Die Ballade vom Autokauf – Gedicht von Fritz B. Busch

Für diesen Monat hat Frau Busch freundlicherweise ein Gedicht von Fritz B. Busch zur Erinnerung aus dem großen schriftstellerischen Fundus herausgesucht. Doch lesen Sie selbst, denn heute könnte es in einem Autohaus beim Neuwagenkauf eines Autos ähnlich geschehen.

Fritz B.Busch auf dem Trittbrett seines Mercedes-Benz Typ Stuttgart
Fritz B.Busch auf dem Trittbrett seines Mercedes-Benz Typ Stuttgart
© Fotoquelle und Bildrechte: Privates Archiv Busch
Eingangshalle Automuseum Fritz B.Busch
Eingangshalle Automuseum Fritz B.Busch © Fotoquelle und Bildrechte: Privates Archiv Busch
Cadillac von Hans Albers im Automuseum
Cadillac von Hans Albers im Automuseum © Fotoquelle und Bildrechte: Privates Archiv Busch
Peugeot 203 Cabrio
Peugeot 203 Cabrio © Fotoquelle und Bildrechte: Privates Archiv Busch
Fritz B. Busch signiert sein Buc
Fritz B. Busch signiert sein Buch © Fotoquelle und Bildrechte: Privates Archiv Busch

Die Ballade vom Autokauf

Herr und Frau M. sind,
wie seit Wochen besprochen,
endlich zum Neuwagenkauf
aufgebrochen.
Herr M., beim Verwirklichen
seiner Träume,
schlendert selig durch die
Ausstellungsräume.

Sein Weib, um etliche Schritte
zurück,
bewahrt eisern ihren
skeptischen Blick.
Da bleibt er auch prompt
an einem Roadster steh’n,
mattsilber, Spitze 210,
und flüstert ergriffen
„mein Gott, ist der schön!“

Doch sie wittert Unheil
und eilt herbei
mit dem Ruf, dass die
Farbe unmöglich sei.
Die Garage, frisch gestrichen,
ist außen in Mais, und innen
ganz in gebrochenem Weiß.
Da gehört doch, so beteuert
sie Stein und Bein, nur ein
kräftiger Farbklecks hinein.

Und im gleichen Moment,
der Gatte ist noch geknickt,
hat sie weiter hinten
den Farbklecks erblickt.
Sie eilt zu ihm hin
mit entzücktem Schrei,
das lockt wie ein Blitz
den Verkäufer herbei.
Der verrät triumphierend
und doch auch devot,
auf Befragen die Farbe:
Turkmenisch Rot.

Herr M., noch nicht ganz
seiner Sinne mächtig,
erfährt, diese Farbe sei
eben so selten wie
prächtig.
Und sein Weib beschließt
innerhalb von Sekunden:
Suche beendet, Wagen gefunden.
Ihre Lage war kaum je
so gut wie diese,
denn das Geld ist das Erbe
von Tante Luise.

Und nach wenigen Tagen schon
bewährt sich die kluge
Farbkomposition.
Die Nachbarn rühmen,
teils euphorisch, teils mild,
aber einvernehmlich
das prächtige Bild.
Nur einer bringt deutlich
den Missstand ins Spiel:
Der Wagen hat sichtbar
Drei Türen zu viel.

Herrn M. war dies allerdings
lange vor allen
schon mit Unbehagen
aufgefallen.
Für ihn und die Seine,
unterwegs nur alleine
ohne Hobbys und Allüren
steht da ein Gerät mit fünf Türen.
Ein Van, wie der Verkäufer
sagte,
als Herr M. ihn wegen der
Größe befragte.

Und, weil ihm der Wagen
nun peinlich ist,
greift er mannhaft zu einer leicht greifbaren List:
Bleibt ihm doch kaum eine
andere Wahl,
als die schlichte Erhöhung der Insassen-Zahl.

Nach knapp einem Jahr
erfüllt der Van seinen Zweck
für vier Personen mit
reichlich Gepäck. Und dringend brauchen nun
die Vier
die am Heck befindliche
fünfte Tür
für das Drum und Dran
von Rudi und Klärchen,
dem frisch eingetroffenen
Zwillingspärchen.
Und doch hört Herr M.,
der die Lösung vollbrachte,
aus ihrem Mund
oft und nicht allzu sachte:
„Der Kauf dieses Wagens
war also gar nicht so schlecht.
Na, wer hatte denn da
schon wieder mal Recht?“

Bevor Herr M. sich zu ärgern droht,
schwärmt er nun auch
für den Kleinbus in Turkmenisch Rot.
* * * *
Quelle Text und Fotos: Fritz B. Busch