Die Rétromobile in Paris punktete durch Markenreichtum und Attraktivität. Gezeigt wurden viele bekannte Automarken, ein großes Angebot an Teilen, Materialien, Zubehör und drei Auktionen wurden organisiert.
Automobile von De Dion, Delage, Delaunay, Delahaye, Facel, Salmson und Talbot sieht man in unseren Breitengraden eher selten. Die Ausstellungsfläche der Messe wurde in diesem Jahr vergrössert, so dass man auch Fahrzeuge aus der Zeit vom 19. zum 20. Jahrhundert bewundern und auch kaufen konnte. Angeboten wurden auch Rennwagen der neueren Zeit.
In diesem Jahr gab es weniger Präsentationen renommierter Sammlungen zu Gunsten von käuflichen Raritäten. So konnte der Besucher mit passendem Budget hundertjährige Autos erstehen und aus einer großen Auswahl unterschiedlichster Citroën Cabriolets wählen. Angeboten wurden auch Fahrzeuge, die zum historischen London to Brighton Veteran Car Run, Goodwood Festival of Speed oder Mille Miglia zugelassen sind. Darunter waren Fahrzeuge von Alfa, Talbot Lago, Delahaye Competition, Bizzarini, OSCA, Bentley oder Ferrari.
Aston Martin bestätigte seine Popularität durch ständig steigende Preise. Der DB5 aus dem 007-Film Goldfinger, ausgerüstet mit Maschinengewehren, Pneuschlitzern und rotierenden Autokennzeichen, war nur einer der Publikumsmagnete.
Die wahrscheinlich authentischsten Rennwagen wartet Lukas Hüni, Schweizer Händler und Sammler von Pretiosen. Bugattis, die einst vom Trintignan und Dreyfuss gefahren wurden, standen auf seinem Stand neben siegreichen Bentleys, die in Le Mans dabei waren. Auch das teuerste Auto der Oldtimer-Messe steht in seinem Eigentum: Bugatti CS 57 Atlantic.
Peugeot und Citroen zeigten Automobile für jung und alt, so zum Beispiel ein Raupenfahrzeug B2, das trotz seinen ärmlichen 20 PS als erstes Auto überhaupt die Sahara im Jahr 1922 überquerte, sowie Familien Cabrios und einen Concept Car. Das älteste Auto in der Ausstellung der Rétromobile war ein Peugeot Typ 3.
Liebhaber historischer Motorräder fanden ausgesprochene Raritäten vor. Michaux-Perreaux von 1871, das erste Motorrad überhaupt. Es war zwar 35 kmh schnell, hatte aber noch keine Bremsen! Das Blériot hatte Ganzstahlfelgen, von René Gillet 1939 gebaut, hat einen Hubraum von 750 ccm und wurde Harley von Montrouge genannt.
Auch andere Marken wie Pécourt, Gnome & Rhône, Derny Taon, Monet-Goyon oder Viratelle waren sehenswert. Übrigens die Bezeichnung „motocyclette“ liessen sich die Franzosen schon im Jahr 1898 patentieren.
Eine ganze Ausstellungshalle war für Teile und Zubehör reserviert. Historische Messinstrumente und Uhren wurden überraschend günstig angeboten, durchwegs um die 45 Euro.
Nur wenige Schritte weiter, wurden weitere Raritäten angeboten. Es waren zum Beispiel ein Abarth mit aerodynamischer Karosserie. Der Motor mit nur 1000 ccm Hubraum hatte so viel Kraft, die für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h reichte. Nicht weit davon entfernt stand der sechsrädrige Tyrell Rennwagen und Delage D8 und eine Maharadscha Limousine von Figoni.
Die Artcurial und Sotheby’s Auktionen wurden mit grosser Spannung erwartet. Drei Auktionatoren mit zwei Helfern übertreffen sich durch Superlative und Witze auf Kosten der Angebote wie auch deren Besitzer. Lachsalven und frenetischer Applaus gehören einfach zu französischen Auktionen.
Autos aus der Ogliastro-Sammlung erzielten überdurchschnittliche Preise, darunter ein Kinder-Bugatti mit 90.000 Euro, ein Bugatti T 57 Atalante erzielte 2 Millionen Euro. Ein total verrostetes DS Chapron Cabrio ging für sagenhafte 85.000 Euro und ein Ferrari Spider für fast 3 Millionen Euro an den neuen Eigentümer.
Sotheby’s versteigerte hauptsächlich Klassiker und Youngtimer. Der Porsche
901 Prototyp erzielte 650.000 Euro, der Porsche Carrera RS 2,7 und eine kleine Alfa Giulietta Cabrio Competizione jeweils eine halbe Million Euro. Es überrascht nicht mehr, wenn ein Käfer im Originalzustand 60.000 Euro kostete. Nur ein Alfa von 1934, BP3 an dessen Lenkgrad sich Nuvolari und Dreyfuss abwechselten, sprengte mit 3,9 Millionen Euro den Rahmen. Hingegen blieben, ein Jaguar SS100 und ein Aston Martin DB4 sowie 15% der angebotenen Lots ohne neuen Eigentümer stehen.
Einige Anbieter testeten den Markt mit zum Teil unrealistischen Preisen. So wurde ein sehr aufwendig renovierter Mercedes 190SL für 285.000 Euro und ein Prototyp Mercedes 300 SLS für 1,5 Milionen Euro angeboten. „Global gesehen, ändert sich die Oldtimer-Szene und Preise vom teurem Hobby zum Investment, gesteuert durch Anlagefonds, was zumindest nachdenklich stimmt…“, wie P.Kalina, ein Oldtimer-Sammler und Szenenkenner einschätzte.
An fünf Tagen, vom 8. – 12. Februar 2017, besuchten die Oldtimer Messe Rétromobile 120.000 Besucher aus 35 Ländern.
Gastautor: Text und Fotos Dr.Georg W. Pollak, sc.