Wolga M 21
Der Wolga M 21 ist im Vergleich mit seinen Vorgängern und auch Nachfahren das einzige sowjetische Auto mit ansprechender Karosserie, die weder von Opel kopiert, noch wie eine Schuhschachtel aussieht. Der Moskwitsch, Wolga 24 und spätere sahen wie ein kranker und buckliger Zeitgenosse aus. Der Wolga M 21 verrät auf den ersten Blick, dass die Karosserie von amerikanischen Vorbildern inspiriert war, harmonisch und mit einem hohen Wiedererkennungswert.
Technische Daten
Der Produktionszeitraum war von 1956–1970 im GAZ (Staatliches Automobilwerk von Gorkij). Das Modell wurde mit etwa 236.000 Einheiten produziert. Der Wagen gehörte in die leicht gehobene Mittelklasse. An Karosserieversionen gab es Limousine, Kombi und private Umbauten zum Kabriolett. Angetrieben wurde er von einem Ottomotor mit 2,5 Liter Hubraum und mit einer Leistung von 75 PS, Länge 4830 mm, Breite 1800 mm, Höhe 1620 mm, Radstand 2700 mm und Leergewicht 1400 kg. Wie die meisten Fahrzeuge der UdSSR verfügte auch der Wolga M-21 über eine große Bodenfreiheit von etwa 20 cm, um der Beschaffenheit der dortigen Straßen gerecht zu sein.
Betriebliches
Das war der Geheimpolizei einfach zu wenig, so dass für die KGB-Agenten ein V8 Motor verbaut wurde. Das Nachfolgemodell sollte sogar einen Panzermotor vom BRT 70 bekommen haben…
Um einerseits Langlebigkeit und andererseits Anspruchslosigkeit in Bezug auf die Benzinqualität zu gewährleisten, wurde ein Verdichtungsverhältnis von nur 6,6 gewählt. Dies brachte in Bezug auf die Fahrleistungen einen recht hohen Kraftstoffverbrauch von 12 bis 14 l/100 km mit sich, der in der Sowjetunion aufgrund niedriger Benzinpreise jedoch eine untergeordnete Rolle spielte.
Der GAZ M-21 ab 1965 GAZ-21 des sowjetischen Herstellers GAZ aus Gorki (heute Nischni Nowgorod) löste 1956 den GAZ-M20 Pobeda ab und wurde bis 1968 gebaut. Er war der erste Wagen mit dem Markennamen Wolga. Vom Vorgänger wurden einige Baugruppen übernommen.
Es folgten drei bedeutendere und mehrere kleine Modifikationen, bis dann erst 6 Jahre später ein Kombi mit der Bezeichnung M-22 vom Band rollte. Es folgten M24, GAZ 31 Wolga GAZ-31029 Wolga (1992) GAZ-3105 Wolga (1992–1996) GAZ-31105 Wolga (2004–2009) GAZ-3105 Wolga GAZ-3111 Wolga, 2005 wurde das Werk geschlossen.
Schon zu Beginn der 1960er war der M-21 optisch nicht mehr zeitgemäß, lediglich die Frontpartie wurde etwas überarbeitet. Auch technisch herrschte weitgehend Entwicklungsstillstand. Ursprünglich war vorgesehen, den Wolga mit einem Automatikgetriebe auszustatten, welches auch entwickelt und publiziert wurde. Tatsächlich blieb es bei der manuellen 3-Gang Schaltung am Lenkrad. Das Getriebe verfügte wie sein genetisches Vorbild Opel, über 3 Gänge, was für den ausgesprochen elastischen Motor aber durchaus ausreichend war, der eine sehr „schaltfaule“ Fahrweise gestattete.
Eine relevante Modernisierung fand lediglich im Jahr 1962 statt, als die Federung durch geänderte Teleskop-Stossdämpfer verbessert und die Motorleistung durch Änderungen am Vergaser von 70 auf unbedeutende 75 PS gesteigert wurde. Äußerlich erfolgte dabei eine leichte Modernisierung, insbesondere im Bereich der Frontpartie. Gleichzeitig wurde an einer Kombi-Ausführung M-22 gearbeitet, die allerdings erst 1962 zur Auslieferung gelangte.
In der DDR und Tschechoslowakei wurde der Wolga M-21 meist als Behördenfahrzeug, Polizei oder Taxi eingesetzt, während er in der Sowjetunion häufig auch von privat gekauft wurde. Eine bescheidene Anzahl Wolgas ging auch in westliche Länder, vor allem nach Skandinavien aber auch Holland und Belgien. Etliche Wolga fahren bis heute auf der Insel Kuba.
Aufgrund der robusten Bauweise ist das Fahrzeug bis heute in ländlichen Gegenden, vor allem in den südlichen Regionen Russlands im Alltagseinsatz, hingegen in den Städten sind Wolgas als Touristenattraktion oder Werbeträger anzutreffen.
Wolgas Rolling-Chassis trägt den Kleinbus RAF-977 der in der Rigaer Autobusfabrik noch bis 1976 gebaut wurde. Heute ist Wolga M 21 bereits ein beliebter klassischer Oldtimer und insbesondere in Russland ein gesuchtes Modell.
Die Lackierung war zunächst ganz unauffällig, schwarz, grau, grün. Erst später kamen etliche Varianten die von betont elegant, als zweifarbige Lackierung, oder Ton in Ton, mit mehr oder weniger Chrom, bis zu kitschigen Bemalungen jeder Blechwölbung reichen. Obwohl die Kühlerfigur, ein Hirsch nur zum zweiten Facelift gehörte, wird er heute gerne und passend auch an nachfolge Modellen montiert…
Die Renovation einer Wolga ist aufwendig, die Kunstoffteile verbrösmeln… Das Lenkrad ist nicht billig, die halbrunde „Kapelle“ des Tachometres erst recht nicht. Die Menge und Fläche der Chromverzierung zu erneuern ist heute ebenfalls teuer. Die folgenden Fotos zeigen den Wagen vor der Renovierung (grün) und nach der Renovierung in Bicolor:
Hinweis: Bei Berührung eines Fotos mit dem Mauszeiger (PC) oder Finger (Smartphone, Tablet) wird der automatische Wechsel zum nächsten Foto unterbrochen und die Beschreibung (Text) angezeigt.
Nachbauten in der Volksrepublik China
Nachbauten in der Volksrepublik China fertigte das Unternehmen Beijing Automobile Works (BAW) von 1960 bis 1969. Das Auto hatte die Modellbezeichnung Dongfanghong BJ760, was „Der Osten ist rot“, heißt. In zehn Jahren entstanden je nach Quelle zwischen 106 und 238 Exemplare. In Nordvietnam wurde ab 1959 ein PKW mit der Bezeichnung Triumph hergestellt, der auf dem Wolga M 21 basierte.
Das Ende
Im Jahr 2005 wurde das GAZ-Werk für Automobilbau definitiv geschlossen, es soll(te) aber bald als Montagewerk geöffnet werden…und das ist auch schon länger her …
Text:
Dr. Georg W.Pollak, sc.
Widmung:
An Susanne, Fan von Nadježda (Wolga M 21 III, grün, Dach elfenbein)