Wenn man aufmerksam Oldtimer Fachzeitschriften durchblättert und sich im Internet informiert, hat man erst einmal den Eindruck, dass die Preise von Fahrzeugen mit einem Mindestalter von 30 Jahren immer mehr steigen. Doch jeder Leser sollte bei der Meinungsbildung ein wenig differenzieren und sich die Unterschiede bei den angebotenen Typen und bei der Preisbildung beim Oldtimer Handel gedanklich verdeutlichen.
Autoauktionen
In vielen gedruckten und online Medien wird vor und nach Autoauktionen über deren Ergebnisse oft über „sensationelle Preise“ nach der Veranstaltung berichtet. Die Berichte der großen Auktionshäuser sind auch eine Form des Marketings in eigener Sache, die als Presseinformationen der Auktionsanbieter überwiegend von den Medien nicht prüfbar übernommen werden.
Sicherlich eine der besten Kampagnen der letzten Jahre war Vergessene Autosammlung entdeckt. Schrott bzw. Fahrgestellnummern wurden zu Fantasiepreisen im Jahr 2015 in Paris gehandelt.
Wenn es sich nicht um einen Oldie mit viel Prestige handelt, dessen Fahrzeug wird garantiert nicht zu einem Traumpreis oder sicherlich nicht in einer Auktion zum Ausrufpreis und mehr zugeschlagen. Um hohe Preise bei einer Auktion zu erzielen, müssen sich in der Endphase der Auktion mindestens zwei Teilnehmer überbieten.
Private Inserate in gedruckten und online Medien
Schauen wir mal die privaten Inserate im Internet oder in vielen Fachzeitschriften an und dazu die Verweildauer der Anzeigen. In der Regel ist für die Verkäufer Ernüchterung angesagt. Auch Wertgutachten des eigene Fahrzeugs sind wenig hilfreich für einen Verkauf. Die vom Inserenten in einer Anzeige gewählten Fotos und Texte sind oft in Anzeigen alles andere als verkaufsfördernd. Gute und aussagekräftige Bilder erhöhen die Verkaufschancen! Der private Inserent kann bei der Darstellung seines Verkaufsobjekts von manchem Oldtimer-Händler lernen. Doch Vorsicht beim Oldtimer Kauf im Internet.
Beobachtung der Oldtimer Märkte
Wurde das treue Gefährt vielleicht unter seinem eigenen Einstandspreis inseriert und wurden alle über die Jahre getätigten Investitionen mental abgeschrieben, meldet sich vielleicht irgendwann ein ernsthafter kaufwilliger Interessent. Nachweisbare und dokumentierte Arbeiten an einem Oldtimer werden oft bei einem privaten Inserenten nicht honoriert. Viele Besichtigungen dienen der reinen Neugier. Gesucht wird das Schnäppchen!
So ist es auch vor einigen Tagen geschehen, da wurde ein Coupé aus den 80er Jahren nach wenigen Stunden der Veröffentlichung der Anzeige am Telefon bereits dreimal verkauft und im Prinzip ein ähnliches Modell mit praktisch gleicher Ausstattung zum vierfachen Preis steht seit Monaten im Internet zum Verkauf.
Ganz schlecht sieht es aktuell bei Fahrzeugen aus der Vorkriegszeit aus. Da rührt sich praktisch nichts an Nachfrage. Ein Beispiel sind die vielen ordentlich restaurierten Ford A in praktisch jeder Ausführung verfügbar. Diese Spezies hat eine ideale Ersatzeilversorgung und kommen von älteren Bürgern oder deren Erben auf den Markt. Es gibt lediglich für Sportwagen aus der Zeit eine emotionale Bindung, aber nicht mehr aus dem eigenen Erleben.
Auch bei bestimmten Engländer, zum Beispiel dem Triumph TR6 lässt die Nachfrage und das Preisniveau spürbar nach. Ist dieser klassische Roadster älteren Menschen inzwischen zu unbequem geworden?
Bei diesem Sachverhalt und Marktlage hilft nur Geduld und den Preis möglicherweise den Gegebenheiten des Marktes anpassen. So ist es halt …
Oldtimer-Händler klassischer Automobile als Preistreiber
Doch kommen wir zum Anfang dieses Beitrages zurück, dem Oldtimer-Händler für die Vermittlung von klassischen Automobilen. Da werden optisch ansprechende Fahrzeuge, meist unterschiedlicher Marken mit gutem Image zu wohlklingenden und unverbindlichen Texten zu sehr hohen Preisen angeboten. Hier wird der emotionale Bezug eines Oldtimers im Marketing oft genutzt. Gegenüber anderen Anlageobjekten haben Oldtimer zumindest einen sinnlichen Vorteil.
Fahrzeuge unterhalb von 20.000 Euro findet man praktisch bei keinem Oldtimer-Händler, weil ein Händler mit einem Oldtimer zum Durchschnittspreis des Marktes nicht genügend verdienen kann.
Klar ein Händler muss Miete für Verkaufsraum, Anzeigen, Messebeteiligungen und Unternehmerlohn generieren, damit sich das Geschäft lohnt. Hier zwei Beispiele wie sich Preise durch Händler rasant nach oben entwickeln. Ein Privatmann bietet ein Fahrzeug mit Image mit sehr hoher Kilomterleistung ohne Dokumentation zu 39.000 Euro an, verkauft es nicht innerhalb eines 3/4 Jahres und beim Händler wird es dann für 48.500 Euro angeboten. Ein weiteres Beispiel soll dieses nochmals verdeutlichen. Da wird ein Auto für 10.000 Euro von einem Händler gekauft, gereinigt und dann für 11.000 Euro an einen Privatmann weiter verkauft. Der spachtelt und lackiert es und verkauft es an einen weiteren Händler für 23.000 Euro. Ob überhaupt an der Technik etwas erneuert wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Händler investiert in eine neue Inneneinrichtung und bietet das Auto dann für 45.000 Euro an. Sportwagen mit Prestige sind generell die Preistreiber …
Offensichtlich sind Käufer bei einem Oldtimer Händler andere Menschen als Interessenten bei einem privaten Inserenten. Anders ist der Erfolg dieses für Händler lohnenden Geschäftsmodells nicht zu erklären. Man kann auch Gutes preiswerter einkaufen …
Der Begriff Oldtimer als Wertanlage, in den einschlägigen Publikumszeitschriften, gerne für marktschreierische Beiträge genutzt, ist bis auf ganz wenige Ausnahmen unrealistisch. Auch bei den Klassiker-Auktionen im Januar 2016 in den USA sanken die durchschnittlich erzielten Preise gegenüber 2015.
Es gibt sicherlich unterschiedliche Kriterien für die Bildung eines Preises für einen Oldtimer.
Fazit: Ob die Preise für einzelne Fahrzeugtypen dem Wert eines Fahrzeuges entsprechen, klärt der Markt selbst durch Angebot und Nachfrage!