Gedanken über den Oldtimer der Zukunft

Der Begriff des Oldtimers ist heute in Deutschland eng mit dem H-Kennzeichen verbunden. Es handelt sich also um Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre seit ihrer ersten Zulassung zum Straßenverkehr alt sind. Heute denken wir bei dem Begriff an Fahrzeuge, die fast vollständig aus mechanischen Teilen bestehen.

Mercedes 220SE Cabrio

Die Automobile der letzten 30 Jahre besitzen immer mehr Kunststoff, mehr und mehr nützliche Elektronik und Gimmicks. Der Kunststoff wird unansehnlich und zerlegt sich selbst und die Elektronik wird sich bestimmt nach 30 Jahren selbst durch chemische Einflüsse zerstört haben. Da wird es auch nichts nutzen, wenn man im Regal Ersatz für defekte Elektroniken gesammelt hat. Heute wissen wir, dass Kunststoff und Elektronik nicht ewig haltbar sind. Nicht nur ich befürchte, dass viele Spielereien durch Elektronik immer empfindlicher werden. Der zukünftige Schrauber wird dann nicht nur schrauben und schweißen sondern auch programmieren!

Eine Analogie zeigt sich beim Hobby Modellbahn. Nach Einführung der Elektronik in den Lokomotiven durch immer aufwendigere Decoder hat sich das Hobby zum Programmieren von Decodern gewandelt und entfernt sich immer mehr weg vom Basteln.

Doch kommen wir zurück zur Elektronik in Automobilen. Damals hatten die Personal Computer noch eine serielle Schnittstelle für die Verbindung zu den Interfaces an den damaligen Fahrzeugen. Wer hat noch solch einen funktionierenden Computer mit dem passenden Betriebssystem maximal bis Windows XP? Wer hat die „alte“ Software für spezielle Autotypen? Vielleicht ist sie auf einer CD gesichert, die auch nach vielleicht 10 Jahren die Daten verliert? In bestimmt maximal 5 Jahren wird man da auch auf Trödelmärkten und im Internet kaum noch etwas finden. Auch ein IBM Thinkpad aus dem Jahr 1998 mit einer seriellen Schnittstelle und super Hardwarequalität wird langsam rar.

Nach meiner Meinung wird es nach unserer Definition historische Fahrzeuge ab Baujahr 1995 wohl in nicht ferner Zukunft nur noch als nicht betriebsbereite „Immobilie“ geben. Für den BMW M1 mit den Baujahren 1978–1981 wurden bereits alternative Lösungen für viel Geld entwickelt.

Vielleicht wird es dann in Zukunft für ganz wenige Liebhabermodelle passende zeitgemäße austauschbare und programmierbare Elektronik geben.

Vielleicht werden sich auch die Interessen verschieben und der Oldtimer wird „out“ sein. Denn heutige Jugendliche interessieren sich weniger für Automobile, aber mehr für Smartphone, Tablet-Computer und Spiele. Jede Epoche hat ihre spezifischen Hobbys. Als Beispiel ist die Modellbahn unserer Väter heute auch nicht mehr populär.

Vergessen sollte man nicht unsere Politiker, die es sicherlich wieder fertig bringen Gesetze und Verordnungen auf den Weg zu bringen, die unser Hobby Oldtimer einschränken oder gar unmöglich machen. Mein Fazit ist, wer Spaß am Schrauben und Schweißen am rostigsten Hobby der Welt hat, sollte es genießen, so lange es möglich ist.