An Corona vorbei, schnell Gas gegeben, behutsam in den Rückspiegel geschaut und das Jahr 2022 als Ziel ausgeguckt, das erste Augustwochenende 2022 fest im Blick – so könnte man die Entscheidung umschreiben, die die Organisatoren der Classic Days am heutigen Tage haben fällen müssen.
„Wir müssen verantwortungsvoll, vorsichtig, respektvoll und wirtschaftlich zuverlässig handeln“, mit diesen vier Adjektiven belegt Marcus Herfort – Vorstand des ehrenamtlichen Classic Days e.V. – die Entscheidung zur Verschiebung auf das Jahr 2022, die für die Initiatoren der großen fahraktiven Ausstellung rund um Automobil-Kultur ohne machbare Alternativen ist.
„Auch wenn viele von uns nach 16 Monaten C-19-Thematik, nach bereits einmal verschobenen Classic Days aus dem Sommer 2020 auf das Jahr 2021, von Einschränkungen und AHA-Regeln sichtlich ermüdet wirken, haben wir doch eine Signalfunktion in der Region und müssen Verantwortung tragen. Das Infektionsgeschehen flaut ab, die Impfungen haben allerdings aktuell – und das ganz bestimmt für die nächsten 4 Wochen – sichtbar an Tempo verloren… eine Delta- Variante beunruhigt die Ämter und Behörden – die Öffnungsschritte und zu schnelle Lockerung…dies sind Gefahren, die wir auch sehen müssen. Wir müssen vorsichtig bleiben.“ Herfort berichtet, daß man sich sehr schwer mit dieser Verschiebung nunmehr ins Jahr 2022 getan hat. „Die zweite Verschiebung in Folge war eine unglaublich schwere Entscheidung aufgrund der Vorgaben und Beschränkungen für Live-Events aber eine notwendige“, sagt Marcus Herfort.
Heute hätten die ersten wichtigen Logistik- und Infrastruktur-Teile für die diesjährigen Classic Days fix bestellt werden müssen – Stornierungen, trotz Verhandlungsgeschick des gut aufgestellten Orgabüros, sind nicht mehr möglich. „Es gibt Gewerke wie die Shuttlebusse oder die Verkehrs- Ausschilderung und Personalplanungen beim Sicherheits- oder Sanitätsdienst, die sind zeitkritisch und nicht kurzfristig machbar“, faßt Herfort zusammen.
Seit 15 Jahren steht er dem gemeinnützigen Verein Classic Days e.V. vor, hat die Veranstaltung 2006 zur Premiere geführt und wollte 2020 bereits das kleine charmante 15. Jubiläum begehen. Nun müssen er und fast 100 Ehrenamtler und viele Kooperationspartner und Auto-Marken noch ein Jahr länger warten.
„Unsere Verschiebung ist vor dem Hintergrund der entsprechenden gültigen Auflagen gefallen, die für die Classic Days 2021 gelten würden. Positiv ist: Wir haben eine Zuschauerbegrenzung, die sich nur wenig unterhalb des Rahmens der Vorjahre bewegen würde erreicht, haben die AHA-Regeln, Maskenpflicht, auch die Testpflicht und einige andere Faktoren, die wir aber selber proaktiv im Hygiene-Konzept vorgelegt haben, um mit der Stadt Jüchen Wege der Durchführbarkeit auszuloten“, berichtet Herfort. „An diesem Konzept haben wir intensiv in den letzten Wochen gearbeitet“.
Grundsätzlich ist die Genehmigung der Automobil-Kultur-Ausstellung damit auch realisierbar – die Abhängigkeit von den Inzidenzstufen im Rhein-Kreis Neuss und gegebenenfalls auch im Land NRW bleiben aber hohe Hürden. Vorgabe: Die Inzidenz muß konstant unter 35 liegen, damit die Classic Days auch durchgeführt werden dürfen. Die 5- und 3-Tage-Regeln sind hierzu ja bekannt.
„Hier haben wir uns mit allen Partnern der Classic Days auf gute Weise abgesprochen und begründen unsere Verschiebung auch mit einem respektvollen Umgang mit der Region, dem Ort Schloss Dyck und unseren vielen Fans und Besuchern des Klassiker-Festivals. Die Inzidenz können wir als ideeller Träger nicht beeinflussen und schlimmstenfalls können oder besser gesagt müssen die Behörden die Veranstaltung absagen, wenn wir bei 35 oder darüber liegen. Dann gilt nicht mehr die Inzidenzstufe 1 der Coronaschutz-Verordnung“…dies sei überhaupt nicht planbar schlussfolgert Herfort. „Zelte könnten schon aufgebaut, Catering-Personal aus der Kurzarbeit geholt, viele Kilometer Stromkabel verlegt, Infrastruktur auf gut 10 Hektar Gelände installiert, Testcenter eingerichtet, und Zusatzpersonal für die Einlasskontrollen der Getesten, Geimpften und Genesenen verpflichtet worden sein… und vieles mehr.
Zusätzlich: „Alle kennen die Classic Days als qualitativ sehr hochwertige und stilvolle Oldtimer- Sommer-Gartenparty… dieses Gefühl werden wir nicht mit Abstandsregeln, Maskenpflicht und deren Durchsetzung und Einhaltung haben. Wir werden kaum internationale Gäste haben. Derek Bell und David Coulthard, Jochen Mass und Ellen Lohr (beide wohnen in Südfrankreich, die erstgenannten in England) hatten zugesagt. Unsere fabelhaften Bentley-Boys aus UK haben strikte Reisebeschränkungen…wie sollte das alles gehen?“ Die nächsten neun Wochen wäre der Blick aller Beteiligten – auch bei der Stadt Jüchen – ständig auf den Inzidenzen gerichtet – ohne eigene Handlungsmöglichkeiten.
Nicht kalkulierbar: Die Classic Days können auch noch am ersten Veranstaltungstag selbst abgesagt – also von Behörden untersagt – werden. Die Macher der Oldtimer-Erfolgsformel am Schloss Dyck können dieses hohe Risiko nicht eingehen und die Partner mit deren Ausgaben für z.B. Gästebewirtungen der Einladungsgäste, Einladungen an Markenbotschafter, Cateringbuchungen, Eventbau, Licht- und Tontechnik, usw. mit ins Risiko nehmen. Auch viele der beauftragten Dienstleister und Lieferanten kommen in Situationen einen Nichtkalkulierbarkeit.
„Schloss Dyck ist der Ort, den wir seit Anbeginn sehr ins Herz geschlossen haben – für den wir die Veranstaltung seit vielen Jahren mit vielen tausenden Stunden Ehrenamt und vielen Einnahmen auch zur Unterstützung der Arbeit der Stiftung ausrichten und mit Herzblut organisieren – hier können wir auch den Ort und die Region nicht im Image beschädigen, wenn wir kurzfristig ein Veranstaltungsverbot bekämen“. Nach aktueller Verordnung und bei der in Aussicht gestellten Genehmigung mit den damit verbundenen Bedingungen, wäre dies doch auch immer im Bereich des Wahrscheinlichen für alle Beteiligten.
„Delta-Variante, die Entwicklung steigender Infektionen in England, das lange ersehnte Reisevergnügen über die Grenzen hinaus in die Sommerferien und die Urlaubsrückkehr und dazu langsamer Impffortschritt – auch die Mediziner raten uns von diesem Risiko in Zeiten großer Lockerungen ab, denn wenn wir über 35 in der Inzidenz sind, kann und darf es keine Sonderregelungen geben – das akzeptieren und unterstützen wir voll und ganz“, fassen Marcus Herfort und Thomas Görden aus dem Orgateam im Gespräch ganz klar zusammen.
Die Gefahr bei sinkenden und dann stabil niedrigen Inzidenzen, die es möglichweise Anfang August geben könnte, jetzt im Juni zu zaghaft gewesen zu sein, sehen alle Beteiligten nicht. „Dazu haben verschiedene Verläufe auch die Unberechenbarkeit immer wieder gezeigt“, sagen sie. Jetzt ist der Punkt der Entscheidung – mit langen unvermeidbaren Vorläufen. Da bleibt keine andere Wahl.
Die Partnerschaft mit den großen Automobilherstellen, den Partner aus dem Bereich der Banken, Reifenherstellern, Versicherern und vielen anderen mehr und die regionale Unterstützung der Behörden und betreuenden Ämter und Amtsinhaber in Jüchen und Neuss, sowie das gute Ansehen, welches Schloss Dyck während der Coronazeit durch sichere Besucherkonzepte erworben hat – all dies sind enorm wichtige Errungenschaften und Gründe, jetzt nicht zuviel zu riskieren. „Obwohl wir uns alle nach einem unbeschwerten Sommer, unseren Classic Days-Inhalten und vielen lieben Begegnungen sehnen“, schließt Marcus Herfort mit einem bitteren Schmunzeln, wenn er von Herzlichkeit, Emotionen, gelöster Zeitreise-Stimmung und vielen Freundschaften berichtet, die die Classic Days ausmachen und besonders machen.
„Das Team bereitet sich ab nächster Woche auf die Classic Days 2022 vor, die vom 5. bis 7. August 2022 am Schloss Dyck stattfinden werden. Wir sind sicher: Alle Classic Days-Anhänger und Freunde der stilvollen klassischen Fortbewegung werden uns nicht vergessen! Die Vorfreude auf 2022 wird hoffentlich die momentane Enttäuschung rasch ablösen.“
Tickets behalten die Gültigkeit für 2022 – alle Ticketkäufer wurden zeitgleich informiert.
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