Immer wieder werden die Kollegen gefragt, warum das Mieten eines Oldtimer Busses teurer ist als ein moderner Omnibus. Gerne möchte ich einige Gründe dafür in diesem Beitrag aufführen.
Ein alter Omnibus hat meist ein anstrengendes Leben im Fernverkehr oder Nahverkehr hinter sich und ist seitens der Karosserie und Technik verbraucht. Das sind Gründe warum ein Fahrzeug abgestellt und dann meistens verschrottet wird.
Nun gibt es Liebhaber, denen aus unterschiedlichen Gründen ein besonderer Bus gefällt und sie dafür bereit sind sehr viel Geld und Zeit zu investieren, um den Bus wieder auf die Straße zu bringen. Das Vorhaben der Aufarbeitung könnte die Wiedergeburt für ein zweites etwas geruhsameres Leben eines Busses werden. Ausdauer und Geduld gehört auch zu einem solchen Vorhaben!
Meistens sehen die gekauften alten Busse von Außen besser aus, als es sich nach der Zerlegung zeigt. Massive Rostschäden sind an der Struktur und Beblechung zu beheben und die gesamte Technik ist zu überholen. Die größten Schäden befinden sich im Verborgenen unter der Beblechung, unter dem Fußboden und im Mitteltunnel. Weit mehr als 1000 Arbeitsstunden sind bei einer Überholung und grundlegenden Sanierung die Regel. Der Kostenrahmen ist vorher in der Regel nur sehr schlecht zu kalkulieren. Viele Blechteile müssen neu angefertigt werden, da es keine Reparaturbleche gibt. Das ist gerade bei Rundungen an der Karosserie eine sehr zeitaufwendige Angelegenheit, denn diese müssen aus einem Stück Blech langsam und kontinuierlich heraus geformt werden. Alte Metallteile zu verchromen ist eine aussterbende Technik und ist heute extrem teuer. Oft fehlen bestimmte Teile, die neu angefertigt werden müssen, denn Ersatzteile für alte Busse sind selten. Das benötigt viel Zeit und eine große Halle, für eine lange Zeit der Rekonstruktion eines Omnibusses.
Zu beachten ist, dass ein Omnibus mit Recht strengen und regelmäßigen Kontrollen zur Erhaltung der Betriebssicherheit untersteht. Das ist für die Sicherheit und den Schutz der Reisenden besonders wichtig.
Die Restauration eines ehemaligen Reisebusses benötigt zusammen gefasst viel Zeit, Geld und Geduld. Mancher Oldtimer Bus ist heute in technisch und optisch besserem Zustand als bei der Ablieferung. Ein Gesamtaufwand von mehreren hundert Tausend Euro sind nicht selten.
Zu bedenken ist bei der Berechnung der Tagesmiete noch, dass die Wartungsintervalle für die Nostalgie Busse wesentlich geringer sind als bei aktuellen Produkten. Weiterhin benötigen Oldtimer Busse pro 100 km wesentlich mehr Diesel als heutige Fahrzeuge. 40 – 50 Liter sind keine Seltenheit. Auch werden Nostalgie Busse wesentlich seltener eingesetzt, um das wertvolle historische Kulturgut zu schonen.
Ein Beispiel eine umfassenden Rekonstruktion sollen die dargestellten Argumente in Bildern verdeutlichen. Beispiel ist hier ein Bus aus dem Jahr 1957, gebaut von Harmening Karosseriebau Bückeburg (HKB).
Der Bus wurde mit der Herstellungsnummer 13 im Jahr 1967 vom Autohändler Bellerström nach Eksjö in Schweden aus Deutschland importiert. 10 Jahre Betrieb als Reisebus hatte er bereits hinter sich. Schon bald wurde der Bus an Sture Jonsson aus Helsingborg ohne funktionierende Bremsen weiter verkauft. Diverse Reparaturversuche blieben erfolglos und der Verkauf wurde rückgängig gemacht.
Da die Probleme an der Bremse nicht beseitigt werden konnten, blieb der Bus betriebsuntüchtig stehen. Im Jahr 1969 wurde der Bus dann an einen Schrotthändler verkauft und auf seinem Schrottplatz abgestellt, jedoch nicht zerlegt.
Im Jahr 1996 fanden Lehrer der nahe gelegenen Kraftfahrzeugschule das Wrack auf dem Schrottplatz. Sie bekamen den Bus zur Ausbildung der Schüler. Nach der systematischen Zerlegung dauerte die Ersatzteilbeschaffung, Neuaufbau und der Zusammenbau insgesamt 15 Jahre.
Nicht zählbare Stunden haben Lehrer und Schüler im Verlauf der Jahre an der Rekonstruktion des Busses im Stil der 50er Jahre zugebracht.
Auch das Bremsproblem konnte nach 40 Jahren endlich gelöst werden. Ein defekter Bremsschlauch war die Ursache und jetzt funktioniert die Bremse wieder einwandfrei. Im Herbst 2010 wurde der Henschel Motor vom Typ 517D nach 1969 zum ersten Mal wieder gestartet. Im Frühling 2011 startete dann die zweite Jungfernfahrt in Nordschweden.
Es bleibt ein wunderbares historisches Fahrzeug im Stil der 50er Jahre mit mäßiger Motorleistung. Das merkt der Busfahrer im Vergleich zu modernen Bussen oder Lastwagen, die bei 30 km/h locker am Berg an einem vorbei ziehen.
In Deutschland wurde der HKB Clubbus erstmalig auf der Retro Classics in Stuttgart nach einer Anreise von 1200 km auf den eigenen Gummireifen von Nordschweden über Bückeburg nach Stuttgart präsentiert. Übrigens kann der HKB Clubbus 24 Passagiere bei einer Nostalgie-Reise befördern.