Es soll die Frage geklärt werden, ob der Oldtimer Markt von Gier gesteuert wird. Wer einen Autoklassiker als Hobby sieht, damit nicht handeln oder spekulieren, sondern nur fahren und seine Freude an alter mechanischer Technik haben möchte, der informiert sich vor dem Kauf in der Literatur, Vereinen, Clubs oder Interessengemeinschaften. Es gibt fast für jeden Hersteller, Typ, Modell erfahrene Menschen und geeignete Literatur zum Selbststudium, um Reinfälle so weit als möglich zu vermeiden.
Zur Besichtigung nimmt der ernsthafte Interessent einen kundigen Kenner der Materie mit. Wer Oldtimer ohne ein umfassendes Fachwissen zu Hersteller, Modell und Originalität kauft, läuft große Gefahr mehr oder weniger betrogen zu werden. Da ist es egal, ob es sich um einen Kauf von Privat oder über einen Händler als Vermittler geht.
Bei Automobilen mit einem „echten Alter“ von mehr als 30 Jahren ist oft neben der Originalität die Handwerksqualität der Wartung, die Ausführung der Reparaturen und der durchgeführten Restauration mit originalen Werkstoffen wichtig.
Doch wenn ein Interessent meint, dass es bei Oldtimern Schnäppchen gibt, der hat mit dieser Denke schon den ersten Fehler begangen. Wenn ein historisches Fahrzeug zu billig angeboten wird, ist meist etwas faul. Oft wird aus einer Sammlung das schlechteste Fahrzeug verkauft … Auch Fahrzeuge mit langen Standzeiten und feuchten Aufenthaltsorten sind mit Vorsicht zu genießen. Bei fertig restaurierten Fahrzeugen sollte man sich eine Fotodokumentation zeigen lassen. Diese gehört zu den Verkaufsunterlagen wie alle Arten von Rechnungen, Dokumente der Hauptuntersuchungen und Belege der Historie.
Viele Mängel kann man in eingebautem Zustand überhaupt nicht erkennen und in die Technik (Motor, Getriebe) meist gar nicht hinein schauen. Wenn der Kunde mit einem Endoskop kommt, wird die Werkstatt oder Händler schon etwas nachdenklicher und möglicherweise mit mündlichen Anpreisungen etwas vorsichtiger.
Auch bei einer Probefahrt kann man in der Regel nur die gröbsten Fehler erfahren. Der Murks der vergangenen Jahre kommt erst langsam nach Besitzerwechsel zum Vorschein. Fatal ist, dass sich oft nach der Beseitigung eines Problems das nächste erst bemerkbar macht.
Im Preissegment unter 10.000 Euro sind aufwendige Restaurationen bei „Butter-und-Brot“ Fahrzeugen kaufmännisch gar nicht möglich. Viele der „Reparaturen“ oder die ganze „Restauration“ sind manchmal die Arbeitszeit und verwendeten Ersatzteile nicht wert.
Mangelhaft ausgeführte Arbeit (Pfusch, Murks) findet sich unter Lack unter dickem Spachtel und gedoppelten Blechteilen über vom Rostfraß jahrelang gestalteten Löchern. Viel Gammel wird auch unter Unterbodenschutz versteckt. Grundsätzlich kann man erst richtig den Zustand einer Karosserie beurteilen, wenn man die Karosserie vollständig leer geräumt hat. Verhunzte Mechanik kann man äußerlich fast gar nicht erkennen.
Findet man einen gepflegten Oldtimer bei einem Nachbarn oder Bekannten, der aus Gesundheits- oder Altersgründen abgegeben werden soll, könnte es möglicherweise ein guter Kauf werden. Solche Gelegenheiten zu finden, ist reiner Zufall. Oft werden gute Fahrzeuge innerhalb einer Gemeinschaft in gute Pflege weiter gegeben. Sie erscheinen überhaupt nicht auf einem Gebrauchtwagen Markt.
In der „elektronischen Bucht“ werden massenweise Fahrzeuge in Einzelteilen ggfs. Bleche mit Fahrgestellnummer incl. Fahrzeugbrief verkauft. So wird manchmal aus einem normalen Fahrzeug ein Modell einer Sonderserie, das von den Begehrlichkeiten mehr wert ist als ein normales Modell. Da gehen die Aufschläge schon einmal in den fünfstelligen Bereich! Gute Optik für Blender kostet nicht so viel, aber wie es darunter ausschaut … In der Oldtimer-Szene gibt es sehr viele selbsternannte „Päpste“, die dem Kunden klar machen wollen, unfehlbar zu sein.
Ob man für etwa 150.000 Euro oder mehr einen echten … oder sich eine Fälschung einhandelt, dass muss jeder für sich entscheiden. Von Händlern angebotene Ware muss nicht von höherer Qualität sein, denn viele Händler arbeiten auf der Basis des Kommissionsverkaufs, so dass der vom Verkäufer geforderte Preis um die Spanne des Händlers (Werbung, Standgebühr, Personalkosten, Gewinn) bei der Preisauszeichnung erhöht ist. Eine gute Übersicht bietet der Artikel Weltweite Oldtimer Angebote.
Oldtimer bringen Spaß, aber in der Regel, bis auf ganz wenige Ausnahmen, keine Rendite und Schnäppchen gibt es nicht, auch wenn das die allgemeinen Journalisten immer wieder in vollmundigen Artikeln behaupten. Wer mit alten Autos spekulieren will, dem sei der möglicherweise Absturz mit seiner Mobile genehmigt!
Der private oder kommerzielle Verkäufer möchte einen maximalen Preis für den Autoklassiker erzielen, der Käufer möglichst wenig dafür bezahlen. Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage geregelt. Jeder benötigt bei einem zum Verkauf stehenden Fahrzeug nur einen Käufer!