In excellenten Werkstätten und für viel Geld entstehen in Fachbetrieben Fahrzeuge bei denen die Grenzen zwischen Restaurierung, Rekonstruktion, Modernisierung mit moderner Technik, Neukonstruktion, Nachbau oder Replikate nicht klar voneinander abgrenzbar sind. Immer mehr Hersteller entdecken diese lukrative und gut bezahlte Nische. Offensichtlich gibt es auch für diese besondere Spezies genügend Abnehmer.
Geschichte wird ausradiert
Wenn nur Elemente eines historischen Fahrzeugs beim Neuaufbau verwendet werden, dann wird die Geschichte des betreffenden Fahrzeugs ausradiert. Das ist der Fall bei einem komplett neu gebauten Karosseriekleid. Ein trauriges Beispiel ist der ex BMW 507 von Elvis Presley. Vom Wrack des BMW 507 ist keine Substanz nach dem Neuaufbau bei BMW übrig geblieben. Bei diesem Fahrzeug mit prominentem Vorbesitz wird über die Rekonstruktion heftig diskutiert.
Das ist es, was originale Wagen zu Zeitmaschinen macht. Deshalb darf man auch bei wirklich bedeutenden Fahrzeugen die Spuren von vielen Jahren des Daseins nicht mit einer „Restaurierung“ auslöschen, die vom Original nichts mehr übrig lässt.
Neubau nach historischem Vorbild
Ein völliger Neubau nach historischem Vorbild sind die in mehreren Exemplaren entstandenen Rekreationen des Bentley Blue Train von 1930. Bugattis sind als Nachbauten ebenso beliebt wie diverse Bentley Sportwagen aus den 1920er Jahren in Anlehnung an die echten schnellsten Lastwagen der Bentley Boys. Von den Bugatti Grand-Prix-Rennern 35B sind rund 500 Nachbauten in Argentinien entstanden! Eine große Zahl Nachbauten wurden auch vom Alfa Romeo 8C 2300 gefertigt. Bekannte Nachbauten in großer Zahl sind bekannt vom Porsche Speedster, Shelby Cobra und Mercedes 300SL.
Auch an diesem Beispiel kann der Leser gut erkennen, Originalität ist relativ und Diskussionen darüber vermutlich ohne Resultat und Konsequenzen.
Auch Automuseen von Audi, BMW, Mercedes, Skoda, Volkswagen u.a. haben viel Geld dafür bezahlt, um bekannte Fahrzeuge aus deren Unternehmensgeschichte wieder erstehen lassen.
Der Rennwagen Auto Union Typ D, der in der Öffentlichkeit vorgeführt wird, ist ein Nachbau. Grund für den Nachbau in diesem Fall: Audi möchte das Original schonen, aber einen historischen Rennwagen zeigen und vorführen.
Das muss leider so deutlich gesagt werden: Ein verlorenes historisches Original lässt sich nicht einfach „nachbauen“. Die Ehrfurcht vor den Originalen resultiert aus der unmittelbaren Konfrontation mit der Geschichte.
Zweifelhafte Neubauten und Mix aus Material und Technik
Was aus meiner Sicht gar nicht geht, ist der Nachbau eines Bugatti mit Karosserie aus Kunststoff, aufgebaut auf einem Jaguar Fahrgestell. In den USA wird der Porsche 911 aus den 60er Jahren hergestellt, mit Kunststoffkarosserie und angereichert mit viel moderner Technik.
Fortsetzung angefangener Serien
Ein weiteres Kapitel sind die Fortsetzungen angefangener Serien von Herstellern, Beispiel Jaguar XJ 220, XKSS und E-Type Lightweight. Auch Aston Martin beginnt mit dem Nachbau des Kundensportmodells DB4 GT. In den USA wird der DeLorean DMC-12 nicht mit dem damaligen Euro-V6 ausgerüstet, sondern mit einem doppelt so starken Motor.
Replikate oder Neuaufbauten werden auch zur Geschichte
Bereits vor 30 Jahren gab es Replikate oder Neuaufbauten. Sie sind in ihrer Ausführung ebenfalls ein Teil der Technikgeschichte geworden, aber besitzen in der Regel nicht den Wert Ihrer „echten“ Vorbilder.
Special Sportwagen
Das Thema Vintage Special ein Oldtimer bzw. Veteran Car ist ein weiteres Thema über das man gut oder schlecht finden und diskutieren kann.
Chancen auf Straßenzulassung
Mit einer Straßenzulassung dürfte es bei Neukonstruktionen oder Replikaten von Fahrzeugen schwierig werden, denn sie erfüllen nicht die aktuellen Anforderungen an die Sicherheit und Abgasverhalten. In den USA dürfen Auto-Legenden neu entstehen und werden zugelassen, wenn sie maximal 325-mal im Jahr produziert werden. „Moderne Umweltstandards“ müssen erfüllt werden, aber von aktuellen Sicherheitsauflagen ist diese Spezies befreit. Einige bekannte Hersteller werden in dem Bericht über Rekreationen, Repliken oder Specials genannt.
Schwarze Schafe im Handel
Betrug ist es, wenn bei einem Verkauf nicht auf die Abstammung, Hersteller und fehlende Geschichte hingewiesen wird oder gar zwei Fahrzeuge mit gleicher Fahrgestellnummer existieren und angeboten werden. Bekannte Beispiele sind „Porsche 911 Zwillinge“. Diese Variante ist beliebt bei kleinen Sonderserien des Modells. Weitere Beispiels sind NSU Prinz 100, der zum zum NSU TT(S), VW T1 Bus der zum VW T1 Samba umgebaut wurde und nicht entsprechend deklariert ist.
Nachträglicher Umbau von Coupé in Cabrio
Meist wurde in der Vergangenheit mehr Coupés eines Typs hergestellt als Cabrios. Beliebt sind Umbauten eines Coupé in ein Cabrio. Sportlichkeit und Cabrio verkauft sich immer gut. Bekannt für zeitgenössische Umbauten sind hier der Mercedes W111. Die offenen Varianten galt als das Vornehmste, was die deutsche Autoindustrie damals in den 60er Jahren lieferte. In der zweiten Hälfte der 50er Jahre war es das Borgward Isabella Coupé. Beide wurden nachträglich von spezialisierten Fachbetrieben vom festen Dach befreit, die Karosserie verstärkt und fix und fertig als neues Cabrio ausgeliefert.
Concours d’Elégance
Zu einem Concours d’Elégance sollten Neubauten und Replikate vom Veranstalter nicht zugelassen werden. Bei Ausstellungen sollte deutlich auf den Nachbau hingewiesen werden.
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Neubauten sind für FIA kein Hinderungsgrund
Die FIVA setzt sich für automobiles Kulturgut ein. Anderer Ansicht ist der Dachverband des internationalen Motorsports FIA (Federation Internationale de l’Automobile). Schon seit Jahren haben es dessen Funktionäre aufgegeben Originale von Nachbauten zu unterscheiden. Für den Dachverband hat Gültigkeit, das ein Rennwagen technisch den Homologationsunterlagen entspricht. Bei Vorkriegsfahrzeugen gab es diese Dokumentationen noch nicht. Es reicht also wenn ein Fahrzeug exakt dem historischen Vorbild entspricht.