Fahrfreude und Besitzfreude haben kaum etwas mit Geld zu tun. In den letzten Monaten hatte ich das Gefühl, sei es in Zeitschriften, Newslettern und Online-Magazinen, dass vor allem teure und edle Autoklassiker Freude bereiten. Inzwischen gibt es Hitparaden der pro Monat oder im Jahr am teuersten bei einer Auktion verkauften Fahrzeuge. Alltagsklassiker scheinen nicht so populär zu sein!
Sicherlich kann man davon ausgehen, dass die „neuen“ Besitzer, die andere Bieter bei einer Auktion überboten haben, stolz sind, den Zuschlag für das Automobil bekommen zu haben. Sicherlich ist das eine Art Besitzfreude. Auch das ist eine Art Besitzfreude nach dem Motto «3-2-1 meins». Dann wandert das extrem hochpreisige Fahrzeug in ein Museum oder gut gesicherte Garage und wartet dort nach einer Weile auf die nächste Auktion, um wieder einen neuen Besitzer zu finden. Irgendwo landet das Geld der Spekulanten immer, der eine gibt, der andere nimmt es.
Mit solch einem extrem teuren Classic Car wird niemand mal schnell eine Runde drehen oder gar am historischen Motorsport teilnehmen, denn das Risiko, dass es gestohlen wird oder eine «Macke» bekommt, ist sehr groß. Anderseits leidet die Technik durch die langen Standzeiten. Ein Automobil, der Name drückt es bereits aus, will und muss für seinen Erhalt regelmäßig bewegt werden.
Je individueller und weniger von einem Modell gebaut wurden, desto größer kann das Problem sein, technische Probleme zu lösen. In den Sinn kommen mir die vielen Sonderkarosserien auf Chassis und Technik in den 30er, 40er, 50er und 60er Jahren. Die Versicherungsprämien sind sehr hoch und der Neidfaktor ist sicherlich nicht zu unterschätzen.
Der Fahrer eines typischen Engländers, zum Beispiel eines Triumph TR 6 oder MG TD hat es da schon einfacher. Beide Autoklassiker bieten viel Fahrfreude zu einem noch akzeptablen Preis. Der Besitzer kann ohne Probleme eine Runde drehen und diese Art von Cabrios auf dem Parkplatz ohne große Risiken zur Mittagspause abstellen.
Besitzfreude und Fahrfreude sind also nicht allein vom Kaufpreis abhängig. Deshalb ist es mir unverständlich, dass in den Medien, zum Beispiel Lifestyle Magazinen, sehr viel über die erzielten Preise einiger der exklusivsten Automobile berichtet wird.
Es muss nicht gleich eine Renault Alpine A110 sein, auch ein FIAT 1100 kann Freude bereiten. Übrigens ein Citroën 2CV, gennannt Ente, bietet einen nahezu unschlagbares „Spaß pro PS“ Verhältnis. Der Neidfaktor ist minimal. Man sieht umso mehr lächelnde Gesichter jeglichen Alters. So etwas passiert auch einem Besitzer mit einem Mini (Elefantenschuh) oder Renault 4CV (Cremeschnittchen).