Der in den beiden Bildern gezeigte Protos ist dem Autor bei Veranstaltungen von Classic Days Schloss Dyck vor einigen Jahren und Vintage Race Days Rastede 2017 begegnet. Es soll sich um einen Rennwagen aus dem Jahr 1920 handeln.
Der abgebildete Protos (Farbbild) wurde 1993 bei Abrissarbeiten in Brandenburg gefunden. Es soll sich um eine Fahrgestell gehandelt haben. Auf einer Beschreibung, neben dem Fahrzeug in Rastede gefunden, wird darauf hingewiesen, dass der Protos am 21.09.1921 auf der neu erbauten AVUS in Berlin, der ersten permanenten deutschen Rennstrecke, im Eröffnungsrennen dabei gewesen sein soll.
Protos ist heute eine fast vergessene Marke aus Berlin-Nonnendamm. Dort wurden seit 1899 Autos hergestellt. Das Unternehmen war seit 1908 im Besitz von Siemens.
Auf der Beschreibung des Protos in Rastede war als Motor angegeben: 6 Zylinder Ottomotor OHV, 7000 ccm Hubraum, ca. 180 PS (?) bei 4.000 U/min., 4 Gangstufen, mechanische Bremse auf die Hinterräder und Höchstgeschwindigkeit 180 km/h.
Eines sollte jedem an historischer Mobilität Interessiertem klar sein: Heute sind nur noch ganz wenige „Originale“, also nie von Grund auf „restaurierte“ Fahrzeuge aus der Zeit vorhanden.
Bei dem abgebildeten Fahrzeug stellen sich mehrere Fragen:
- Nicht nur der Kühler des Protos Nr. 47 stimmt nicht mit dem Protos Nr. 7 überein.
- Wurde für die gefundenen Überreste des Protos nach 1993 eine „Special-Karosserie“ angefertigt?
- Wer hat den Protos restauriert und mit der Karosserie versehen?
- Wurde der oben beschriebene Motor nachträglich eingebaut oder ist er original?
- Die Motorleistung für einen Motor aus dem Jahr 1920 mit 180 PS scheint etwas übertrieben zu sein.
- Wer kennt mehr über diesen Rennwagen?
- Wer waren die Fahrer?
- Kann der Eigentümer Günter Vigener helfen?
- Wie hat der Protos bei dem AVUS-Rennen 1921 abgeschnitten?
- Wurde er später nochmals eingesetzt?
- Gibt es Literatur zu dem Einsatz des Protos auf der AVUS?
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Anmerkungen unseres Lesers Juergen May
Weder der angegebene Hubraum noch die Leistung passen zu einem der damals produzierten Protos-Motoren. Wir müssen auch davon ausgehen, dass in dem Fahrzeug ein 4-Zylindermotor verbaut war. 6-Zylindermotoren hatte Protos wohl im Angebot aber nur im Zeitraum 1908-1914. Beim Avus-Eröffnungsrennen waren in den größten Klassen allerdings nur Fahrzeuge bis zu 10 Steuer-PS zugelassen. Das waren nach damals gültiger Steuerformel max. 2618 ccm Hubraum.
Anmerkungen unseres Lesers Thomas Ulrich
Ich bin jetzt erst auf den Protos Rennwagen gestossen. Es ist sehr wahrscheinlch, dass 1921 bei dem Avusrennen gar kein Protos gestartet ist. Der 6-Zylinder Protos Motor vor 1914 hatte paarweise Zylinder. Man würde das sehen. Bei den Protos Motoren war auch immer ein Protos Schriftzug zu sehen. Der kühler entspricht keiner bekannten Protos Form. Der Kühler ab ca. 1910 wurde in abgewandelter Form ein Flachkühler dann Spitzkühler und der Protos Schriftzug ist in einem Dreieck an der Spitze des Kühlers zu finden. Das Schwarzweiss Foto welches den Protos auf der Avus darstellen soll ist nicht auf der Avus aufgenommen worden. Es ist in Brooklands in England aufgenommen worden und das hintere Auto ist ein Panhard & Levassor. Beide Autos sind Einsitzer.
Bei dem Rennen auf der Avus 1921 hatten alle Fahrzeuge Fahrer und Mechaniker an Bord. Daher ist dieses Fahrzeug kein verschollener Protos Rennwagen von 1921. Vielleicht ist der Rahmen von Protos. Aber Motor und Karosserie sicher nicht.