen des täglichen Gebrauchs wie Bügeleisen, Brotschneidemaschine oder Radios wurden damals ebenfalls „aerodynamisch“ gestaltet, also dem Zeitgeist entsprechend.

Die Aerodynamik ging auch an Motorrädern nicht vorbei. Das Rekordmotorrad von Henne, Temple und Wright wurden windschlüpfrig gestaltet. Der Schienenzeppelin war ein von Franz Kruckenberg 1929 konstruierter Eisenbahntriebwagen, Dampflokomotiven mit Stromlinienverkleidung wie die deutschen Baureihen 01.10, 03.10, 05, 06 und 62 wurden mit einer Stromschale verkleidet.

Die Ausstellung ist sehr übersichtlich, zweisprachig beschrieben und kommentiert. Als Bonus sind noch drei modernere Rekordwagen von Audi, Mercedes und Opel ausgestellt. Wer dann immer noch nicht genug an Informationen und Anschauungsmaterial gesehen und mitgenommen hat, besucht die Zeppelin Ausstellung.

Zur Ausstellung „Strom-Linien-Form“, die bis zum 17. April 2017 zu besichtigen ist, erschien ein reich bebildertes Buch von Herrn H-D Görg mit dem Untertitel „Die Faszination des geringen Widerstandes“, mit Beiträgen u.a. vom Kurator der Ausstellung Herrn Jürg Bleibler. 
Weitere Infos unter: www.zeppelin-musem.de

Text und Fotos: Dr. Georg W.Pollak,sc.