Traditionell steht die Retro Classics im Zeichen von Porsche und Mercedes, aber eben auch durch andere Marken mausert sich diese Veranstaltung zu einer internationalen Messe.
Das besondere Erlebnis war für mich die italienische Halle mit sichtbar vernünftigeren Preisen als in anderen Hallen. Auffallend waren die vielen herzigen Autobianchi, die zu respektablen Preisen avancierten. Alfa Romeo schienen dagegen wie zu letztjährigen Preisen angeboten zu werden. Abarth und Lancia ziehen langsam nach.
Die Firma Effeffe sagte mir vorerst gar nichts. Die Karosserie der Berlinetta spricht aber sehr wohl an. Da es sich jedoch um ein neues Nischenprodukt handelte, erfuhr ich erst von der Besitzerin. Fünf Autos haben sie schon aus Aluminium auf der Basis von Alfa Romeo mit 200 PS gebaut. Ein fertiges Auto das überzeugte, stand schon in der ersten Halle. Ebenso ungewöhnlich ist das Zubehör, das im Preis von ca. 290.000 Euro enthalten ist. Ein personalisiertes Kofferset und eine Golftasche. Sehr sportlich ist das Auto von der Officine Fratelli Frigerio aus der Nähe von Monza!
Der BMW-Auftritt in Stuttgart war nicht umwerfend groß und auffällig, aber qualitativ hochstehend. Die erste BMW-Rennikone KR6 stand auf einem Podest. Nicht alle Schrauben und Löcher waren von guten Eltern, aber ein Gesamtkunstwerk und Überraschung war das Motorrad auf jeden Fall. Seine Entdeckung ist ein Quantensprung in der BMW-Firmengeschichte.
Daneben stand ein Stromlinienwagen. Gebaut nach dem Patent von Paul Jaray, der in den tschechischen Tatras mehrere ebenbürtige Geschwister hat. Das Fahrzeug ist schon ein Monument für sich. Ergänzt wurde die Ausstellung durch einen Mille Miglia BMW, der wie „neuer als neu“ erscheint. Gebaut wurde die Karosserie von der Mailänder Supperleggera.
Die Qualität vieler Blechkünstler ist in Deutschland sprichwörtlich. Man konnte sie überall vergleichen. Ausländische Aussteller bringen in die Monokultur etwas Farbe, aber auch Qualitätsunterschiede. Am polnischen Stand waren zwei Felicia Cabrios zu sehen. Autos mit wachsendem Potential, wenn sie im guten Zustand und „alles Original“ haben. Eben, das war hier nicht der Fall. Jahrgang und Karosserieausführung mit Zubehör passten nicht zusammen.
Es ist schon auffallend, wie viele Flügeltürer dem gelangweilten Besuchern zuwinkten. Mit den zahlreichen BMW 328 war es nicht anders. Neu ist es, das die vierplätzigen 327/ mit oder ohne 28 Zusatzbezeichnung im Kurs steigen. Sind sie es wirklich oder stammen sie von Limousinen ab?
Ein Audi Quattro Serienversion sieht man auch nicht alle Tage. Um so erstaunlicher war, dass sie am spezialisierten Stand ENGINE aus Prag zum vernünftigen Preis angeboten wurden. Während eine Alpine Renault kaum Beachtung fand, war es um den Audi immer geschäftig.
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Die „amerikanische“ Halle hat so ihre Stammkunden und auch hier trifft man auf Unikate aus Privatsammlungen. Dass ein elektrisches Cabrio-Stahldach nicht Neues ist, erfahren die jüngeren Besucher spätestens hier, wenn nicht schon vorher beim Peugeot Eclipse.
Gerne besuche ich die Klubpräsentationen. Dort kommen manchmal Sachen zum Vorschein, die sonst nur bei den Besitzern in der Garage schlummern! So der Alfa LR Sport im Originalzustand von 1923. Seine zwei Siege an der gefürchteten Targa Florio sprechen Bände. Einen 3 Liter Motor mit 90 PS hat der LR Bolide, der somit auch spielend 120 km/h schnell sein kann und das vor 100 Jahren! auf Schotterstraßen.
Die ausgezeichnete und gut gekennzeichnete Zufahrt zur Retro Classics, aus allen Richtungen, das unproblematische Parken in Parkhäusern, machen den Ausflug nach Stuttgart zum Vergnügen ohne Stress, abgesehen von den Staus rund um Stuttgart. Für diese kann man den Organisator nicht verantwortlich machen.
Gastautor: Dr.Georg W.Pollak, sc.
P.S. Einen weitere Bericht findet sich hier: Ein Tag Retro Classics Messe Stuttgart 2019