Tschechische Luxuswagen von Tatra an britische Direktoren zu verkaufen, klingt wie ein böser Traum. Das hat den Autoverkäufer John Mario nicht erschüttert. Die Geschichte trug sich zu etwa im Jahr 1993.
John Mario besuchte mit einem Ordner und vielen Fragen, die Tatra Vertretung in Großbritannien. In Fosters Booth, vor einem bescheidenem Haus in der Grafschaft Northampton stand das Gefährt, unübersehbar.
Tatra 613 Typ 5 Sportlimousine
Es war ein Tatra 613 Typ 5 Sportlimousine. Ein Auto aus dem Land der Škoda, geformt, als ob der Designer keiner Kurve fähig gewesen wäre. Die Aerodynamik gleicht der eines Backsteins. Es ist ein Auto von Tatra, eines Werks mit langer Geschichte, das aerodynamische Autos vor langer Zeit serienmäßig hergestellt hat. Doch diese Eigenschaft stagnierte während der kommunistischen Herrschaft. Nach der Privatisierung sollte es wieder anders werden.
Ein Blick unter die Fronthaube genügt, denn dort ist nichts zu sehen. Dafür liegt im Heck ein großer, mit Luft gekühlter V8, 3,5 Liter Motor. Ein ordentlicher BMW oder Jaguar mit wassergekühltem Motor kostet auch etwa 30.000 Pfund.
Wer soll sich für den Tatra 613 Typ 5 interessieren? Vermutlich nur Freunde der Marke, Leute die schon einen BMW, Jaguar oder Mercedes hatten und mal etwas Anderes ausprobieren wollten, zum Beispiel ein Mitglied des Formel 1 Williams-Teams, der zur Besichtigung erwartet wurde.
Modernisierung des Tatra 613 Typ 5 in GB
Tim Bishop, ein britischer Ingenieur, hatte die verrückte Idee den Tatra 613 Typ 5 zu importieren. Früher arbeitete er für SAAB und Jaguar, dann half er bei Tatra bei der Implementierung von Benzineinspritzung Katalysator. Schließlich gründete er in Fosters Booth eine eigene Firma. Sein Plan war, die Karosserie des Tatra 613, Typs 4 zu nehmen und mit westlicher Technologie zu veredeln. Er war überzeugt. „Man kann daraus ein anständiges Auto kreieren“ sagte Tim Bishop wörtlich. Tatra spendierte einen T 613 und Tim Bishop nahm für die Entwicklung 100.000 Pfund in die Hand. „Man müsse nicht viele verkaufen, aber eine interessante Konstruktion, für Menschen, denen Fahrzeug und Konstruktion gefallen …“
Obwohl das Design schon 18 Jahre (gebaut von 1974–1996) alt war, wurde die Aufhängung, Lenkung und Bremsen eingehend modernisiert. Highlight der Konstruktion war der vor der Hinterachse liegende Motor. „Diese Änderung bringt hervorragende Fahreigenschaften“ sagte Bishop stolz. „Jedes Auto hat Fehler. Bei diesem Tatra mag es die Karosserieform sein, aber dieses Auto fährt sich gleich gut wie ein Jaguar XJ40, übertrifft einen BMW und bremst einen Porsche aus.“
“Tatra (GB) plant eine 35 Stück-Produktion” sagt John Mario und “über den Preis kann man verhandeln.“ Es bleibt die Gretchenfrage: Gibt es überhaupt noch ein Markt für einen luftgekühlten, tschechischen Backstein? Vielleicht doch, in einer Welt, wo alle Autos aus dem selben Windkanal zu stammen scheinen.
Quelle: Sinngemäß nach dem Artikel von Eric Balley (pdf-Datei) aus dem Jahr 1993 ins Deutsche übertragen von P.Hubscher und Dr.Georg W.Pollak,sc.
Ergänzungen zum Beitrag: Es wurden vier Tratra 613 Typ 5 Sportlimousinen gebaut. Viel Technik kam aus Deutschland, zum Beispiel Klimaanlage, 2 Katalysatoren wegen Einhaltung der damaligen Abgasnorm und Warmwasserheizung (Standheizung ?). Die Farben der Wagen waren blau, grün, rot metallic und dunkel blau von BMW.
© Fotoquelle und Bildrechte: Jan Tucek
Der rote T 603-5 kam zurück nach Příbor (CZ), wurde als Dienstwagen benutzt und später erlitt er einen Totalschaden. 2010 kaufte ein Sammler aus Nordmähren den grünen Tatra (2. Prototyp) und holte ihn nach Tschechien.
Den roten Wagen benutzte man in der damaligen Firma, bestehend aus 3 Personen, als Vorführwagen. Dann wurde er noch lange von Tim Bishop selber gefahren, möglicherweise besitzt er den Tatra 613 Typ 5 noch. Übrigens bot er auch ein Coupé zu über 50.000 Pfund an, das aber nie gebaut wurde.