Drehen wir einmal die Zeit zurück in den Zeitraum zwischen Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre. Beim Hubraum waren 1,5 Liter ein gesundes Mittelmaß für Automobile. Wer Autos mit 1,2 Liter Hubraum kaufte, der wollte oder musste sparen. In einer anderen Liga spielten Fahrzeuge ab und oberhalb von 2 Liter Hubraum und das teilweise mit 6 und mehr Zylindern unter der Motorhaube.
Pininfarina entwirft die Trapezlinie
Im Frühjahr 1959 stellte FIAT auf dem Genfer Salon die FIAT Modelle 1800 (73 PS) und 2100 (82 PS) mit 6-Zylinder-Motoren vor. Die Gestaltung der Karosserie war ganz anders als in den 50er Jahren. Neu war die von Pininfarina erdachte Trapezlinie, der später viele Stilisten und deren Automodelle in der Produktion folgten. Eine Karosserieform mit allerbester Rundumsicht, wie wir sie bei heutigen Fahrzeugen vermissen, Ultraschallsensoren und Rückfahrkamera waren nicht notwendig wie bei den heute teilweise seltsam geformten Blechhaufen, um ohne Schaden zu rangieren.
Beim großen FIAT dominierten einfache und klare Linien der Karosserie im Gegensatz zu den bauchigen und schwülstigen Formen der fünfziger Jahre.
Überarbeitung der Reihe FIAT 1800 / 2300
Bereits bei der Überarbeitung der Modelle 1961 folgte auf den 1800 der 1800B (81 PS ) und auf den 2100 der 2300 (105 PS). Auch wurden die Vorderachse und die Hinterachse geändert, ein thermostatisch gesteuerter Kühlerventilator eingebaut und die Bremsanlage mit vier durch Bremskraftverstärker unterstütze Scheiben verbessert. Der 2300 wurde jetzt auch mit Doppelscheinwerfern ausgestattet. Eine Mode, die viele andere Autohersteller in den 60er Jahren übernommen haben und sich bei BMW besonders lange bei diversen Modellen hielt.
Die noblen großen FIAT waren oberhalb des breit gefächerten FIAT-Programms angesiedelt, gebaut als viertürige Limousine und Kombi (Familiare) mit horizontal geteilter Heckklappe. Die Krönung war der Typ 2100 Speciale, der jedoch nur sehr wenig gekauft wurde. Der FIAT 2100 Speciale hatte wie seine Brüder die gleiche Motorleistung, den gleichen Radstand, aber größere Außenabmessungen und prestigeträchtige Doppelscheinwerfer und viel mehr Chrom. Im Jahr 1961 wurde der Achsstand des 2100 Speciale um sieben Zentimeter verlängert, das Fahrzeug mit noch mehr Chrom innen und außen dekoriert und zum 2300 Speciale. FIAT hatte bis heute nie Glück mit Luxusautos und so blieb es bei 1174 Käufern.
Optisch gab es im Innenraum das Armaturenbrett mit zeitgemäß lackiertem Blech, dem damals modernen Bandtacho, viele Schalter mit Kontrollleuchten, viel Chrom, Lenkradschaltung und Sitze ohne Seitenhalt. Für die Technik war FIATs Chefkonstrukteur Dante Giacosa verantwortlich. Die Konstruktion des Motors stammte von Aurelio Lampredi, der früher bei Ferrari etwa 40 Motoren konstruiert hatte.
Konkurrenzfähige Preise von FIAT
Zu Beginn der Produktion verlangte FIAT damals knapp 10.000 DM für das Modell 1800 und 500 DM mehr für das Modell 2100. Für den Familiare waren 1.000 DM Aufpreis. Die Modelle waren preislich vergleichbar mit dem Mercedes 190 und Opel Kapitän für etwa 9.500 DM. Später wurden die Preise gar gesenkt!
Lange Version für Taxis und mit Dieselmotor
Als Basisausführung des FIAT 1800 gab es auch eine Version, speziell für das Taxigewerbe. In diese Version wurde der Vierzylindermotor des Fiat 1500 eingebaut. Sie hieß 1500 L (lungo).
Die Dieselmotoren von Mercedes gab es nur im Seat, nicht im Fiat. Auch wurden bei Seat nur Vierzylinder in die Fahrzeuge eingebaut, die Sechszylinder waren den Fiats vorbehalten.
Im Zeitraum von 1959 – 1968 wurden insgesamt etwa 185.000 Exemplare in Italien und Spanien (SEAT) von allen Modellen der Reihe gebaut.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es schon vor dem Krieg „große Fiats“ gab, zum Beispiel Fiat 519 der 1920er Jahre.
FIAT Coupé 2300
Das FIAT Coupé auf der gleichen technischen Plattform, von Tom Tjaarda gezeichnet, ist eine weitere Geschichte aus dem letzten Jahrhundert.