Initiatoren der Rekonstruktion
Der Arbeitskreis Technik- und Industriegeschichte in der Region Hannover (AKTIG) wurde 2001 mit dem Ziel gegründet, herausragende regionale Entwicklungen und ihre Schöpfer stärker in den Blickwinkel der Öffentlichkeit zu stellen. Unter dem Leitgedanken „Innovation aus Tradition“ führt der AKTIG Präsentationen auf Messen und Veranstaltungen durch. Damit wird insbesondere die Jugend angesprochen, diese Technik, unter dem Aspekt Pioniergeist und daraus entwickelte Leistungen, neu zu bewerten.
Auf Initiative des AK TIG wurde 2005/2006 der Nachbau des ersten Motorflugzeugs der Welt realisiert, 1903 geflogen von Karl Jatho aus Hannover nach eigenen Angaben (Ergänzung der Redaktion).
Die Hanomag-Interessengemeinschaft wurde 1984 gegründet. Der gemeinnützige Verein hat sich die Dokumentation und Darstellung der Industrie- und Technik-Geschichte des deutschen Maschinen-, Schlepper-, Fahrzeug- und Eisenbahnbaus mit dem Schwerpunkt Hanomag zum Ziel gesetzt. Der eingetragene Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige steuerbegünstigte Zwecke im Sinne der Abgabenordnung (§ 3 der Satzung).
Die Hanomag IG unterhält eine eigene Fahrzeugsammlung, ist auf zahlreichen Veranstaltungen vertreten und hat eine Reihe von Veröffentlichungen für ein breites Publikum initiiert.
Arbeitskreis Technik- und Industriegeschichte in der Region
Hannover (AK TIG)/ HANOMAG IG e.V.
Horst-Dieter Görg, Nonnenkamp 17, 31139 Hildesheim, Telefon (05121) 8 48 56
www.hanomag-museum.de
Das Projekt vor dem Abschluss
Nach der virtuellen „Auferstehung“ des Weltrekordwagens wurde 2013 der Rohbau des Hanomag-Diesel auf einem originalen Fahrgestell von 1938 abgeschlossen. Für die praktische Umsetzung zeichneten die Karosseriebauer Uli und Fynn Weinberg aus Zetel verantwortlich, die – nur aus Zeichnungen und Bildern – die Aluminiumhaut des Wagens neu entstehen ließen.
Nachdem durch zahlreiche kleine bis namhafte größere Sponsoren sowie durch viel Eigenleistung über 200.000€ für das Projekt erbracht wurden, fehlt noch ein gewisser Restbetrag, um den Abschluss des Wagens zu ermöglichen. Der Diesel soll zukünftig als Werbeträger für das in der Region geplante Mobilitäts-Erlebnis-Zentrum eingesetzt werden.
Rekonstruktion Hanomag Diesel Weltrekordwagens
Im Februar 1939 fuhr Karl Haeberle, ein Ingenieur der Hanomag, mit einem 1,9-Liter Diesel auf der Autobahn bei Dessau vier Weltrekorde. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 165 km/h mit dem Hanomag Diesel.
Das in den Nachkriegswirren verloren gegangene Fahrzeug wurde in den letzten Jahren auf Basis noch vorhandener, damaliger Serientechnik neu aufgebaut. Außer einigen wenigen Fotos sowie Spanten- und Riss-Zeichnungen existierten fast keine Unterlagen.
Die Hanomag in Hannover gehörte neben Citroen und Mercedes-Benz zu den ersten Serienherstellern von Diesel-Motoren für Personenwagen. Das Unternehmen hat nach dem Zweiten Weltkrieg den Pkw-Bau nicht wiederaufgenommen. Von den rund 100.000 gebauten Personenwagen haben nur wenige überlebt.
Die Initiatoren erinnern mit diesem Projekt an die Leistungen der Techniker und Ingenieure aus Hannover, die bei der Hanomag und nicht nur dort weltweit beachtete Entwicklungen umsetzten.
Das bisher Erreichte bei der Rekonstruktion
Zur Visualisierung der Idee wurde nach alten Plänen die Oberfläche des Fahrzeugs wieder sichtbar gemacht. Mit Hilfe eines Design-Modells im Maßstab 1:3 konnte anlässlich der IAA Nutzfahrzeuge im September 2012 in Hannover der Startschuss für das Projekt Weltrekordwagen gegeben werden.
Enthusiasten der Hanomag IG arbeiteten dazu ein Fahrgestell auf und lieferten damit die Basis für den Karosseriebauer, der im Aufbau von Fahrzeugen mit Aluminium-Karosserien über Erfahrung verfügt.
2013 konnten sowohl der D 19-Motor betriebsbereit gemacht als auch der Gitterrohrrahmen rekonstruiert werden. Erste Testfahrten fanden im September 2013 statt -100 Jahre nach dem Tod von Rudolf Diesel, dem Mann, mit dem alles begann.
Dank einiger namhafter Sponsoren wurde der Rohbau des Fahrzeugs abgeschlossen und 2014 auf der 1. Historischen Rekordwoche Dessau erstmals zum Einsatz gebracht. Nach einem Intermezzo als Exponat zur Stromlinien-Ausstellung 2016/17 in Friedrichshafen konnte im Frühjahr 2018 der Karosseribau abgeschlossen werden.
Das Ziel bei der Rekonstruktion
80 Jahre nach den Diesel-Weltrekorden ist die Rekonstruktion abgeschlossen. Durch Leichtbau und durch Aerodynamik ansprechend, kann dieser Meilenstein der Technik-Geschichte, inzwischen noch mit einem Fernganggetriebe ausgestattet, auf ausgewählten Veranstaltungen zum Einsatz gebracht werden.
Das Projekt ist eine Hommage an Rudolf Diesel, der vor mehr als 100 Jahren den bis heute effizienten – und mit richtiger Abgasbehandlung – auch umweltverträglichen Nutzfahrzeugmotor schuf.
Lazar Schargorodsky, von 1928 bis 1948 Motoren-Chefkonstrukteur der Hanomag, machte mit seinem Klein-Diesel-Motor vor über 80 Jahren das Diesel-Prinzip auch bei Personenwagen „salonfähig‘!
Technische Daten Hanomag Stromlinienwagen
- Fahrgestell: Kastenprofilrahmen
- verkürzte Roadster-Ausführung von 1938, FIN 217 356
- Radstand: 2.525 mm statt 2.825 mm
- Bereifung: 5.00/5.25×17 (Continental)
- Motor: Typ D19, 1.910 ccm, 35 PS bei 3.300 U./min, Bohrung: 80 mm, Hub: 95 mm, Verdichtung: 1:20, Hanomag-Eigenentwicklung mit Bosch-Einspritz-Pumpe, Anlasser und Lichtmaschine
- Getriebe: Zahnradfabrik Friedrichshafen
- ZF AKS15,4-Gänge + Ferngang
- FGB 20, Beule Motorradtechnik/ Brilon
- Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
Das Fahrzeug ist als Exponat für die Mobilen Welten in der Region Hannover-Hildesheim vorgesehen.
Quelle: Arbeitskreis Technik- und Industriegeschichte in der Region Hannover (AK TIG) / HANOMAG IG e.V.
Fotos: Holger Eggers, Hildesheim