Die kommende Bremen Classic Motorshow 2013 widmet sich dem Motorsport der 70er- und 80er-Jahre. Plateausohlen, Minirock und Schlaghosen, Abba, Punk und Neue Deutsche Welle – solche Stichworte erinnern mittlere Semester an ihre Jugend in den 70er- und 80er-Jahren. Die Autofans unter ihnen erwartet nun Nostalgie der stark motorisierten Art: Bei der Bremen Classic Motorshow 2013 erleben Gefährte ihr Comeback, die in dieser Zeit die Menschen entlang der Wettfahrtstrecken in Deutschland und aller Welt begeisterten.
„Rennen und Rallyes – die wilden Jahre“ hat Projektleiter Frank Ruge die Auto-Sonderschau auf der bereits elften Veranstaltung vom Freitag bis Sonntag, 1. bis 3. Februar, in der Messe Bremen getauft, eine zweite Sonderschau stellt historische Rennmotoräder vor. Bei den Autos stehen damit Fahrzeuge der beiden großen Richtungen im Autorennzirkus nebeneinander in der Halle. „Bei allem sportlichen Respekt für die Leistungen der jeweils anderen wusste man auch zu scherzen“, berichtet Ruge. „,Ihr fahrt nur im Kreis‘ sagten die einen augenzwinkernd und die anderen: ,Ihr fahrt nur im Dreck‘. Wir bringen sie hier zusammen, denn uns geht es um die Zeit, die sie verbindet. Die war nämlich eine ganz besondere im Rennsport.“
Hintergrund: 1972 wurde die Deutsche Rennsport-Meisterschaft aus der Taufe gehoben, 1973 erlebten die Rallyeweltmeisterschaften ihre Premiere. Zirpende Turbos, meterhoch spritzende Pfützen, die Kotflügel von Schlamm bedeckt: Die Fahrer jagten damals oft fast im Zentimeterabstand an den Zuschauern vorbei, weil die Organisatoren größere Absperrungen nicht nötig fanden. Bei den Boxenstopps konnten Interessierte noch quasi mit den Tuningteams unter die Motorhauben schauen, denn die Wartungsareale waren recht problemlos zugänglich. „Anders als heute kam der Sport buchstäblich zu den Menschen, man war ganz dicht dran“, sagt Frank Ruge. „Dieses Gefühl wollen wir in die Messehallen holen.“
Klar ist schon, dass ein Opel Ascona 400 wie derjenige gezeigt wird, mit dem Walter Röhrl 1982 Rallye-Weltmeister wurde – vielleicht gar das Original. Auch ein Geschoss wie der Lancia Stratos soll Fans strahlen lassen: das erste Auto, das gezielt für Rallyes entwickelt wurde und gleich dreimal von 1974 bis 1976 die Weltmeisterschaft gewann. „Natürlich ist auch ein Audi Quattro S1 zu sehen“, sagt Frank Ruge. Mit diesem Rallyewagen war Audi Anfang der 80er-Jahre Pionier des Allradantriebs in Straßenfahrzeugen – im Gelände wurde er bald praktisch Pflicht.
Auf den Rennstrecken von Diepholz bis Nürburgring drehten derweil bei der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) BMWs, Porsches oder Fords, gelegentlich auch Fiats immer schnellere Runden. Bei der Sonderschau ist auch ein echter Exot in dieser Riege zu sehen: der originale Lancia Beta Montecarlo Turbo, mit dem Hans Heyer 1980 die DRM gewann. Zu den regelmäßigen Siegern gehörten hingegen die Ford Capris. In dem in Bremen gezeigten RS mit 450 PS traten Größen wie Jochen Mass, Jackie Stewart oder Niki Lauda aufs Gaspedal. Ein legendäres Auto und ein würdiges Motiv für das Messe-Plakat.
In solch einem Capri holte der damals langhaarige Hans-Joachim Stuck 1972 auch den Meistertitel bei der ersten DRM überhaupt. „Wir sind stolz, diesen Star der Szene für die Eröffnung der Messe gewonnen zu haben“, freut sich Ruge. Am Bühnenprogramm beteiligt sich an einem Veranstaltungstag zudem der bedeutende Rennwagen-Tuner Herbert Schnitzer, dessen Rennsportteam 2013 sein 50. Jubiläum feiert – schließlich fuhren Schnitzer-BMWs viele Titel ein. Schnitzer hat seinen 1977 ins Rennen geschickten BMW 2002 dabei. Mit dessen 1,4-Liter-Turbomotor zog Turbos in die kleine Hubraum-Klasse der DRM ein.
Die Sonderschau vertieft im Übrigen ein Konzept, das die Messe Bremen seit 2010 verfolgt: Sie empfiehlt junge Klassiker auch den Kaufwilligen. Es gibt darum wieder ein Handelsforum für originale Wagen der späten 60er bis frühen 90er-Jahre, die möglichst aus erster oder zweiter Hand stammen und nicht mehr als 100.000 Kilometer auf dem Tacho haben. Ruge: „Ein Sammlerthema, das immer wichtiger wird – wir bieten den Besuchern solche Autos jetzt, wenn sie noch erschwinglich sind.“
Zur Bremer Classic Motorshow werden erneut über 600 Aussteller aus zehn Nationen erwartet. Angesichts dieser Vielfalt kommen natürlich auch die kaufinteressierten Fans der chromblitzenden oder auch unrestaurierten Oldtimer ganz früher Tage zum Zuge. Die Ersatzteilsucher finden ebenfalls ein großes Angebot. Und die, die kein Geld ausgeben, sondern sich nur freuen wollen an schönen Autos und Motorrädern, darunter denen in der Sonderschau. Motto diesmal: „Renn- und Rekordmaschinen“. Zu sehen ist unter anderem eine Husqvarna von 1935, das einzige Exemplar weltweit, soweit den Organisatoren vom Veteranen Fahrzeug Verband (VFV) bekannt. Sie wollen auch eine wassergekühlte DKW von 1925 zeigen und eine Megola aus den 20er-Jahren, die mit ihrem dem Flugzeugbau entlehnten Sternmotor im Vorderrad als eine der eigenartigsten Konstruktionen der deutschen Zweiradgeschichte gilt.
Die Messehallen sind von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 15 Euro. Mehr Infos auch unter www.classicmotorshow.de