Wiedergeburt“ … eines Skoda-Prototypen

Die „Wiedergeburt“ eines Unikats ist eine sehr umstrittene Geschichte, aber leider keine Seltenheit! Diese Geschichte wird am Beispiel eines Skoda Unikats geschildert.

Skoda Cabrio Prototyp Front
Skoda Cabrio Prototyp Front © Fotoquelle: Skoda-Auto Archiv
Skoda wollte um das Jahr 1960 mit einem attraktiven Kabriolett den ausländischen Markt erschließen, respektive die Devisen bringenden Exporte vergrößern. Das neue Skoda Modell 1000 MB war zwar durch seiner Bauweise, Motorlage, Kühlung und andere Konstruktionsmerkmale nicht gerade ideal als Vorlage für ein Kabriolett.

Man hat genau nur zwei Prototypen gebaut. Eines davon war ein rechts gesteuertes Kabriolett auf der Basis des 1000 MB. Der erste Prototyp, der 1960 gebaut wurde, war links gesteuert und der Motor hatte 988 ccm und zwei Vergaser. Die vorderen Kotflügel standen etwas nach vorn hervor. Die Stoßstange war stark abgewinkelt und der mittlere Teil war etwas niedriger. Seine Bezeichnung lautete S 991.

Skoda Cabrio Prototyp Heck
Skoda Cabrio Prototyp Heck © Fotoquelle: Skoda-Auto Archiv
Im Hinblick auf den Export nach England hat man 1961 in Kvasiny einen zweiten Prototyp fertiggestellt. Dieser offene Wagen hatte die Bezeichnung S 990 RC (Roadster-Cabriolet). Eigentlich hätte die Bezeichnung umgekehrt lauten müssen. Der Bau des Cabrios geschah im Rahmen einer Versuchsserie von insgesamt 50 Limousinen, die als NOV – Neuer Wagen in Kvasiny – hergestellt wurden.

Das zweite Kabrio hatte eine sehr helle Farbe, war bestückt mit einen 988 ccm Motor mit einem Vergaser und das Lenkrad war elfenbeinfarben, rechts gesteuert. Die Scheinwerfer wurden bereits etwas eingelassen, die Frontpartie war schon modernisiert, der Motordeckel war lang und die Stoßstangen waren gerade.

Die zwei Prototypen waren schon damals mit vielen „wenn und aber“ behaftet. Mit dem Hardtop sahen die Karosserien wenig harmonisch aus, was mit dem Stoffdach noch mehr auffiel. Mit offenem Dach sahen sie jedoch recht gut aus…

Die Prototypen gelten als verschollen, was wiederum für betriebliche Fälscher ein gefundenes Fressen zu sein scheint. So geschieht es mit den Bugattis, Ferraris, BMW tii, BMW TI/SA, Porsche RS, VW T1 Samba, Mini Cooper und vielen anderen begehrenswerten historischen Fahrzeugen. Auch die Special aus der Vorkriegszeit vermehren sich noch.

Nun war offensichtlich ein weiterer Skoda an der Reihe. Die Geschichte des Hispano-Skoda und Voiturette A dürfte bekannt sein. Dieser Roadster erlitt 1962 unweit von Prag einen Totalschaden und die Karosserie war zerstört und das Auto war unfahrbar. So musste die arg beschädigte Karosserie in Kvasiny neu zusammen geschweißt werden und grundiert. Daraufhin wurde das ganze Kabrio-Projekt von der Werksleitung gestoppt und aufgegeben. Diese Karosserie wurde an einen privaten Interessenten verkauft, der sie neu bestückte, auf dunkelblau lackierte und sein Auto seit 1963 benutzte bis es nicht mehr fuhr… Schon damals waren die meisten Autoteile aus anderen Quellen montiert und neuere Teile benutzt worden. Zu diesem Zeitpunkt endet die Authentizität des Originalfahrzeuges.

Der im August 2013, vor dem Skoda-Museum in Mlada Boleslav vorgestellte Roadster ist ein ganz neu gebautes Auto, ausgestattet mit einem Herstellerschild eines S 1000 MB de Luxe aus dem Jahr 1966. Sogar die Herstellernummer konnte identifiziert werden: 141 443. Von diesem Autotyp (de Luxe) hat es auch die viel später (ab 1966) benutzten Zierleisten an den Schwellern.

Der Roadster ist zwar auch rechtsgelenkt, wie sein Vorbild. Hat aber einen Motor mit zwei Vergasern und einen kurzen Motorraumdeckel, was ihn vom Original definitiv unterscheidet. An seiner Front ist ein Zierabzeichen mit der Aufschrift Skoda, das von Weitem an das Original erinnert. In Kvasiny montierte man an die Prototypen den Schriftzug FAVORIT. Ohne das „K“ (für Kvasiny) in der Ecke des Abzeichens, das erst nach 1970 benutzt wurde – für den Typ S 110 R. Es also ist klar, dass die Schöpfer der Roadster-Kopie das Originalabzeichen nie gesehen haben.

Kürzlich wurde vor dem Skoda-Museum ein schmuckes Auto, dunkelblau, rechtsgesteuert – angeblich ein Kabriolett BMX 1100, gezeigt. In der tschechischen Presse wurde dies als Renovation eines wiedergefundenen Prototyps gefeiert. Man war ganz stolz darauf, bis sich schon kurze Zeit danach Zweifel breit machten.

Wie sah denn das Fundobjekt aus, das „renoviert“ wurde? Gibt es Fotos? Natürlich wäre dann alles anders gelaufen, wenn man Fotos vom „Scheunenfund und von der Renovation zeigen könnte. Auf mehrere Anfragen beim Besitzer kam vorerst keine Antwort. Erst nach langem hin und her kam diese Erklärung: „Über den Fund und seine Rennovation gibt es keine Dokumentation, da alle Fotos beim HD-Crash meines Rechners verloren gingen“, schrieb der Besitzer. Sollen wir das wirklich glauben? Ist es wirklich möglich, in der Zeit der Smartphone, dass es kein, aber gar kein Foto mehr gibt… Hat denn niemand bei der „Entdeckung“ des angeblichen Wracks ein Foto geschossen? Hat der Restaurator, aus Neugier oder eher aus Pflicht seine Arbeit vom Anfang an nicht dokumentiert?

Der Verdacht eines Fake hat sich auf Grund solcher Ungereimtheiten verdichtet. Experten suchten nach der Karosserie- und Motorennummer und sie wurden tatsächlich findig. Die Bausubstanz dieses Kabrioletts ist eine viertürige Limousine, die sogar 5 Jahre jünger ist als das vermeintliche Kabriolett. Der jetzige Motor war auch nie im besagtem Prototyp verwendet worden. Dann kamen noch weitere Details zum Vorschein, die den „Neubau“ verrieten, mitunter die Innenausstattung und das schwarze Lenkrad. Warum aber sogar das Emblem, so zu sagen die Visitenkarte des Autos, auf eine sträflich ungenaue Art „nach gestaltet“ und dann aufwändig nach gebaut wurde. Es ist völlig unverständlich, bei diesem Aufwand. Es gibt sehr gute Vorlagen von diesem originellen Emblem und den Unterschied zum Original ausmacht.

Im Motorraum ist das Fabrikationsschild unübersehbar mit Schrauben angebracht, anstatt mit Nieten. Diese sollte ab Fabrik eine „Verwechslung“ verhindern. Eingeschlagen steht Baujahr 1966! Das ist mehrere Jahre nach dem echten Roadster. Zweitens: die angegebene Nutzlast von 375 kg gab es erst 1967, natürlich bei viertürigen Limousinen. Diplomatisch gesagt noch ein „Tippfehler“.

Es gibt in der Welt der Oldtimer viele solche Fälle. Eine Kopie, wenn sie gut gemacht ist, zum Beispiel von Pur Sang (Bugatti) aus Argentinien auch eine Augenweide. Solange man sie nicht als Original ausgibt, versteht sich. Eine Replika ist da ehrlicher. Es sind Autos und hauptsächlich Motorräder, die später mit Genehmigung des Herstellers hergestellt wurden.

Eine Kopie kann sehr wohl der persönlichen Freude dienen. Viele Porsche Speedster auf VW-Basis sind dafür ein gutes Argument. Die zahlreichen Nachbauten eines BMW 328 wiederum das gegenteilige Beispiel.

Eine Kopie* oder Replika** sollte als solche klar deklariert werden. Wenn aber vorsätzlich die Originalität vorgetäuscht wird, Geschichten erfunden werden, Geschichte nach gezeichnet, nicht selten um den Wert des Fahrzeuges auf unlautere Art zu steigern, dann handelt es sich um eine qualifizierte Straftat.

© Text, Fotoquelle und Bildrechte: Dr. Georg W.Pollak, sc.

Redaktionelle Bemerkung, Zitat aus der Oldtimer-Charta:
*/ Kopie ist ein Nachbau aus markenfremder Werkstatt, zu meist ohne Erlaubnis hergestellt
**/Replika ist ein werkseigenes Erzeugnis, das immer auch in der Produktionsliste des Markenträgers vermerkt ist