Jöhstadt war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine der abgelegensten Bergstädte Sachsens. Petitionen der Jöhstädter führten zum Bau der schmalspurigen (750 mm) „Secundärbahn“ Wolkenstein – Jöhstadt, welche am 01. Juni 1892 eröffnet werden konnte. Am 05. Mai 1893 wurde die Streckenverlängerung bis Jöhstadt Ladestelle an der böhmischen Grenze in Betrieb genommen.
Eine Streckenverlängerung ins böhmische Weipert (Veiprty) und damit die Möglichkeit kurzer Anbindung an das Regelspurnetz war beabsichtigt, wurde jedoch nicht realisiert.
Es gab 85 niveaugleiche Überwege sowie mehr als 50 Brücken zwischen Wolkenstein und Jöhstadt!
Die ca. 24 Kilometer lange Schmalspurbahn erwies sich als Lebensader für die am Erzgebirgskamm gelegene Bergstadt sowie die an der Bahn gelegenen Orte. Die mehr als 20 Anschlussgleise sorgten für ein hohes Güteraufkommen. Eine Untersuchung der Reichsbahndirektion Dresden (RBD) bescheinigte der Strecke WJ eine vergleichsweise hohe Rentabilität. Es wurden Personen befördert und Holzwaren, Feuerlöschgeräte, Pappen sowie Kühlschränke transportiert.
Nach dem zweiten Weltkrieg standen der deutschen Reichsbahn nur sehr begrenzte Finanzen für die Instandhaltung der Strecke zur Verfügung, so dass nur die gröbsten Reparaturmaßnahmen am Gleis und an den Brücken ausgeführt werden konnten. In der Folge stellte die DR den Güterverkehr bis Jöhstadt Ladestelle 1972 sowie den Reiseverkehr 1984 und den Güterverkehr 1986 auf der gesamten Strecke ein. Die Fahrzeuge wurden auf andere Bahnen umgesetzt oder verkauft und die Gleise, Brücken und Bahnhöfe demontiert.
Ab 1988 versuchten Heimatfreunde mit einer Interessengemeinschaft innerhalb des Kulturbundes der DDR die letzten Relikte der reizvollen Schmalspurbahn zu erhalten. Trotzdem wurde auf politischen Druck der Rückbau der Bahn und die Umnutzung der Anlagen durch die Deutsche Reichsbahn weiterhin forciert. Das Ende sollte aber nur ein Vorläufiges sein!
25 Jahre Museumsbahn Preßnitztalbahn
1990 gründeten Eisenbahnfreunde aus ganz Deutschland den Verein Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e.V. und begannen im Sommer 1990, zu einer Zeit da viele Menschen ganz andere Prioritäten hatten, ehrenamtlich mit dem Wiederaufbau der Gleise.
Der Lokschuppen wurde umfangreich repariert, Material und Fahrzeuge nach Jöhstadt geholt. 1992 fuhr die erste Dampflok im Museumsbetrieb auf einigen Metern Gleis. Im Jahr 1993 waren es 800 Meter. Im Frühjahr 1994 war der Bahnhof Schlössel erreicht, 1995 der Bahnhof Schmalzgrube. Nach Abriss einer nach Stilllegung auf dem Gleisfeld errichteten Lagerhalle führte 1996 das Schienenband bis zum heutigen Forellenhof.
Im Jahr 1997 lagen die Gleise bereits bis zum Besucherbergwerk „Andreas-Gegentrum-Stolln“. Sechs Kilometer waren damit wieder befahrbar. Bis zum Bahnhof Steinbach waren es nun „nur“ noch zwei Kilometer. Wie am Bahnhof Schmalzgrube war auch in Steinbach ein nach der Betriebseinstellung dort errichtetes Gebäude abzubrechen, waren die Gleise neu aufzubauen sowie ein Haltepunkt an der Raststätte „Am Wildbach“ einzurichten.
Parallel zu den Wiederaufbauarbeiten erfolgte die Bergung und Restaurierung historischer Schmalspurfahrzeuge. Aus Gartenlauben, Schuppen oder Hühnerställen wurden wieder richtige Eisenbahnwagen, welche heute mit ihrer Ausstattung das Flair der 1960er und 1970er Jahre vermitteln. Heute stehen für den mittlerweile regelmäßig stattfindenden Fahrbetrieb etwa 50 historische Fahrzeuge, davon sechs Dampfloks zur Verfügung.
Seit August 2000 pendeln die liebevoll restaurierten Fahrzeuge auf über acht Kilometern zwischen Steinbach und Jöhstadt.
Das Festprogramm 2017 – Feiern Sie 2017 mit uns!
Anlässlich der beiden Jubiläen (25 Jahre Museumsbahn – 125 Jahre Eisenbahn im Preßnitztal) wird 2017 das ganze Jahr gefeiert. Bestimmte Fahrten stehen unter einem speziellen Motto. Alle Dampffahrtermine sind im Veranstaltungskalender veröffentlicht. Weitere Informationen gibt es unter www.pressnitztalbahn.de.
© Fotoquelle und Bildrechte: Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e.V. – Gastautor: Reinhard Ulbricht