Jaguar des kleinen Mannes

Bei einem Fahrradausflug bei sonnigem und warmen Wetter habe ich nach langer Zeit in einer Scheune wieder einmal den Jaguar des kleinen Mannes bei einem Sammler von britischen Fahrzeugen entdeckt. Es gibt inzwischen in ländlichen Gebieten so viele ehemaligen Scheunen, die Oldtimer beherbergen. Insofern macht es immer wieder Freude mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.

Unter einem Auto-Pyjama oder auch als Car Cover bezeichnet, stand in der aufgeräumten Scheune ein gepflegter MG 1100 mit der bei uns üblichen Linkslenkung. Der kleine war optisch in gutem Zustand doch sind einige Blecharbeiten mindestens am Unterboden in nächster Zeit notwendig. Wenn man erst mit der Restaurierung eines Oldtimers anfängt, kommen nach Erfahrungen immer weitere Schadstellen zum Vorschein und es wird in der Regel recht teuer.

BMC MG 1100 Kühlergrill und Pracht einer vergangenen Epoche

Der Hersteller, die British Motor Corporation (BMC), war damals ein Zusammenschluss der Unternehmen Austin und Nuffield Organisation. BMC war damals der größte britische Fahrzeughersteller und baute eine Vielzahl von Fahrzeugen unter den Markennamen Austin, Morris, MG und Austin-Healey. Weiterhin wurden die Fahrzeuge auch unter den Namen Vanden Plas, Riley und Wolseley vertrieben. Sehr bekannt ist natürlich der ursprüngliche Mini von Sir Alec Issigonis.

Doch kommen wir zurück zum Garagenauto, dem MG 1100, der Typ MG 1100 wurde damals nicht in Deutschland angeboten.

Unterschiedliche Kühlermasken des britischen Mittelklasse Oldtimers

Der viertürige Kompaktwagen mit dem Codenamen ADO16 war in den 60er Jahren eine Entwicklung der BMC und wurde als Austin 1100, Austin 1300, MG 1100, MG 1300, Morris 1100, Morris 1300, Riley Kestrel, Riley 1300, Vanden Plas Princess 1100 , Vanden Plas Princess 1300, Wolseley 1100, Wolseley 1300 und in italienischer Lizenzfertigung Innocenti IM3, Innocenti IM3S , Innocenti J4 produziert. Die Modelle unterschieden sich noch in den Bezeichnungen Mark I, Mark II und Mark III im Laufe der langen Bauzeit. Auch wurden von einigen Modellen 2-türige Versionen gebaut.

Grundsätzlich war es das gleiche Konzept wie die Konstruktion des Mini, nur eben eine Nummer größer.

Unterscheidungsmerkmale waren auch unterschiedliche Motoren, diverse unterschiedliche Fronten und Innenausstattungen. Das Erscheinungsbild im Innenraum des Riley Kestrel erinnerte stark an einen Jaguar des kleinen Mannes, der für Bürger mit mittlerem Einkommen auch bezahlbar war.

Das war eine Variationsbreite einer Grundkonstruktion, die sicherlich in der Variationsbreite nie wieder auftauchte. Manche Versionen wurden nur in einigen Ländern angeboten. Der erwähnte MG 1100 stammt nach Angaben des Eigentümers aus Dänemark.

Übrigens war diese Konstruktion das meist verkaufte Auto in Großbritannien und wurde von 1962 bis 1974 produziert. Das Modell besaß Frontantrieb und Quermotor. Der Motor war auf einem separaten Rahmen aufgebaut, ebenso war die Hinterachse ebenfalls an einem separaten Hilfsrahmen befestigt. Diese beiden Rahmen wurden dann mit der Karosserie verbunden. Das gleiche Bauprinzip war bereits beim Mini angewendet worden. Auch beide Federungssyteme des Minis wurden während der Produktion genutzt.

Prinzip der Hydrolastic-Verbund-Federung

Der ADO16 war nur 3,75 m lang und wog etwa 850 kg je nach Ausstattung. Die Raumausnutzung war durch den Quermotor und Frontantrieb extrem gut. Durch die Motoranordnung war praktisch auch kein Mitteltunnel vorhanden, so dass auch optisch ein großzügiges Raumangebot vorhanden war. Die Varianten des Kompaktwagens der heutigen unteren Mittelklasse hatten eine extrem gute Raumausnutzung, die heute kein modernes Auto mehr erreicht! Die Raumausnutzung war vergleichbar mit dem damaligen NSU / VW K70 und dem ersten VW Passat.

Die historischen BMC Prospekte des ADO16 wurden mir dankenswerterweise von einem Freund leihweise zum Scannen und Veröffentlichung für diesen Artikel überlassen: