70 Jahre Horex Regina

Das Jahr 1950 – die Nachkriegszeit war 6 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch deutlich zu spüren. Die Seele des Deutschen Volkes war ganz auf Harmonie ausgerichtet. Heimatfilme eroberten die Kinos und aus den Radios klang: „Holdrio – liebes Echo oder “Ham‘ Se nich ’ne Braut für mich“.

Erste wirtschaftliche Erfolge ließen die Deutschen wieder hoffen. Im März des Jahres stellte zum Beispiel VW seinen 100.000sten Käfer her. Ein großer Teil der Fahrzeuge ging ins Ausland, da sich in Deutschland da nur wenige einen PKW leisten konnten, geschweige eine Fahrerlaubnis hatten.

Trotz wachsendem Autoboom war das Motorrad immer noch das Fortbewegungsmittel Nr. 1 in Deutschland. Vor allem auf ein Motorrad hatten es die Deutschen abgesehen – die unvergleichliche „Horex Regina“. Auf Ihren denkbar bequemen Schwingsätteln schaukelte eine ganze Generation zur Arbeit.

Horex Werbung Bad Homburg
Horex Werbung Bad Homburg © Fotoquelle und Bildrechte: Auto- und Uhrenwelt

Horex Columbus-Werk in der Nachkriegszeit

Das vom Krieg unbeschädigte Horex Columbus-Werk K.G. im oberhessischen Bad Homburg überlebte die verheerende wirtschaftliche Situation durch die Erstellung von Ersatzteilen für die Eisenbahn und von der Entwicklung von Einbau- und Industriemotoren. Perfekt lief es für das Werk als die Firma 1948 als erste deutsche Motorradfabrik die Genehmigung erhielt ein hubraumstarkes Motorrad zu bauen.

Man startete sofort mit einer kaum veränderten Neuauflage des robusten Vorkriegsmotorrads SB 350, obwohl klar war, dass die in die Jahre gekommene Konstruktion nicht mehr zeitgemäß war. Die Geschäftsleitung beschloss deshalb schnell – eine „Königin“ muss her – und der Name „Regina“ steht nun mal für „die Königin“.

Horex Regina
Horex Regina © Fotoquelle und Bildrechte: Auto- und Uhrenwelt

Bereits 1949 wurde mit der Konstruktions- und Entwicklungsarbeit an der 350-ccm-Maschine begonnen, um eine grundlegende Modernisierung des Fahrgestells zu erreichen.
Es folgten monatelange Erprobungen der ersten Maschinen auf Straßen und im Gelände. Umfangreiche Zerreißprüfungen und Verschleißversuche auf einem eigens dazu entwickelten Prüfstand in Form einer rotierenden Schlaglochstraße folgten. Im Gegensatz zum Fahrwerk baute man den damals bereits sehr fortschrittlichen Motor der SB 35 fast unverändert in die Regina ein.

Bereits Ende 1949 konnte Horex in Bad Homburg die neue 350er Regina vorstellen. Eine wunderschöne Einzylinder-Maschine mit moderner Teleskopfedergabel, Geradweg-Hinterradfederung, verchromtem Tank und zwei verchromten Schalldämpfern. Sensationell waren dabei die Leichtmetall-Vollnabentrommelbremsen, die kannte man bis dato eigentlich nur von Rennmaschinen. Die Speichen der Laufräder waren in verchromte Stahlfelgen eingefasst, denen man als Blickfang einen roten Innenstreifen spendiert hatte. Für die damaligen Biker war diese Ausführung die Darbietung schlechthin, es sah einfach so cool aus.

Schnell wurde das Motorrad, im Jahr 1950 zum Traummotorrad und wenig später sogar zum Bestseller: Mit 18.600 verkauften Exemplaren der Regina knackte man seinerzeit den Weltrekord in der 350er Klasse.

Die elegante Horex Regina

Anfang der Fünfziger gab es allerdings auch kaum ernsthafte Konkurrenz. Wer damals Motorrad fuhr, saß auf einer qualmenden und stinkenden Zweitakt-Maschine, in der Regel mit 98, 125 oder 250 Kubik. Es waren keine aufregenden Fahrzeuge, Motorräder, die im Alltag funktionieren mussten, günstig in der Anschaffung waren, wenig Geld im Unterhalt kosteten und obendrein auch noch zuverlässig und wartungsfreundlich zu sein hatten. Diese Schleudern nannte man spöttisch „Brot und Butter-Motorräder“

Noch heute schwärmen ältere Biker von dem legendären Einzylinder namens Horex Regina mit viel blitzendem Chrom, viel Aluminium und einer einzigartigen Eleganz und dem beispiellosen Sound. Ein Lichtblick in einer Zeit der harten Entbehrungen. Im Fahrbetrieb überzeugte sie durch eine gute Straßenlage, tadellose Bremsen und einem durchzugstarken, kräftigen Motor.

Der Traum auf zwei Rädern ließ sich für 1975 Mark kaufen, und wenn nicht in bar, dann auf Raten.
Der Erfolg sprach für sich – bald kamen weitere Varianten hinzu: eine 250er, vorerst nur für die Schweiz und Österreich, eine Regina Sport mit 20 PS und zum Abschluss ab 1953 präsentierte Horex auf der IFMA 1953 eine Regina 400 mit gründlich überarbeitetem Triebwerk, einen für die Gespannfahrer zugeschnittenen echten Dampfhammer mit 22 PS-Betrieb.

Kurze Zeit später waren die fetten Jahre vorbei. Der deutsche Motorradmarkt brach ab 1954 drastisch ein – Aber nicht nur Horex traf das Schicksal. Landauf, landab brach das Motorradgeschäft zusammen. Kein Mensch wollte mehr aufs Motorrad steigen. Kleinwagen wurden erschwinglich, und viele Käufer waren froh über ein Dach über dem Kopf. Das war der Anfang vom Ende: Fünf Jahre später übernahm Daimler-Benz das Bad Homburger Werk.

Das Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten präsentiert

Eine wunderschöne Horex Regina, mit der man sich der Bewunderung seiner Zeitgenossen sicher sein konnte, und ein echtes Vollblut unter den Gespannen – eine Horex 400 mit Seitenwagen. Der Seitenwagen wurde von der Firma Steib hergestellt. Steib galt zu dieser Zeit als der Hoflieferant für die Beiwagen.

Horex Regina mit Seitenwagen von Steib
Horex Regina mit Seitenwagen von Steib © Fotoquelle und Bildrechte: Auto- und Uhrenwelt

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Quelle: Auto- und Uhrenwelt