Ein Maybach im Automuseum Dr. Carl Benz

Maybach SW 42
Maybach SW 42 © Fotoquelle und Bildrechte: Automuseum Dr. Carl Benz
Die Sonderausstellung „Maybach“ im Automuseum Dr. Carl Benz war eigentlich nur als kurzes Gastspiel gedacht.

Nach einigen Wochen musste der wertvolle Wagen dann wieder an den Besitzer zurückgegeben werden. Wir mussten aber feststellen, dass noch viele Besucher ins Museum kamen, um sich den Maybach SW42 aus dem Baujahr 1939 anzusehen.

Doch an der Stelle, an der dieser Maybach gestanden hatte, war jetzt wieder unser Adler Triumph Junior aus dem gleichem Baujahr platziert.

Der Besitzer des Wagens hat sich nun entschlossen, seinen Maybach SW 42 dem Automuseum Dr. Carl Benz noch einmal zur Verfügung zu stellen. Dieses Mal sogar für eine etwas längere Zeit.
So haben die Besucher des Museums jetzt wieder Gelegenheit das einstige „Flaggschiff“ der deutschen Automobil-Industrie von allen Seiten zu betrachten und dieses Mal sogar mit aufgeklapptem Verdeck.

Das Automuseum Dr. Carl Benz ist noch immer frei von Absperrungen und Barrieren.

Technische Daten des ausgestellten Maybach SW 42

  • Hersteller: Maybach-Motorenbau GmbH, Friedrichshafen
  • Typ: Maybach SW 42
  • Baujahr: 1939
  • Technik: Motor 6 Zyl. Reihe, 4197 ccm, 140 PS, 2 Steigstromdoppelvergaser Solex, 5-Gang Maybach Getriebe mit Vorwahlhebel am Lenkrad, Bremse mechanisch mit Saugluft Bremshilfe, Tiefbett Kastenrahmen
  • Preis: 21.250,– Reichsmark

Wechselvolle Geschichte des ausgestellten Maybach SW 42

Im November des Jahres 1939 wurde das Fahrzeug von einem Herrn Müller in Friedrichshafen im Maybach-Werk abgeholt. Sein späteres Kennzeichen, das er bei seiner Zulassung in Berlin bekam lautete „SS 92 – 120“. Die Lackierung des Wagens war polizeigrün mit rotem Lederpolster. Es ist anzunehmen, dass der Wagen aufgrund seiner Zulassungsnummer einem prominenten SS-Mann zur Verfügung stand. Im Jahr 1945 diente er ihm wahrscheinlich als Fluchtauto aus Berlin. Jedenfalls gelangte der Maybach nach Kriegsende in den Rhein-Neckar-Raum und tauchte bei einem Gebrauchtwagen-Händler in Schwetzingen auf. Drei US-Amerikaner kauften den Wagen und ließen ihn nach Amerika bringen. Dort wurde der Wagen sofort weiter verkauft. Der heutige Besitzer konnte den Maybach dann im Jahre 1998 erwerben.

Für eine gründliche Restaurierung ließ er das Fahrzeug zurück nach Deutschland bringen. Der Deutsch-Amerikaner, der noch immer in Amerika lebt, stellt den Maybach SW 42 dem Automuseum Dr. Carl Benz als Leihgabe zur Verfügung.

Wilhelm Maybach

Wilhelm Maybach war sicher einer der genialsten Konstrukteure der Automobilgeschichte. Sein Talent wurde schon früh entdeckt, als er als Vollwaise in das „Bruderhaus“ in Reutlingen kam. Gustav Werner, Leiter des Bruderhauses, verschaffte dem talentierten Jungen ein Praktikum an der dem Bruderhaus angeschlossenen Maschinenfabrik. In leitender Position dieser Fabrik war damals Gottlieb Daimler tätig. Er wurde schnell auf den begabten Praktikanten aufmerksam. So begann eine Verbindung, die für viele Jahrzehnte die Automobilgeschichte beeinflussen sollte.

Daimler hatte das Geld und die Ideen und Maybach verstand es, sie erfolgreich umzusetzen. Am 6. Juli 1879 wurde Maybachs Sohn Karl geboren. Es zeigte sich schnell, dass er die Begabung seines Vaters geerbt hatte. Nach seiner Ausbildung und dem anschließenden Studium arbeitete er zunächst bei der Daimler-Motorengesellschaft in Stuttgart. Sein Vater, Wilhelm Maybach, war dort als Chefkonstrukteur tätig.

Im Jahr 1906 wechselte Karl Maybach zu einer Firma nach Paris. Dort bekam er den Auftrag zur Schaffung eines Motorwagens mit 6-Zylinder-Motor. Schon im Jahr 1909 kehrte Maybach nach Deutschland zurück und übernahm als technischer Direktor die Leitung der Konstruktionsabteilung bei der von Graf Zeppelin neu gegründeten „Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH“ in Bissingen an der Enz.

Im Jahr 1918 wurde das Unternehmen in „Maybach Motorenbau GmbH“ umbenannt. Im Jahr 1919 entstand der erste Versuchswagen, der den Markennamen Maybach trug. Es vergingen noch weitere zwei Jahre, bis der neue „Maybach W 3“ im Jahre 1921 der Kundschaft auf der Berliner Automobilausstellung zum Kauf angeboten werden konnte.

Es war das gleiche Jahr, in dem anlässlich dieser Automobilausstellung die AVUS Rennstrecke eröffnet wurde.

Maybach Zeppelin Gemälde 1.20 m  x 1,00 m von Kurt Albiez
Maybach Zeppelin Gemälde 1.20 m x 1,00 m von Kurt Albiez

Im Laufe der Geschichte der Maybach Automobile galt stets der Anspruch. Höchste Qualität herzustellen. Bis heute legendär bleibt der „Maybach Zeppelin“ mit seinem 12 Zyl. V-Motor, der ab 1930 produziert wurde.

Der Wagen sprengte in seinen Ausmaßen alle Dimensionen des damaligen Automobilbaus. Aber auch sein Preis war mit 32.000 Reichsmark gigantisch. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Maybach stets nur Fahrgestelle lieferte. Die Herstellung der Karosserien überließ man so renommierten Firmen wie Spohn in Ravensburg, Erdmann und Rossi in Berlin oder Gläser in Dresden. Dadurch konnten stets die Sonderwünsche der honorigen Kundschaft berücksichtigt werden.

Fotos eines Maybach SW38 Cabriolet finden Sie im Beitrag Maybach SW38 Cabriolet Karosserie Spohn Baujahr 1937.