Die damalige Krise bei Renault vor 50 Jahren löste einen Trend aus, der in der Automobilindustrie bis auf den heutigen Tag bei einigen Modellen in allen Klassen anhält. Es war der Trend zum Auto mit einem Schrägheck, großer Heckklappe, variablem Innenraum, Frontantrieb und fünf Türen. Bemerkenswert ist auch der ungleiche Radabstand links und rechts. Dieses Konzept wird Kombilimousine genannt.
Vor 50 Jahren suchte der damalige Renault-Chef Pierre Dreyfus nach einem neuen Fahrzeugkonzept, um das französische Staatsunternehmen zurück zur Profitabilität zu bringen. Damals mangelte es Renault an einem zeitgemäßen Mittelklasse-Modell. Renault war der viertgrößte europäische Autoproduzent. Im Jahr 1963 musste Frankreich auch die Schutzzölle auf Autoimporte lockern. Die Renault-Produktion ging auch aus diesem Grund um fast ein Viertel zurück.
Revolutionär war der neue Renault R16. Es war weltweit das erste Großserienmodell in der Mittelklasse mit Vorderradantrieb, Fließheck, variablem Innenraum und fünf Türen. Das Design stammte vom damals 31-jährigen Nachwuchsdesigner Gaston Juchet. Er wagte eine große Heckklappe und schräge Linien statt Stufen bzw. »American Style« bei den »deutschen Amerikanern«.
Vom R16 wurden von 1965–1980 insgesamt fast 1,9 Millionen Stück verkauft. Die Konstruktion war den Wettwerbern viele Jahre voraus. Erinnert sei mit den gleichen Konstruktionsprinzipien an den Austin Maxi und 1974 an den ersten Volkswagen Passat, der jedoch anfänglich noch ohne große Heckklappe gestartet war. Nicht einmal der VW Passat verfügte über eine so vielfältig verschiebbare Sitzlandschaft wie der geniale, damals bereits neun Jahre alte Renault 16.
Frühe Fahrzeuge mit Kombiheck waren in Deutschland der Glas CL (ab 1966) und BMW 02 Touring, Beide Modelle wurden nur mit drei Türen und mit konventionellem Hinterradantrieb gebaut und blieben Randerscheinungen. Ein später Dreitürer mit Heckklappe war der Audi 50, der dann zum VW Polo mutierte.
Der R 16 war eine Familienlimousine wie sie damals nur Franzosen realisieren konnten. Nicht einmal die Italiener mit dem damaligen Gespür für Formen und Familienfreundlichkeit waren für das revolutionäre Konzept wie beim R16 bereit. Der Autobianchi Primula war in dieser Richtung das erste Fahrzeug in Italien.
Der R16 und sein Konzept haben einen Ehrenplatz in der Halle des Ruhmes der innovativsten Automobile aller Zeiten verdient.