Mercedes-Benz 500 K/540 K Spezial Roadster

Der Mercedes-Benz 500 K/540 K Spezial Roadster, werksseitige Umrüstung, Baujahr 1934, Chassis Nummer 105136 und Motor Nummer 105136 wird zugunsten der Schwedischen Krebs- und Alzheimer Forschungs-Gesellschaft bei einer Auktion im Mercedes Museum verkauft. Der Erlös des Verkaufs dieses sehr seltenen Fahrzeugs ermöglicht finanzielle Mittel zur Krebsforschung und zur Heilung der Alzheimer Krankheit bereitzustellen.

Der Mercedes-Benz 500 K

Der Mercedes-Benz 500 K war eine Sensation auf der Berliner Automobil Ausstellung 1934. Er war eine Entwicklung des Ingenieurs und Rennfahrers Dr. Hans Nibel. Dr. Nibel arbeitete bereits 1909 bei Benz am „200 PS Blitzen – Benz“ wie auch später bei Mercedes-Benz bis 1934, am legendären ersten Silberpfeil des Typs W25. Er begann nach dem Zusammenschluss beider Firmen und nach der Zeit von Prof. Dr. h.c. Ferdinand Porsche im Jahr 1928 als Chefentwickler. Dr. Hans Nibel starb bereits im Alter von 54 Jahren im November 1934. Als Chefentwickler übernahm Max Sailer die Arbeit an den späteren Kompressor-Mercedes-Benz Modellen.

Die Produktionszahlen des 500K sprechen für seine Exklusivität. Lediglich 105 Exemplare wurden im Jahr 1934 produziert, 190 im Jahr 1935 und 59 im Jahr 1936, also insgesamt 354 Fahrzeugen.

Mercedes-Benz 540K Spezial Roadster
Mercedes-Benz 540K Spezial Roadster

Zeitgenössische Automobiltester sprachen ehrfurchtsvoll von der Fahrt mit diesem Mercedes-Benz. „Auf normalen Straßen erschrecken die Passanten, wenn man diesen Wagen mit aufheulendem Motor bewegt, daher ist es ratsam, sich eher einen gesitteten Fahrstil anzugewöhnen, obwohl dieses Automobil auch um Kurven fahren kann –und zwar sehr schnell“.

Mercedes-Benz GB, der Importeur der Marke, hatte damals den Rennfahrer Graf Goffredo Zehender als Fahrer ihrer Vorführfahrzeuge engagiert. Es war offenbar in den 30er Jahren nicht so einfach einen Fahrer zu finden, der dieses außergewöhnliche Fahrzeug beherrschen und fahren konnte.

Der gewaltige Reihen 8-Zylinder mit 5,0 Liter Hubraum ermöglichte Anfang der 1930er Jahre dem 500K als eines der ersten Automobile eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h auf normalen Straßen.

Es war der charakteristische Sound des zugeschalteten zweiflügeligen Roots-Gebläses für die „K“ Modelle, nachdem der Fahrer das Gaspedal einmal ganz durchgetreten hat. Dabei wird mehr als 25 Prozent zusätzliche Leistung abgegeben. Das Roots-Gebläse schafft eine eindrucksvolle und hörbare Leistungssteigerung, die nur für einen sehr kurzen Zeitraum genutzt werden kann, zum Beispiel bei einem Überholvorgang oder während einer Bergfahrt.

Der offene Sports Tourer 500 K/540 K, mit dem Zusatz Spezial Roadster, war sicherlich ein besonderes Luxus-Automobil der 1930er Jahre, das in jener Epoche mit ein Maß aller Dinge war und die Blicke auf sich zog, sicherlich auch noch heute.

Geschichte Mercedes-Benz 500 K/540 K Fahrgestell-Nr. 105136

Die Entdeckung des Automobils beginnt in den frühen 1970er Jahren. Die beiden Alf Johansson und Birger J. Nilssen reisten, um nach historisch wertvollen Fahrzeugen im Osten zu suchen. Nilssen hatte kurz vorher ein Stückchen „Altmetall“ gefunden. Dabei stellte es sich heraus, dass das ein Tankverschluss eines Mercedes-Benz 500 K sein musste. Auf ihrer ersten Reise durch Polen, stoppten sie an einer Garage in Posen. Nilssen fragte in der für ihn schon routinemäßigen Art nach alten Fahrzeugen in der Region. Er bekam einen Tipp, dass so etwas auf einem bestimmten Grundstück stehen würde. Der Eigentümer war aber nicht da. Nilssen fuhr auf der Heimreise noch einmal vorbei. Sie trafen eine sehr nette und gastfreundliche Familie, die sie zuerst zu einem Tee und Gebäck einluden, bevor sie zu dem Grundstück fuhren, auf dem ein altes Automobil stand. Nilssen erzählte später, dass sie an einem extrem kalten Wintertag dort ein Fahrzeug fein säuberlich zerlegt in einer Wellblech-Garage fanden. Es sah aus, als ob der 500 K für eine Restaurierung vorbereit war. Johansson und Nilssen überblickten recht schnell, dass das Fahrzeug fast vollständig und komplett war. Ein Teil fehlte, der Tankverschluss.

Sie wurden sich recht schnell mit der Familie einig und konnten dank Johansson’s Verbindungen das Fahrzeug offiziell exportieren. So fand das Fahrzeug sehr bald zurück zu seinen Erstbesitzer.

Hinweis: Mit Klick auf ein Foto mit dem Mauszeiger (PC) oder Berührung mit dem Finger (Smartphone, Tablet) wird der Wechsel zum nächsten Foto durchgeführt.

Weil sie sich in dieser Zeit sehr viel Basisinformationen angeeignet haben, konnte auch mit Forschungen von Jan Melin, ein Spezialist im Bereich 8-Zylinder Kompressor Motoren, für dieses Fahrzeug seine originale Historie bescheinigt werden. Werksinformationen trugen dazu bei, dass Melin zu der Feststellung kommt, dieser 500 K ist einer der ersten und wurde im Auftrag für Dr. Alfons Sack, Berlin gefertigt. Er war ein prominenter Rechtsanwalt in den frühen 1930er Jahren in Berlin. Er war Verteidiger derjenigen, die angeblich im Reichstag Feuer gelegt haben sollen.

Bei den Nachforschungen stellte Nilssen auch fest, dass einer der Besitzer einen sehr geringfügigen Blechschaden im Heckbereich des Fahrzeugs hatte und das Fahrzeug danach nicht mehr fuhr. Der Ort an dem das Fahrzeug von Johansson und Nilssen gefunden wurde, liegt in unmittelbarer Nähe von Landsberg, wo Sack ein Landhaus besaß. Es deutet also vieles darauf hin, dass Sack sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Sicherheit gebracht hatte. Es ist nicht überliefert, ob Dr. Sack den Krieg überlebt hat.

Mit vielen gesammelten Informationen und den Aufzeichnungen des Werks war die Rekonstruktion und die Farbgebung für dieses Exemplar möglich. Dabei wurde ersichtlich, wie außergewöhnlich dieses Fahrzeug bereits bei seiner Produktion schon gewesen sein muss. Da bereits im Auftragsbuch der Karosserieabteilung der Begriff „Spezial Roadster“ vermerkt ist, kann für dieses Fahrzeug tatsächlich diese Variation von Terminus genutzt werden.

Wichtige Details, die der Spezifikation des von Dr. Sack bestellten Spezial Roadsters entsprechen, sind, zum Beispiel Chromzierleisten an den vorderen und hinteren Kotflügeln, ein nach vorne ausgerichtetes und vergrößertes Kühlergrillgitter, welches durch sein äußeres Erscheinungsbild den Beinamen „Wasserfall-Grill“ erhalten hat. Chromhaube über den hinteren Ersatzrädern, die wiederum das Heck besonders betonten. Die Lackierung und die Farbwahl ergänzen es im Besonderen. Bevor es zur Auslieferung des Fahrzeugs kam, wurden Zeichnungen mit unterschiedlichen farblichen Differenzierungen im Bereich der hinteren Radhausabdeckungen und im seitlichen Bereich als Gegensatz zum Verdeck angefertigt.

Zu einem späteren Zeitpunkt konnte Melin während einer Reise in den USA, anhand eines Fotos in einer Zeitschrift einen weiteren Baustein dem Gesamtwerk „105136“ hinzufügen. Er war sich sofort sicher, als er ein Foto betrachtete, das er auf die Heckansicht dieses besonderen 500K schaute. Das Fahrzeug war zu seiner Zeit in Berlin unter der Nummer „IA 1555“ registriert. Er erkannte die Nummernschilder sofort als die auch am Fahrzeug angebracht waren, welches Nilssen in Posen ausfindig gemacht hatte.

Im Fahrzeug verbaut ist der 540 K Motor. Die erst später verwendete Motorhaube mit seitlichen Lüftungsschlitzen ist entgegengesetzt des früheren Erscheinungsbildes auf einem Sindelfinger Foto zu sehen. Melin fand einen Briefverkehr zwischen Dr. Sack und Mercedes-Benz aus dem Jahr 1936, aus dem hervorgeht, dass das Fahrzeug zurück ins Werk Sindelfingen kam, um die Umrüstung auf den Motor mit 5,4 Liter Hubraum durchzuführen. Dementsprechend hat er zweifelsfrei auch die Motorhaube mit den seitlichen Lüftungsschlitzen erhalten. Obwohl der 540 K Motor in seinen Ausmaßen, der Positionierung der Wasserpumpe gegenüber dem 500 K Motor Unterschiede aufweist, ist anlässlich der Aufrüstung der nachgerüstete Motor auf der werksseitig angebrachten Motorenplakette mit der vorhandenen Nummer „105136“gekennzeichnet worden. Nachweislich ist dieses Fahrzeug mit der Nummer „105136“ das sechste in der Serienproduktion hergestellte Fahrzeug gewesen. Die von Mercedes-Benz bestätigte Authentizität und die umfangreiche Dokumentation der Geschichte ist ein weiterer Pluspunkt.

Die Restaurierung konnte in den frühen 1990er Jahren beendet werden. Nach der Komplettierung des Fahrzeugs fuhr das Fahrzeug wie am ersten Tag. Für einige Monate war der spezielle Mercedes in einem privaten Museum ausgestellt.

Auktion im Mercedes-Benz Museum

Nach mehr als 40 Jahren bei einem Besitzer wird das Fahrzeug bei der Auktion am 12. Juli 2014 im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart ohne Preislimit angeboten. Der Schätzpreis von Bonhams Auctions liegt bei 3,6 Mio. – 5,8 Mio. Euro. Er wurde bei der Auktion verkauft für 3.105.000 Euro und ist bisher der höchste Preis, der für einen Mercedes im Jahr 2014 bezahlt wurde.