Bis er der wurde, den seine Lesergemeinde respektvoll den „Autopapst“ nennt, erlebte er in seinen ersten 36 Lebensjahren schon so viel Abenteuerliches, dass man allein mit diesen Geschichten ein Buch füllen könnte.
Der Übersichtlichkeit halber beginnen wir seine Vita im Jahr 1958, als der damalige Chefredakteur von auto, motor und sport Busch auf einen seiner engagierten Leserbriefe hin aufforderte, er möge doch in Zukunft statt Leserbriefe gleich Artikel für das Blatt schreiben. Das tat er und katapultierte sich als B. Busch durch seine unverwechselbare Schreibe in die Herzen seiner autobegeisterten Leser und nach ganz oben im Motorjournalismus, dessen sachliche technische Berichterstattung er als Erster mit einer „lockeren Schreibe“ aufmischte.
Zunächst würzte er die Seiten von auto, motor und sport mit der Serie „Für Männer, die Pfeife rauchen“. Unter der Überschrift „Whisky pur auf Rädern“ servierte er dort 1961 den Jaguar E Type als „geschrubbte Flunder, die abenteuerlich nach Ölsardinen roch“ – die wurde Legende und wird heute noch von so manchem Busch-Fan genüsslich Wort für Wort zitiert.
Jedenfalls machte diese auch so einen anspruchsvollen Chefredakteur wie Henri Nannen auf den Autoschreiber Busch aufmerksam, und er holte ihn 1962 als Autotester und Autor für die Traumwagen-Serie zum STERN.
Von da an ging ordentlich die Post ab. Fritz B. Busch, wie er sich jetzt erweitert nannte, tourte durch die Welt, lud die Reichen und Schönen jener Tage in seine Traumwagen ein und kutschierte mit ihnen zu all den Plätzen, an die sich die Leser von damals sehnlichst hin wünschten: Hollywood, Paris und Rom und viele andere mehr.
Aber Busch blieb dennoch immer mit beiden Füßen auf der Erde. Liebevoll testete und beschrieb er die Autos des „kleinen Mannes“. Er hängte ihnen sogar Wohnwagen dran und verfasste den ersten Gespanntest überhaupt – mit einer Renault Dauphine und einem Dethleffs Camper ging es von Hamburg aus ans Mittelmeer. Bei den Wohnwagen und später dann auch bei den Wohnmobilen ist sein Herz geblieben – er hat sie nicht nur gefahren, sondern 1970 auch selbst konstruiert und gebaut. Mit seiner kleinen Firma „Western Wagenbau“ stellte er den Western Caravan her, der an einen Planwagen erinnerte. Andere Modelle wie der „Campliner“ kamen dazu, doch dann war auch dieses Kapitel wieder abgeschlossen.
An seinem eigenen Wohnmobil steht handgeschrieben der Spruch „Nix wie weg“. Busch ist weiß Gott niemand, der lange auf der Stelle tritt.
Auch Autos hat er konstruiert und bauen lassen. Das war 1965, als er angesichts immer weiter steigender Motorleistungen und immer voller werdender Straßen den „Stadtwagen“ forderte. Mit seinem „autonova“ -Team setzte er ein Konzept um, mit dem er die Phantasie der Autoindustrie und der Käufer zu jener Zeit hoffnungslos überforderte. Er nannte seinen Stadtwagen FAM, man lachte sich kaputt über das kurze Raumwunder und brachte es etwa 20 Jahre später unter dem Namen Van als revolutionäre Neuheit auf den Markt. Der FAM steht heute als Paradebeispiel für richtungweisendes Autodesign in der Pinakothek der Moderne in München und weist Attribute auf, die ihn auch heute noch als überaus fortschrittlich dokumentieren.
Das alles machte er quasi nebenbei, während er schrieb und schrieb. Da kamen unter Anderem etwa 16 Bücher zusammen, teils als Sammelband seiner Geschichten, teils waren es Reise- oder Jugendbücher, die eine Gesamtauflage von mehr als einer Million erreichten.
Er war regelmäßig im Fernsehen zu sehen, u. A. mit einer eigenen Sendung im Bayerischen Fernsehen, er machte sich 1974 im Auftrag von Pirelli und Volkswagen mit einem Golf der ersten Generation auf den 30.500 km langen Weg von Alaska nach Feuerland, schrieb darüber ein Buch und wurde auf dieser Reise in Utah von einem neuen Impuls infiziert.
Er verfolgte dort nämlich die Rekordversuche auf der glatten Piste des Großen Salzsees, und augenblicklich entstand in ihm der Wunsch, auch einen Rekord zu fahren. Aber welchen und womit? Bis Feuerland hatte er noch ausreichend Zeit, darüber nachzudenken, und kaum hatte ihn die Heimat wieder, machte er sich ans Werk.
Es sollte ein Dieselweltrekord werden, denn den gab es noch nicht, und das lag ihm als Verfechter des Dieselmotors am Herzen. Also baute er sich in der Werkstatt seines Automuseums ein geeignetes Fahrzeug zusammen, Mercedes stiftete einen Turbodiesel und dann ging es ab auf die Teststrecke von VW, wo Busch im November 1975 gleich im ersten Anlauf den Dieselweltrekord einfuhr.
Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass neben all den Aktivitäten auch die Eröffnung seines eigenen Automuseums stattgefunden haben muss – richtig, das war Ostern 1973. Da hatten sich nämlich zuvor eine Handvoll Oldtimer auf seinem Hof angesammelt und brauchten ein Zuhause. Eine 500 Jahre alte Remise in den Nebenräumen der fürstlichen Residenz zu Wolfegg bot ihm Raum für seine „große Spielkiste“, die zunächst etwa 35 Fahrzeuge beherbergte. Wieder wurde er in Fachkreisen für die Idee, ein privates Automuseum auf die Beine zu stellen, belächelt und hier und da als Spinner tituliert, aber die Besucher bestätigten ihn per Abstimmung mit den Füßen. Der Zuspruch war so groß, dass die Sammlung rasch und ständig wuchs und heute etwa 200 Fahrzeuge auf rund 3.000 qm verteilt umfasst.
Fritz B. Busch hat in seinem Leben das Jahrhundert der Motorisierung nicht nur miterlebt und auf seine Weise kommentiert, sondern auch mit seinem Museum dokumentiert und damit der Nachwelt erhalten.
Für sein Lebenswerk wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Fritz B. Busch wurde am 2. Mai 1922 in Erfurt geboren.
Gestorben am 5. August 2010 in Vogt / Allgäu