Überall ist bekannt, dass Henry Ford am Anfang des 20. Jahrhunderts für seine T-Modelle die Einheitsfarbe Schwarz favorisierte. Doch bis heute haben sich die technischen Gegebenheiten der Lacktechnik, Farbenvielfalt und Trendfarben im Zeitablauf erheblich geändert.
Schon damals gab, sofern technisch machbar, der persönliche Geschmack den Ausschlag für die Wagenfarbe. Frühe Motorkutschen wurden in der Regel in Dunkelbraun, Dunkelgrün oder Dunkelblau geliefert. Diese Farben waren ein Vermächtnis der Pferdekutschen, die gewöhnlich gedeckte Farbtöne trugen. Kaiser Wilhelm II. ließ sich gern in grauen Autos spazieren fahren, analog der Farbgebung seiner Kriegsmarine. Zur damaligen Zeit verdreckten helle Lackierungen sehr schnell und waren wenig sinnvoll bei den in der Regel noch unbefestigten Straßen jener Tage.
Inhalt des Beitrags
Henry Ford verwendete Schellack
Der Grund für die damalige Einheitsfarbe von Ford beim T-Modell war der Stand der Substanzen der Farbe und die Lackiertechnik Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Ölfarbe wurde mit dem Pinsel aufgetragen. Die Deckschicht enthielt Rußpigmente zur Farbgebung, was helle Farben fast unmöglich machte und noch dazu sehr teuer war. Der Trocknungsprozess der Ölfarbe dauerte fünf bis acht Wochen. Ford nutzte als einer der ersten Fabrikanten sogenannten Schellack aus Ostasien, der dünnflüssiger war und wesentlich schneller trocknete.
Autolack der 30er-, 40er- und 50er-Jahre
In den 30er Jahren kamen erstmals deckende weiße Lacke auf den Markt. Schwarz abgesetzte Kotflügel galten als Modetrend. Neu waren damals Kunstharzlacke. In den Kriegsjahren war Olivgrün schlicht die Einheitsfarbe.
In den 50er Jahren wurden dann mit weiteren technischen Möglichkeiten auch hellere und mehr Farbtöne angeboten. Ende der 50er Jahre lagen zwei- oder gar Dreifarblackierungen im Trend. Geranienrot und pastellweiße Barock-Taunus oder Borgward Isabella Coupés in Elfenbein, kombiniert mit Himmelblau, prägten das Straßenbild. Erinnert werden soll auch an die Export-Käfer in Capriblau.
Knallbunte Lackfarben der 60er- und 70er-Jahre
Ende der 60er-Jahre wurde es bunter auf den Straßen. Helle Farben lagen im Trend, denn sie waren auch bei schlechter Sicht besser zu sehen und grelle Kontrastfarben wurden ein Merkmal der Sicherheit. Doch die 70er-Jahre wurden noch bunter. Die Mode setzte den Trend und die Menschen kauften Autos in Inkaorange, Golfgelb, Marsrot, … Die Lackchemie machte es möglich. Seit den 70er-Jahren setzten sich die Zweikomponenten-Acryllacke allgemein durch.
Lackfarben der 80er- und 90er-Jahre
Doch dann war der Farbrausch mit der Verschrottung der Vorgängermodelle, die vom Rost zernagt waren, zu Ende. Die Farben der Autos wurden in den 80er- und 90er-Jahren weniger grell. Das Auto war damals Umweltverschmutzer. Mitte der 80er Jahre kamen die ersten Katalysatoren zur Schadstoffverminderung ab Fabrik in den Fahrzeugen zum Einbau. Der Kalte Krieg war damals kälter als zu Beginn der 80er Jahre. Der Modetrend ging hin zu strengen, dunklen Farbtönen, die zwischen Rauchsilber und Tiefdunkelgrau lagen. Diese einfallslosen Farben mit einem hohen Anteil Schwarz folgten fast 20 Jahre. Durch das Retrodesign in der Automobilhersteller wird es langsam wieder bunter auf den Straßen und Parkplätzen. Grün- und Brauntöne waren immer Außenseiter der Farbpaletten der Hersteller.
Lackfarben in der Neuzeit
Nach Jahren der Verbannung von Weiß bei der Autoindustrie ist die Farbe für Dienstwagen wieder sehr beliebt und belebt das Geschäft der Wagenwaschanlagen bei dem wieder schlechteren Zustand der Straßen. Heute werden ab Werk Lacke auf Wasserbasis als Industrie-Standard genutzt.