Es zieht uns magisch an, wenn das Datum der wohl schönsten Oldtimer-Veranstaltung der Welt bekannt ist, die Mille Miglia. Sie gehört zu Italien wie der Rotwein. Und wenn dann der Mai naht, steigt auch unser Mille Miglia-Fieber rasant an. Unser Plan „Davor – Dabei – Danach“. Vor der Hektik des Starttrubels da sein, nicht den Teilnehmern hinterher hecheln, sondern sie an einem interessanten Platz sehen und genussvoll danach noch auf ihren Spuren cruisen.
So waren wir bereits am Nachmittag des 17. Mai in Brescia und konnten diese beeindruckende Stadt noch ohne großen Motorenlärm und Menschenmassen auf uns wirken lassen, unter den Arkaden flanieren und auf der Piazza beim Espresso das eine oder andere Teilnehmerfahrzeug aus nächster Nähe sehen.
Der nächste Tag war klar: Fiera di Brescia und das Mille Miglia Museum im ehemaligen Kloster San Eufemia. Die „Heiligen Hallen“, in der die technische Abnahme stattfindet, zogen uns dann doch bis zum frühen Nachmittag in den Bann, bevor es ins Mille Miglia Museum ging. Ein Besuch, der schon ein „must see“ ist. Die Geschichte, die Fahrzeuge und Fahrer, alles wunderbar präsentiert. Und da wir auch dem Genuss immer auf der Spur sind, war das zum Museum gehörende Ristorante gleich ein weiterer Punkt. Pasta & Vino bei Sonnenschein, was will man mehr!
Dem Starttrubel am Donnerstag, wohl vorausahnend dass es kräftig regnen wird, haben wir uns entzogen und waren noch am Mittwochabend nach Bologna gefahren, um gleich am nächsten Morgen die Klassiker-Strecke unter die Räder zu nehmen: Passo della Raticosa und Passo della Futa. Nach kurvenreicher Panoramastrecke auf knapp 1000 m am Futa angekommen, war’s bereits nebelig, und es wurde dann auch noch feucht. Auf einen Genusspunkt mussten wir leider verzichten, da Donnerstag Ruhetag ist: Das Ristorante vom Futa. Schade, immer einen Boxenstop wert.
Was die Teilnehmer der Mille Miglia dann samstags zu bewältigen hatten, war bei uns entgegengesetzt bereits am Donnerstag „abgearbeitet“. Somit konnten wir uns auf die Spuren der früheren Mille Miglia-Strecke machen, die in vorherigen Jahren kurvenreich durchs Chianti über Greve und Castellina nach Siena führte. Damals wie heute hätten die Teilnehmer wohl kaum Zeit zum Betrachten der traumhaften Hügellandschaft mit den kleinen romantischen Weinorten gehabt, die wie eine Filmkulisse an uns vorüberzieht. Wir konnten das zeitfrei tun – und genussvoll, oder auch genussreich? Zeit für einen Espresso auf einer Piazza in einem Chianti-Dorf, einen Pranzo in einer einladenden Osteria oder Trattoria – La Dolce Vita eben. Und nach den vielen Kurven haben wir uns Köstliches aus Küche und Keller verdient.
Samstag, unser dabei und mittendrin der Mille Miglia – Radicofani! Sie zählt zu den Hochburgen der Mille Miglia und seit Jahren ist dieses sonst so verträumte Bergdorf mit dem markanten und weithin sichtbaren Viereckturm im Grenzgebiet Südtoskana zu Umbrien unser Lieblingsort. Hier in den engen Gassen ist man mittendrin, die Fahrzeuge sind am Stadttor an der herrlichen kleinen Bar „La Stella“ zum Anfassen. Auch das ist Genuss, wenn die Fahrzeuge die Gassen mit Motorenlärm füllen und Benzin- und Ölgeruch die Luft durchzieht – und sich auch die eine oder andere Ölspur dann auf dem Straßenpflaster zieht.
Gegen 13 Uhr ist der ganze „Spuk“ dann leider auch schon wieder vorbei. Der Mille Miglia-Tross ist über Buonconvento unterwegs nach Siena und Bologna. Wir denken an Pasta in unserem Lieblingslokal am Ort „Il Torre“, wo wir alles noch einmal Revue passieren lassen – bei einem „kleinen“ Pranzo a la Mamma mit einem vino della casa. Uns drängt keine Zeitabnahme, keine Durchfahrtskontrolle, aber noch mehr Verführung auf Italienisch und deshalb bleiben wir noch einige Tage in dieser märchenhaften Südtoskana, verbunden mit einigen Ausflügen durch das schöne Umbrien …