Das italienische Unternehmen Bertone, gegründet unter dem Namen Carrozzeria Bertone, war Hersteller und Designer von Autokarosserien und Modellvarianten verschiedener Automobilmarken. Im Jahr 1952 wurde in der Karosserieschmiede zwei Prototypen, ein Coupé und ein Cabriolet gebaut, die später die Bezeichnung Arnolt-MG TD erhielten und Basis für eine kleine Serie wurden.
Im Jahr 1952 liefen die Geschäfte bei Scaglietti, Vignale, Zagato und bei Bertone schlecht, denn es gab noch nicht genügend wohlhabende Käufer, die sich hochpreisige Fahrzeuge aus einer Kleinserienfertigung leisten konnten. Um nicht in die Insolvenz zu steuern, entwarf und baute die Carrozzeria Bertone auf eigene Rechnung auf zwei gebrauchten Chassis des MG TD eine moderne, extravagante und elegante Coupé- und Cabrio-Karosserie. Das Design der beiden Karosserien stammte von dem jungen Stilisten Franco Scaglione.
Beide Fahrzeuge wurden im Turiner Palazzo Esposizioni im April 1952 zwischen den Ständen von Wolseley und Morris von Nuccio Bertone präsentiert. Das Coupé war in einer dunklen metallischen Farbe lackiert worden. Lediglich die Stahlfelgen und der Kühlergrill wiesen optisch auf die verwendete technische Basis hin. Die Bezeichnung des Fahrzeugs lautete ursprünglich MG TD – HP 54.
Ein amerikanischer Geschäftsmann, Stanley Harold Arnolt II, interessierte sich für die von Bertone ausgestellten Fahrzeuge und kaufte beide. Problematisch war, dass beide Karosserien Bertone gehörten, jedoch die MG TD Chassis nicht! Der Amerikaner bestellte je 100 Stück vom Coupé und Cabrio. Er war bereits Eigentümer eines MG TC und hatte sein Herz für britische Sportwagen entdeckt. Sein Geld verdiente Arnolt II mit Zeitungen, Kokosnüssen, Import von BMC Fahrzeugen, Aston Martin und Rolls-Royce.
Arnolt II bestellte 200 Chassis in Abingdon bei MG für die Produktion. Sie sollten mit dem Schiff nach Genua kommen, dann per Bahn nach Turin und als Arnolt-MG in die USA zum Verkauf. Die handwerkliche Produktion der Karosserien aus Aluminum- und Stahlblech begann. Auch die Scheinwerfer, Lenkrad und Instrumente waren von MG eingeplant. Die Autoscheiben kamen von einem Lieferanten von Cisitalia. Der Preis für den Arnolt MG betrug in den USA 2995 US-Dollar für das Coupé und 3145 US-Dollar für das Cabriolet. Die einzige Option bei der Bestellung waren Speichenräder für 195 US-Dollar. Wegen der strömungsgünstigeren Karosserie hatte der Arnolt MG eine Höchstgeschwindigkeit von 90 mph gegenüber dem MG TD von 80 mph.
Das Produktionsziel von 200 Arnolt MG wurde nie erreicht, denn MG ersetzte das Modell TD durch den TF im Jahr 1953 und verkaufte die Fahrgestelle und Technik nicht mehr an Bertone für die Produktion in Turin. So wurden lediglich 102 Arnolt MG produziert und das war wieder ein Rückschlag für die Carrozzeria Bertone in wirtschaftlich schlechten Zeiten.
Insgesamt wurden 65 Coupé und 35 Cabriolets und eben die beiden Prototypen gebaut. Diese Prototypen haben in den USA bis heute überlebt. Einige Arnolt-MG haben den Weg zurück nach Europa gefunden.
In Italien wurde in wirtschaftlich dunklen Zeiten der nicht zeitgemäße XPAG Motors mit 54 PS im Fahrwerk des MG-Y Type bzw. MG-TD genutzt und beide Komponenten mit einer wunderschönen und damals modernen Karosserie von Scaglione verbunden. Aus heutiger Sicht wäre sicherlich ein sportlicheres Fahrwerk und ein leistungsfähiger Motor angemessen gewesen. Doch Not macht erfinderisch und Improvisation war für das Überleben der kleinen Karosserieschmiede notwendig.
Übrigens wurden später noch Arnolt Aston Martin (DB2/4 Fahrgestell, Arnolt-Siata, Arnolt-Bentley (R-Type Continental), Arnolt-Bristol Coupé und Cabriolet für den Auftraggeber gebaut.
Quelle der Daten: Bericht in der englischen Zeitschrift „The Automobile“, Januar 2015