Bei der Veranstaltung Kronprinz Wilhelm Rasanz hatte ich das Vergnügen zum ersten Mal in einem Vorkriegsfahrzeug mit zu fahren und das bei Sonne und Regen.
Einfach einsteigen und losfahren – das geht bei einem Fahrzeug aus der Frühzeit des Automobils einfach nicht. Am Lenkrad müssen mit zwei Hebeln Zündzeitpunkt und Standgas richtig justiert werden, um den Motor erfolgreich zum Leben zu erwecken. Auch muss die Kurbel zum Anlassen am Motorblock richtig angefasst werden, sonst könnte es einen Knochenbruch geben.
Läuft der Motor, muss der Zündzeitpunkt und das Standgas nachgestellt werden. Das Schalten mit dem nicht synchronisierten Getriebe muss man in Ruhe und geduldig wie in der Fahrschule üben, denn sonst kracht es im Getriebe. Schalten ist hier ein besonderes Schauspiel, denn das Treten des Kupplungspedals geht recht schwer, jetzt den Gang herausnehmen und anschließend Kupplung wieder loslassen. Mit dem Gaspedal kurz Zwischengas geben, aber nicht zu viel, dann Kupplung wieder treten und mit viel Gefühl den Schalthebel so führen, dass die Zahnräder geräuschlos in einander gleiten.
Es ist eben Autofahren pur, das Konzentration und Kraft beim schwergängigen Lenken für den Fahrer erfordert. Zum Halten der Richtung muss öfters nachgelenkt werden. Lenken im Stand geht wegen Fehlen einer Servolenkung überhaupt nicht. Auch die Trommelbremsen verzögern, aber nur sehr behutsam. Einige Beispiel finden sich in der Video-Galerie mit Fahrzeugen vor 1945.
Ankommen war lange keine Selbstverständlichkeit, wegen der damaligen schlechten Reifenqualität und ist auch von der Wartung, u.a. regelmäßiges Abschmieren von vielen Gelenken und von einem geübten Schrauber, der sein Vorkriegsauto kennt, abhängig. Irgendwie steckt ein ursprüngliches Automobil, gebaut zwischen 1900 und 1945, an.
Auch habe ich inzwischen gelernt, dass leider europäische Fahrzeuge damals mit sehr kleinen Hubräumen und geringer Leistung von den Herstellern angeboten wurden. Gründe war die Bemessung der Kfz-Steuer nach dem Hubraum! Viel besser sind da für den heutigen Verkehr die Fahrzeuge der amerikanischen Hersteller geeignet, die verschwenderisch große Hubräume besaßen und damit auch bei niedrigen Drehzahlen schon ein gutes Drehmoment besaßen und relativ schaltungsarm bewegt werden konnten. Hubraum ist halt durch nichts als durch mehr Hubraum zu ersetzen.
In dem Beitrag Welches Automobil aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg kann man kaufen, werden einige geeignete Beispiele und Tipps aufgeführt.