Die Geschichte des BMW bzw. EMW 340

Der BMW bzw. EMW 340 gilt als eine der ersten Nachkriegsentwicklungen im Autobau in Deutschland. Der Typ 340 hat seinen Ursprung in Eisenach am Fuß der geschichtsträchtigen Wartburg in Thüringen.

Eisenacher BMW-Werk nach 1945

Das Eisenacher BMW-Werk hatte nicht das gleiche Schicksal, wie so viele andere Wirtschaftsbetriebe in der sowjetischen Besatzungszone nach Kriegsende. Das Werk war lediglich teilweise zerstört. Viele Werksangehörige waren im Krieg geblieben oder sind mit den Patenten in Richtung Westen verzogen. Andererseits blieben viele Leistungsträger, die Konstruktionszeichnungen und viele Teile vor Ort, so dass mit einer erneuten Produktion begonnen werden konnte.

EMW 340 in Thüringen
EMW 340 in Thüringen

Ursprung BMW 326

Die BMW 326 Reiselimousine wurde von 1936–1941 gebaut und ist von 1947 bis 1949 als BMW 340 auf der Basis des BMW 326 wieder entstanden. Das Modell hat eine unverwechselbare wuchtige Front und einen von außen zugänglichen Kofferraum. Der hier vorgestellte EMW 340 hat viele Änderungen gegenüber seinem Vorbild aus der Zeit vor 1941 bekommen und wurde von 1949 – 1955 gebaut. Vermutlich ab dem 1. Juli 1952 wurde er als EMW 340 bezeichnet.

Die vorderen Türen, als Zugang zu den Vordersitzen öffnen noch nicht nach vorn, sondern nach hinten. Sie werden als Selbstmördertüren bezeichnet. Diese Art von Türen werden so genannt, da sie hinten an B Säule angeschlagen sind und bei der Fahrt anders als die heutigen Türen, die an der A-Säule befestigt sind, nicht zugedrückt, sondern ruckartig aufgerissen werden. Es ist ein selbstmörderischer Versuch diese Art von Tür beim Fahren wieder zu schließen! Auffällig ist der großzügige Platz für die Insassen und die weiche Federung des Wagens.

Veränderungen und Besonderheiten EMW 340 im Vergleich zum BMW 340

– 6-Zylinder-Motor mit 55/57 PS BMW 340 und BMW 340-2
– 2 Fallstromvergaser, Solex, BVF oder Jikov
– Großer gemeinsamer Luftfilter nur EMW 340-2, somit 57 PS
– Lenkradschaltung nur BMW 340-2 und EMW 340-2
– Drehstabfederung der Hinterachse
– Neugestaltung des vorderen Kotflügels mit integrierten Scheinwerfern
– Reserverad innenliegend
– Innenraumheizung
– Durchgehende Sitzbänke vorn und hinten für BMW 340-2 und EMW 340-2
– leicht verändertes Armaturenbrett

Damalige Aktivisten konnten die Sowjets davon überzeugen, dass das Werk in Eisenach Bestand haben sollte. Dafür baute man BMW 321 und BMW 326 aus Teilen zusammen, welche die Kriegszerstörungen überdauert hatten. In Eisenach liegt die Wiege von 100 Jahre BMW Autoproduktion.

12/1896 FFE Fahrzeugfabrik Eisenach AG
ab 1898 Wartburg Motorwagen
ab 1904 – 1914 und ab 1919 DIXI
05/1921 Fahrzeugfabrik Eisenach, Zweigniederlassung der Gothaer Waggonfabrik AG
bis 1927 – DIXI
ab 1927 – 1928 3/DA 15/1
11/1928 Bayerische Motoren Werke AG
ab 1928 – 1934 BMW 3/15
1930 – 1931 BMW – „Wartburg“
ab 1932 – 1934 BMW 3/20
ab 1934 – 1943 BMW 303, BMW-315, -319, -321, -326, -327, -328, (-325), -335
10/1945 Wiederinbetriebnahme als BMW Werk

Auf sowjetischen Befehl wurden ab 1945 BMW 321 und später BMW-326 gebaut. Die Enteignung im Sommer 1945 durch die Sowjets kam dieser Entwicklung zuvor.

Nachdem die ersten Wagen die sowjetische Administration überzeugt hatten, wurde das Werk 1946 in die AWTOWELO AG, einen russischen Maschinenbaukonzern, eingliedert. Dies geschah genau am 13.August, einem Datum, welches später die deutsche Nachkriegsentwicklung nochmals prägnant veränderte.

In der Zeit wurden neben BMW 321 und BMW 326 auch BMW 327 hergestellt und die Weiterentwicklung des BMW 340 und dessen Nachfolger 340-2 betrieben.

Geschichte Automobilproduktion Eisenacher bis 1992

06/1952 VEB Automobilfabrik EMW Eisenach, (EMW) Eisenacher Motorenwerke
EMW 340-2 und Varianten, auch EMW 327

Logowechsel: (BMW zu EMW und Farbe blau zu rot zum 01.07.1952

1953 VEB Automobilwerk Eisenach (AWE) (bis 4/1991)
EMW 340-2 und Varianten,
ab 1953 EMW 309 (IFA F9) (Ostdeutsche Pendant zum F89 bzw. F91)
ab 1956 Wartburg-311, -312, -313
ab 1966 353
ab 1988 1.3
bis 1956 EMW-Rennsportwagen, 1,5 Liter
09/1992 Opel Adam AG

Die Entwicklungsarbeiten für den EMW 340 begannen 1947 in der AWTOWELO AG. Bereits im April 1948 waren 2 Prototypen hergestellt worden und im Februar 1949 wurde das Automobil als eigenständige Entwicklung in Brüssel ausgestellt und ab Oktober 1949 in die Serienproduktion überführt.

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Von 1949 bis 1951 wurden ca. 8.000 Stück BMW 340 und Varianten gebaut. Von 1951 bis 1955 verließen weitere BMW 340 / BMW 340-2 und EMW 340-2 sowie Varianten des Fahrzeuges das Werk (ca. 13.000 Stück).

Der Markenwechsel vom BMW zum EMW zum 01.07.1952 wurde durch den Patentstreit zwischen den nunmehr in München ansässigen BMW Werken und der AWTOWELO AG herbeigeführt. Baugleich wurden die Wagen nunmehr als EMW gefertigt. Die einzigen Änderungen bestanden im Namen- und Logowechsel. Die 2 blauen BMW-Viertelkreise tauschte man durch rote Viertelkreise aus.

Der Verkaufspreis der Limousine 340 bzw. 340-2 betrug 15.000,00 DM (Mark der DDR), was dem 40-fachen des Durchschnittseinkommens von 1952 entsprach.

Es gab folgende Variantenbezeichnungen:
340 – 1 Sportwagen, 2-Sitzer (nur als Prototyp bekannt)
340 – 2 Limousine, ca. 18.672 Stück
340 – 3 Lieferwagen, ca. 843 Stück
340 – 4 Sanitätswagen, ca. 532 Stück
340 – 5 Fahrgestelle für Sonderaufbauten, ca. 659 Stück
340 – 6 (nicht bekannt)
340 – 7 Kombi, ca. 364 Stück

Insgesamt waren 8 verschiedene Karosserievarianten geplant. Dazu gehören ein 2-Sitzer-Cabriolet und ein 4-Sitzer-Cabriolet. Die Fahrgestelle wurden im Karosseriewerk Halle / Saale beispielsweise als Pritschenwagen oder als Viehtransporter, aber auch als Leichenwagen komplettiert.

Ein großer Teil der Wagen wurde auch exportiert. Neben dem Export nach Westdeutschland gingen Autos in den Export in folgende Länder:
Belgien, Luxemburg, Niederlande, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweiz, Griechenland, Sowjetunion, Polen und in weitere „Ostblockländer“, Peru, Venezuela, Angola und Indonesien (Rechtslenker)

Typische Karosseriefarben des EMW 340

– schwarz, grau, weiß, lindgrün, rot und hellblau
– Fahrzeuge für den Export wurden auch zweifarbig lackiert.

Heute existieren nach vorsichtigen Schätzungen etwa 120 bis 150 Fahrzeuge, wovon ungefähr 80 fahrbereit sind oder mit mehr oder weniger Aufwand fahrbereit gemacht werden können.

Es gibt eine eingeschworene Fan-Gemeinde, die sich in der Vergangenheit bereits 6 mal an verschiedenen Orten zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch und zum geselligen Beisammensein zusammengefunden haben.

Das 7. BMW / EMW 340 Treffen war in Dessau / Wörlitz vom 26. bis 28. August 2016.

Quelle: Prof. Dr. Ing. Gerd Förster