Geburtstag: 80 Jahre Luftfahrtgeschichte 1937 – 2017

Jubiläum Fliegerwerft-1937-2017
Jubiläum Fliegerwerft-1937-2017
© Fotoquelle und Bildrechte: Veranstalter der Geburtstagsfeier
Wenn man als Flugzeug 80 Jahre alt werden kann und immer noch lufttüchig ist, dann muss das umfassend gefeiert werden. So geschah es am 29.04.2017 mitten in Deutschland auf der Fliegerwerft. Das Spektakel zum 80ten fand bei strahlendem Sonnenschein und weißblauem Himmel mit den fliegenden Gästen aus dem In- und Ausland und den ca. 20 historischen Flugzeugen zum Gratulieren statt. Doch zum Beginn des Berichts sollen die 80-jährigen Geburtstagskinder die Stieglitz D-EMOF und die Messerschmitt Bf108 (Me 108 „Taifun“) vorgestellt werden:

Die Stieglitz D-EMOF

Die Piloten nennen das Flugzeug “Stieglitz”, seltener die “Focke-Wulf” oder die “Fw 44”. Die Focke-Wulf Fw 44 hatte 1932 ihren Jungfernflug, nach dem sie von einem der besten Flugzeugkonstrukteure seiner Zeit, Kurt Tank, entworfen wurde. Flugschulen wollten ein Flugzeug haben, welches leicht zu fliegen war, auch Kunstflieger suchten ein geeignetes Fluggerät. Das überragende Ergebnis war die die Stieglitz.

Stieglitz D-EMOF - 1937
Stieglitz D-EMOF – 1937

Etwa 3000 Exemplare wurden weltweit nicht nur in Deutschland gefertigt. In anderen Ländern gab es Lizenzfertigungen. Heute sind kaum mehr als ein Dutzend dieser bemerkenswerten Flugzeuge flugfähig. Das ist nicht verwunderlich, denn die Ersatzteilbeschaffung ist aufwendig und teuer. Die D-EMOF wurde im Jahre 1937 in Linköping (Schweden) gebaut. Ihre Halter haben das Flugzeug “eingedeutscht” und in jahrelanger Kleinarbeit ein Flugzeug geschaffen, das wohl dem deutschen Original der 1930er Jahre entspricht. Herrlich im Geräusch ist der Sternmotor mit 7 Zylindern von Siemens Sh 14 A 4 mit einem Hubraum von 7,84 Litern und mit einer Leistung von 160 PS bei 2.200 U/min.

Messerschmidt Bf108 „Taifun“ D-IBFW

Das Gegenstück zur Messerschmidt sind die archaischen Doppeldecker aus dem gleichen Zeitraum. Die „Messerschmitt Bf108“, ist das wohl am meisten unterschätzte Flugzeug der 1930er Jahre, vermutlich weil sie damals gegenüber aktuellen Sportflugzeugen so unauffällig modern wirkte.

ME108 Taifun D-IBFW - 1937
ME108 Taifun D-IBFW – 1937

In den frühen 1930er Jahren begann die Entwicklung bei den Bayerischen Flugzeugwerken (BFW). Die Idee für die „Messerschmitt Bf108“ brachte vermutlich der Ingenieur Richard Bauer mit, der vorher schon die Klemm 31 entwickelt hatte, von der sich auch Konstruktionsdetails in der späteren „Me 108“ wiederfinden. Dazu zählten unter anderem der konsequente Leichtbau, die Ganzmetallkonstruktion, das Einziehfahrwerk, der Verstellpropeller, die Vorflügel und die sehr rationelle Halbschalenbauweise.

Es entstand ein schnelles, komfortables Reiseflugzeug, mit dem unzählige Wettbewerbe gewonnen und Rekorde aufgestellt wurden. Noch im Jahre 1971 nahm eine Me 108 am Deutschlandflug des Deutschen Aeroclubs teil und war gleichzeitig das schnellste und das älteste Flugzeug in diesem Wettbewerb. Die vielen Rekorde der 30er Jahre stehen eng in Zusammenhang mit dem Namen einer der bekanntesten Fliegerinnen und Flugpionierinnen Ihrer Zeit, Elly Beinhorn. Von ihr bekam ihre geliebte Me 108 dann auch den Beinamen „Taifun“.

Von der Me 108 sind nur wenige Exemplare erhalten geblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Flugzeug in leicht veränderter Form in Frankreich weiter gebaut, aber Originale sind sehr rar. Derzeit sind nur fünf von einstmals über 900 Flugzeugen lufttüchtig. Das Geburtstagskind ist die älteste und originalste Me 108! Sie ist die einzige lufttüchtige Me 108, die noch in Deutschland gebaut wurde, bevor die Produktion nach Frankreich verlegt wurde. Auch dieses Flugzeug wurde in einen absolut originalgetreuen Zustand zurück versetzt. Das einzige Zugeständnis an die heutige Zeit ist das Funkgerät, das so eingebaut wurde, dass es nicht auf den ersten Blick auffällt.

Motorisch wird die Me 108 von einem Argus AS10 C, 8 Zylinder, hängender V-Motor mit mechanisch im Fluge verstellbarem Propeller mit 240 PS Leistung bewegt.

Die Geburtstagsfeier auf die Flugwerft

Wer etwas für die Fliegerei mit historischem Flugzeugen übrig hat (Aircraft spotting) der wurde im Tagesablauf höchst positiv überrascht. Nacheinander setzten die historischen Flugzeuge aus dem Süden, Westen und Norden zu Landung an und wurden von einem Motorrad-Gespann (FOLGE MIR!!) zur Parkposition geleitet. Erstmals hatte ich Kontakt mit einem Motorrad aus der Volksrepublik China der Marke CJ. Nicht nur die Vielfalt der Doppel- und Eindecker aus vielen Jahrzehnten der Luftfahrt begeisterten. Man konnte direkt Luftfahrtgeschichte am Objekt studieren und die Piloten um Auskunft bitten. Auch Einblicke in die Technik und Wartung der Klassiker der Lüfte waren möglich. So erfuhr ich, dass bei manchen Maschinen das Verhältnis eine Stunde fliegen zwei Stunden Wartung bedeuteten.

Die Fotos zeigen lediglich eine kleine Auswahl der Geburtstagsgäste. Mehr zu den Klassikern der Lüfte in späteren Beiträgen.

Vorführungen der historischen Flugzeuge in der Luft

Ab 16 Uhr war der Start zu einer Flugschau über nicht bewohntem Gebiet, die etwa 90 Minuten dauern sollte. Praktisch alle Teilnehmer waren in Gruppen für die Fotoslots eingeteilt. Nacheinander kamen zwei Gruppen Stieglitze, Pilatus P2, Nord 1002, Stieglitz, Klemm, Bücker 131 und Me 108 Taifuns. Es war ein Fest für „airplan spotter“ wie es kaum eine andere Veranstaltung in den letzten Jahren in Deutschland gab.

https://youtu.be/pfBvjwE8NR8
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