Am Anfang des Jahres wurde im Klassiker- und Motormagazin ein Beitrag über die steigende Anzahl der Oldtimer-Messen in Deutschland mit dem Titel Haben wir zu viele Oldtimer-Messen in Deutschland? veröffentlicht. Ein Leser hat folgende Kommentierung zum Beitrag geschrieben. Sein Motto lautet:
Eine Frage des Blickwinkels…
Aus Sicht Oldtimer-interessierter Verbraucher sind Neuzugänge wie „Berlin“ und „Hamburg“ natürlich zu begrüßen. Dass das Oldtimerhobby dadurch noch stärker „popularisiert“ wird, dass mag der eine oder andere Enthusiast es als „Exklusivitätsverlust“ empfinden. Aber das ist ein sozial subjektiver Aspekt, der deshalb hier nicht weiter vertieft sei.
Für den privaten Anbieter eines Oldtimers ist es zweifellos ein Vorteil, dank zunehmender Messenähe nun quasi vor der eigenen Haustür ausstellen zu können. Für gewerbliche Aussteller – also Händler von Oldtimern oder Teilen, Antiquare und sonstige Dienstleister – bedeutet jeder zusätzliche Messetermin eine Zusatzbelastung: Ausstellungware und Displays müssen transportiert, Mitarbeiter zum Standdienst abgestellt und ggf. in Hotels untergebracht werden. Die Flächenmiete ist da noch meistens das wenigste. Das ist schon jetzt kaum noch zu schaffen. So müssen Gewerbliche bereits heute selektieren, denn auf allen Hochzeiten zu tanzen, ist schlicht unmöglich.
Zwar erhöht Präsenz auf zusätzlichen Messen grundsätzlich die Kontaktreichweite. Richtig ist auch, dass auf Messen dokumentierte regionale Nähe eines Anbieters der Kaufwilligkeit seiner potenziellen Kunden vor Ort im Einzelfall förderlich sein mag. Persönliche Kontakte können beständiger sein, wenn man sich in der Nähe weiß.
Allerdings funktioniert der Oldtimer-Markt längst überregional, auch für kleinere Anbieter. Spezifische Artikel kauft man nicht als Laufkunde im Laden nebenan, sondern sucht und bestellt sie gezielt im Internet. Ungeplante Spontankäufe auf Messen gibt es natürlich, aber vornehmlich bei Druckschriften, Modellautos und sonstigen Devotionalien.
Doch der Regelfall ist, dass man für Besichtigungen der Objekte der Begierde viele hunderte von Kilometern in Kauf nimmt, sei es zu einem Inserenten oder eben zu einer überregionalen und entsprechend marktrepräsentativen Messe!
Deshalb wird der betriebswirtschaftliche „Grenznutzen“ jeder zusätzlichen Oldtimer-Messe zwangsläufig geringer. Doch das gilt, wie gesagt, nur aus gewerblicher Sicht.
Gastautor: Marcus Klippgen