Der Borgward „Traumwagen“

Carl F. W. Borgward ließ einen Concept Car nach Vorbild der drei großen US-Hersteller entwickeln. Er wollte damit stilistisch in die Zukunft weisen und auch die technologische Stärke der Marke unter Beweis zu stellen. Das Automobil-Projekt erhielt später den Namen „Traumwagen“. An eine Serienfertigung war nie gedacht worden. Für die Stilistik und Technik war der Freiraum fast unbegrenzt.

Bei der Karosserie kam überwiegend Leichtmetall zum Einsatz. Im Bereich der teilweise klappbaren Kabine und des Interieurs setzte Borgward beim „Traumwagen“ dagegen zum ersten Mal Nylon und Perlon als Werkstoffe im Automobilbau ein und erstmals Scheibenbremsen rundum. Der Prototyp hatte Frontantrieb.

Borgward Traumwagen 1955
Borgward Traumwagen 1955 © Fotoquelle und Bildrechte: Borgward

Der neue Boxermotor mit 2,0 bis 2,5 Litern Hubraum und Varianten mit 100 bis 160 PS sollten im Fahrversuch getestet werden. Die Triebwerke waren konnten wahlweise mit einer Einspritzanlage versehen werden. Der kurzhubige Boxer war für größere Laufruhe optiert. Er hätte auch später im P100 eingesetzt werden sollen. Entwicklungs-Ingenieur Erich Übelacker wollte ein Baukastenprinzip bei Borgward einführen. Der Einzelmotor mit vier Zylindern hätte in verschiedenen Hubraumstufen im Pkw Verwendung gefunden, zwei gekoppelte Exemplare hätten einen Lkw, vier davon einen Panzer antreiben können. Ein erstes Aggregat mit zwei Litern Hubraum besaß eine Saugrohreinspritzung und brachte es auf dem Prüfstand auf 100 PS. Gleichzeitig testete das Borgward-Team einen 2,5-Liter, der mit zwei Vergasern und einer Hirth-Verzahnung an der Kurbelwelle ausgerüstet war. Dieses Aggregat erreichte 130 PS auf dem Prüfstand.

Um diese neue Motorgeneration ausführlich zu testen, entstand ab 1954 der Traumwagen als Einzelanfertigung der Musterbauabteilung.

Bereits Ende März 1955 begannen die Testfahrten. Bei Versuchsfahrten im August kam es in Bremen zu einem Unfall, der mutmaßlich durch eine defekte Bremse verursacht worden war. Das Fahrzeug konnte bis zur Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt 1955 nicht mehr rechtzeitig wieder aufgebaut werden. Beim Neuaufbau ließ Konstrukteur Erich Übelacker das Dach schließlich so umbauen, dass es komplett in einem Teil nach oben klappt. Gleichzeitig stutzten die Aerodynamiker dem „Traumwagen“ nach Windkanaltests die Seitenleitwerke, um das Fahrverhalten im Hochgeschwindigkeitsbereich zu optimieren.

1962 wurde der Prototyp eigentlich verkauft. Übereifrige Arbeiter im Werk hatten das Einzelstück nach dem Konkurs schon in die Schrottpresse geschickt.