In den ersten zwanzig Jahren des letzten Jahrhunderts waren Dampf- und Stromantriebe ein bedeutender Faktor in der aufstrebenden Automobil Szene. Der Stromantrieb eines Autos hat bis heute nicht den Durchbruch geschafft. Trotz Leistungselektronik ist die Speicherung der Energie nach mehr als 100 Jahren immer noch nicht für große Reichweiten zufriedenstellend gelöst. Doch erinnern wir uns in diesem Beitrag an die Technik mittels eines Dampfkessels ein Automobil zu fahren.
Im nordöstlichen Teil der USA spielte der Dampfantrieb um die Jahrhundertwende eine bedeutende Rolle. Im Bundesstaat New York wurden im Jahr 1902 mehr als 50 Prozent aller angemeldeten Fahrzeuge von Dampfmaschinen angetrieben. Die Firma Locomobile stellte bereits 1903 die Produktion ihrer Fahrzeuge auf Benzinantriebe um. Kleinere Hersteller folgten in den beiden folgenden Jahren diesem Trend oder gaben die Produktion der Fahrzeuge auf.
Lediglich die Stanley Motor Carriage Company und White boten noch Fahrzeuge mit Dampfantrieb an! Nach 1902 bekamen die Stanleys eine liegend eingebaute Dampfmaschine mit Antrieb auf die Hinterachse. Im Jahr 1905 bekam der Kessel eine gerundete Abdeckung. Diese blieb das Erkennungsmerkmal der Marke bis 1915. Jetzt zierte die Front ein V-förmiger Kühler, der die Funktion eines Kondensators hatte. Mit dieser Einrichtung sollte der Abdampf wieder in Wasser umgewandelt werden. Einen Kondensator hatten andere Automobile mit Dampfantrieb schon seit 1905. Die beiden Francis E. und Freelan O. Stanleys waren sehr vorsichtig und übernahmen wenige Details von anderen Herstellern. Nach 1915 war auch der bis zu diesem Zeitpunkt verwendete Holzrahmen für die Stanley-Steamer Geschichte. Im damaligen Automobilbau war der Stahlrahmen schon viel früher bei den meisten Herstellern Standard.
Die Polizei in Boston war ab 1903 Käufer vieler Stanley-Steamer. Die Feuerwehr von Newton hatte auch Fahrzeuge des Herstellers im Bestand.
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Eine Serie Roadster mit 10, 20 und 30 PS und einer für damalige Zeit berauschenden Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h. wurde ab 1906 produziert. Eine Version wurde als «Gentlemen´s Speedy Roadster» angepriesen. Zur gleichen Zeit stellte ein Stanley-Rennwagen mit der Bezeichnung Beetle in Daytona Beach (Florida) einen inoffiziellen Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge mit 205,4 km/h. auf. In diesem Zeitraum wurden etwa 700 Fahrzeuge pro Jahr produziert, was auch den Höhepunkt des Autoproduzenten Stanley kennzeichnete. Doch der Motor mit Benzinmotor der anderen Hersteller hatte Vorteile gegenüber dem Dampfantrieb. 1914 besaß bereits ein neues Cadillac-Modell einen Anlasser für den Motor. Ein Stanley-Steamer benötigte an einem kalten Morgen 45 Minuten bis zur Fahrbereitschaft.
Die neuen Fahrzeuge mit Benzin-Motoren waren deutlich günstiger beim Kauf und so sanken die Produktionszahlen der Fahrzeuge mit Dampfantrieb weiter. 1927 verließ der letzte Stanley das Werk.
Der verbliebene Konkurrent White ist nicht so bekannt, obwohl von 1900 bis 1910 Automobile mit Dampfantrieb gebaut wurden. Sie besaßen schon 1902 Kondensatoren zur Rückgewinnung des Wassers aus dem Abdampf und ab 1903 Flammrohrkessel. Die Produktion wurde 1918 eingestellt. Einen Flammrohrkessel, der schneller den notwendigen Dampf zum Fahren erzeugte, bauten die Zwillinge Stanley nie in ihre Fahrzeuge ein.
White verkaufte in 10 Jahren ungefähr 9000 Automobile und Stanley im gleichen Zeitraum lediglich 5000 Fahrzeuge.