Das Technik Museum Speyer übernahm in den letzten Monaten den vollständigen Bestand des Friedel-Münch-Museums von Wilhelm Groh aus Walldorf. Zu den zahlreichen Ausstellungsstücken gehören unter anderem 26 teils aufwendig restaurierte Unikate aus den Baujahren 1967 bis 1999. Nun fand die Sammlung, rund um den legendären Motorradbauer Friedel Münch, ihren neuen Platz in der Raumfahrthalle des Technik Museum Speyer.
Friedel Münch, ein echter Visionär des Motorsports, reparierte zunächst Motorräder in der Werkstatt seines Vaters und begann vor 45 Jahren mit dem Bau von eigenen Maschinen. Ausgehend von seiner Leidenschaft für den Rennsport war es für den hessischen Kfz-Meister eine ständige Herausforderung, immer neue Maßstäbe im Bereich der Motorradkonstruktion zu setzen. Er wagte es als erster Motorradbauer weltweit einen Vierzylinder-Automotor zu verwenden und damit ein bis dahin unvergleichlich leistungsstarkes Straßenmotorrad, ein sogenanntes „Big Bike“, zu konstruieren. Obwohl die von Friedel Münch gewünschte Bezeichnung „Mammut“ für das damals stärkste und mit knapp 180 km/h auch schnellste Motorrad der Welt bereits von einem anderen Hersteller geschützt war und somit nie offiziell verwendet werden durfte, blieb der Name für diese Münch-4-Maschinen bei Münchfans bis heute verbreitet. Die Entscheidung einen 55 PS starken 1000er NSU-Vierzylindermotor für ein Motorrad um zurüsten machte Friedel Münch schlagartig zum Vorreiter der Konstruktionstechnik. Für spätere Ausbaustufen verwendete Friedel Münch NSU Motoren bis 1.400 ccm und einer Leistung von über 100 PS.
Die Münch Motorräder erfreuten sich schnell großer Beliebtheit, doch durch die aufwendige, individuelle Fertigung der Maschinen war immer wieder finanzielle Unterstützung von außen für den Betrieb notwendig. 1973 kam es schließlich zum Konkurs des Betriebs in Altenstadt/ Hessen, wodurch die Markenrechte 1974 an den Lebensmittelgroßhändler Heinz W. Henke übergingen. Nach zweijähriger Zusammenarbeit mit Friedel Münch trennten sich 1976 die Wege. Während Henke die Produktion im ursprünglichen Münch Betrieb nach insgesamt 478 gebauten Münch Motorrädern 1980 einstellte, setzte Münch sein Werk wieder allein fort und baute weiter speziell nach Kundenwunsch und verkaufte seine Maschinen unter dem Namen „Horex“ oder „Titan“.
Sein letztes großes Projekt stellte Friedel Münch gemeinsam mit dem Würzburger Unternehmer Thomas Petsch 2001 auf die Beine – die Kleinserienproduktion der Mammut 2000. Allerdings konnten von den ursprünglich geplanten 250 Stück nur 15 Maschinen gebaut werden, da die Kosten für die extrem aufwendige Fertigung den geplanten Verkaufspreis bei weitem überstiegen. Das Motorrad der Spitzenklasse ist mit 260 PS ein absolutes Kraftpaket. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h elektronisch abgeregelt.
Die Friedel Münch Ausstellung im Technik Museum Speyer zeigt einen einzigartigen Einblick in die Motorrad Konstruktionskunst von Friedel Münch. Zu sehen sind unter anderem ein Exemplar der Münch Mammut 2000 und der entsprechende Prototyp, ca. 30 Motorradtanks, die alle passgenau für Maschine und Fahrer angefertigt und individuell gestaltet wurden, zwei seltene Umbauten mit Beiwagen und ein Trike, in dem ebenfalls Münch-Teile verwendet wurden. Außerdem präsentiert das Museum die sogenannte Daytona-Bombe, ein Motorrad, das für den Stundenweltrekord im Speedway von Daytona Beach/ USA im Jahr 1970 entwickelt und gebaut wurde.
Die Friedel Münch Ausstellung ist ab sofort in der Raumfahrthalle des Technik Museum Speyer zu sehen. Weitere Informationen gibt es unter www.technik-museum.de.