Im Mai 1965 stellte NSU seinem Volumenmodell Prinz den sportlichen „NSU Prinz 1000 TT“ zur Seite. Optisch an den Doppelscheinwerfern zu erkennen, sorgten im „TT“ 55 PS aus 1,1 Litern Hubraum für sportliche Fahrleistungen. So nahm der weniger als 700 Kilogramm leichte „TT“, dessen Name an die großen Erfolge der NSU bei den legendären Motorradrennen um die „Tourist
Trophy“ auf der „Isle of Man“ erinnert, ein später als GTI-Konzept bekannt gewordenes Prinzip gut zehn Jahre vorweg.
Damit feierte die ehemalige Nähmaschinenfabrik, die sich ab 1886 zunächst als Fahrradhersteller und ab 1901 als Motorradhersteller einen Namen gemacht hatte, im zweiten Anlauf erstmals auch als Automobilhersteller nennenswerte Erfolge. Denn obwohl man bereits 1906 mit dem dreirädrigen „Sulmobil“ den ersten NSU vorgestellt hatte, waren es zunächst die Motorräder, die NSU bekannt und erfolgreich machten.
Für den Ruhm sorgten auch zahlreiche Erfolge im Motorsport, die die Maschinen aus Neckarsulm in aller Welt einfahren konnten. Vielleicht auch deshalb blieb die Automobilproduktion der NSU ein Randthema, das im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 schließlich sogar ganz an FIAT abgegeben wurde. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs setzte man zunächst weiter auf Motorräder und Fahrräder. NSU stieg in den 1950er-Jahren zeitweise sogar zum größten Motorradhersteller der Welt auf.
Doch mit dem Wirtschaftswunder änderte sich der Bedarf. Der Wunsch nach einem Auto wurde für immer mehr Menschen umsetzbar. Bei NSU erkannte man dies. So begann der erfolgreiche Motorradhersteller schon 1953 mit der Entwicklung eines dreirädrigen Kabinenrollers, der jedoch nie auf den Markt kommen sollte.
Denn bereits während der Entwicklungsphase spendierte man dem Projekt ein viertes Rad und stellte schließlich 1957 dem Publikum auf der IAA ein vollwertiges Auto vor. Auch wenn für den Antrieb des „NSU Prinz“ genannten Fahrzeugs zunächst nur ein hauseigener Motorradmotor zur Verfügung stand, landeten die Entwickler sofort einen Erfolg.
Das Konzept des NSU Prinz kam an. Rund 94.000 Einheiten des Ur-Prinzen fanden schließlich einen
Käufer. Von diesem Erfolg beflügelt stellte NSU bereits 1961 mit dem „Prinz 4“ einen Nachfolger vor. Dessen Gestaltung orientierte sich am „Badewannen-Design“ des Chevrolet Corvair. Der nun 3,50 Meter lange Wagen hatte eine selbsttragende Karosserie und bot im Innenraum Platz für fünf Mitfahrer.
Dank des geringen Gewichts von nur 565 kg durfte der „Prinz 4“ beachtliche 435 kg transportieren. Damit war der „Prinz 4“ vielleicht das optimale Familienauto der 1960er-Jahre. Möglich machte dies auch das sehr gute Fahrwerk, das über einen exakten Geradeauslauf
und ein sauberes Kurvenverhalten verfügte.
Wie bei seinem Vorgänger steckte das Herz des Wagens im Heck. Beim Debüt fand dort zunächst der aus dem Sportprinz bekannte Zweizylinder-Reihenmotor Platz. Das 600 cm³ große und 30 PS starke Aggregat war übrigens als Gleichläufer ausgelegt, bei dem sich beide Kolben gleichzeitig im oberen bzw. im unteren Totpunkt befinden. So ausgestattet wurde der Basis-Prinz bis 1973 nahezu unverändert angeboten. Er fand – insbesondere am Ende seiner Bauzeit – überwiegend in Italien Kunden.
1963: Zwei mal zwei ist vier luftgekühlter Heckmotor im NSU Prinz 1200. Zwei Jahre nach der Vorstellung des „Prinz 4“ stellte 1963 NSU dem Basismodell eine Vierzylindervariante zur Seite. Geänderte Front- und Heckleuchten machten deutlich, dass im Heck dieser Prinzen jetzt 43 PS für fixe 135 km/h Spitzengeschwindigkeit sorgten. Der luftgekühlte Motor bestand im Prinzip aus zwei gekoppelten Motoren der kleinen Prinzen. Eine Kette trieb die oben liegende Nockenwelle an. An ihrem Ende saß, wie später beim VW Golf, der Zündverteiler.
Schon dieser Prinz feierte dank seiner sportlichen Abstimmung im Motorsport erste Erfolge. Doch spätestens nach der Vorstellung des auf 55 PS Leistung gesteigerten „NSU Prinz 1000 TT“ eroberte sich der Prinz seinen festen Platz im automobilen Breitensport.
Mit seinem geringen Leistungsgewicht war der „NSU Prinz 1000 TT“ ein früher Vorläufer einer später als GTI-Generation bekannten Fahrzeuggattung.
1967: NSU zündet die nächste Stufe. Nach einer Erweiterung des Hubraums auf 1,2 Liter trieben den jetzt „NSU TT“ genannten Wagen ab 1967 muntere 65 PS an. Dazu gesellte sich der speziell für den Motorsport entwickelte „NSU TTS“. Hier sorgten serienmäßig 70 PS, die der nur 996 cm³ große Motor mobilisierte, für sehr gute Fahrleistungen. Wegen seiner Wendigkeit ist der „NSU TTS“ bis heute bei vielen Slalom-Wettbewerben oder Bergrennen am Start anzutreffen.
Und heute?
Heutzutage wird der „NSU TT“ kaum noch als Alltagsfahrzeug auf unseren Straßen bewegt. Die Sichtung eines „NSU TT“ deutet meist auf eine in der Nähe stattfindende Oldtimer- oder Youngtimer-Veranstaltung hin. Für einen ordentlichen „NSU Prinz“ oder „NSU TT“ muss man inzwischen deutlich mehr als 5.000,- Euro investieren. Nur Restaurationsobjekte belasten das Budget eines Oldtimer-Freunds deutlich weniger. Vor einem Spontankauf sollte man – wie bei jedem Klassiker – den Rat von einem NSU-Kenner einholen.
Anlaufpunkte für NSU-Freunde und solche, die es werden wollen, gibt es natürlich auch im Internet. Folgende Angebote von Clubs oder NSU-Freunde sind uns im Netz besonders aufgefallen: Um Freunde des sportlichen NSU-Tretens kümmern sich mit dem „NSU-Bergpokal“ und der „NSU TT Trophy“ gleich zwei Motorsportserien.
Während es im „NSU-Bergpokal“ schnell den Berg hinaufgeht, trägt die „NSU TT Trophy“ als Mitglied im «Kampf der Zwerge» ihre Veranstaltungen auf der Rundstrecke aus. Nur echt mit offener Motorhaube: NSU Prinz im Renneinsatz. Trotz oder vielleicht auch wegen des Erfolgs verlor NSU seine Unabhängigkeit.
Volkswagen hatte Ende der 1960er Jahre Stück für Stück die Mehrheit der Aktien aufgekauft. Nach hitzigen Diskussionen mit den weiteren Aktionären führte Volkswagen schließlich 1969 die „NSU Motorenwerke AG“ mit der Volkswagen-Tocher „Auto Union GmbH“ zur „Audi NSU Auto Union AG“ zusammen.
Und trotzdem hat damit der Name „NSU“ überlebt. Denn in den Handelssystemen der Wertpapierhändler lautet das Börsenkürzel der Audi-Aktie bis heute „NSU“.
Die “Rennprinzen” werde im Rahmen von “Cars&Fun” 48. Int. Osnabrücker Bergrennen am 1./2. August in Hilter-Borgloh “Uphöfener Berg” im Einsatz zu sehen sein.
Quelle: MSC Osnabrück e.V. (Classic-Berg-Cup)