Karmann-Ghia, Erdbeerkörbchen, der offene Golf I und das Käfer-Cabrio waren ganz bekannte Produkte von Karmann in Osnabrück. Dort wurde auch der bis heute fremdartige Volksporsche 914 gefertigt, außerdem BMWs CS-Coupés der 70er-Jahre. Die Bremen Classic Motorshow zeigt noch nie öffentlich gezeigte Prototypen aus der Osnabrücker Manufaktur.
Nahezu unbekannt ist, dass das im Jahr 2009 in Konkurs geratene Unternehmen Deutschlands wichtigste unabhängige Ideenschmiede für Fahrzeugaufbauten diverser Hersteller war. Karmanns Kreativität musste sich auch nicht vor den Couturiers wie Pininfarina oder Bertone verstecken. Vor allem vermied Karmann jahrzehntelang, das Familiensilber der raren und einzigartigen Schöpfungen unters Volk zu streuen. Weshalb die Sammlung des ehemaligen Familienunternehmens, das 2010 größtenteils von Volkswagen übernommen wurde, noch heute erhalten ist. Dabei sind zahlreiche Unikaten.
Deren Geschichte reicht 115 Jahre zurück, also bis ins Jahr 1901, in dem Wilhelm Karmann einen Kutschen- und Wagenbaubetrieb übernommen hatte. Ein Jahr darauf fertigte er seine erste Motorwagen-Karosserie. Einer der ganz wenigen überlebenden Zeitzeugen dieser Ära ist der Dürkopp 8/18 PS Doppelphaeton von 1909, das älteste Automobil der Sonderausstellung.
Bereits damals gehörten viele Automarken zu Karmanns Klientel, etwa die Adler-Werke in Frankfurt am Main. Spitzenmodell war ab 1936 der stattliche Adler Diplomat, dessen wunderschöne Cabriolet-Version von Karmann karossiert wurde. Ein paar Klassen bescheidener ist der 1939er Ford Eifel Roadster mit Karmann-Aufbau.
Die Nachkriegsjahre läutete der damals modern gestaltete Hanomag Partner ein, mit dem der Nutzfahrzeughersteller aus Hannover 1951 in den Personenwagenbau zurückzukehren plante. Das Vorhaben wurde verworfen, alle 20 bei Karmann gefertigten Prototypen sollen verschrottet worden sein. Tatsächlich entkam ein einziger Vertreter der Schrottpresse und ist in Bremen als Original erlebbar.
In der folgenden Epoche prägten Sonderaufbauten für Volkswagen das Portfolio des Osnabrücker Karossiers. Die Serienmodelle sind bestens bekannt. Nicht jedoch die entsprechenden Studien und Prototypen. Der formale Archetyp des VW Karmann-Ghia von 1953, der im Konzeptstadium verworfene „Coupé-Käfer“ (1962), der „große Karmann“ Typ 34 als 1965er Einzelstück 1600 TL mit Fließheck und die exotische Sportwagen-Stilstudie Typ 1 Cabriolet von 1965. Diese und weitere kaum bekannte Denkmodelle, die Karmann einst für seinen Großkunden kreierte, dürfen an der Weser endlich bewundert werden.
Wer weiß schon, dass Karmann damals auch für Volkswagens größten Konkurrenten Opel arbeitete? Zeugnisse sind die Cabrio-Prototypen der Opel-Typen Commodore (1967) und Manta (1970) – neben dem ehemals schnellsten deutschen Serienauto, dem extrem seltenen Opel Diplomat Coupé von 1965, der ebenfalls das Prädikat „Made in Osnabrück“ trägt.
Die Bremen Classic Motorshow findet statt von Freitag bis Sonntag, 3. bis 5. Februar 2017, in allen Hallen der Messe Bremen sowie der mobilen Halle 8. Die Hallen sind von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 16 Euro. Mehr Infos: www.classicmotorshow.de.