Wer möchte einen Mercedes 600 sehen?

Der Merceds-Benz 600 Typ W100 feiert 2013 seinen 50. Geburtstag. Dieser Mercedes-Benz stellt seine Nachfahren noch heute in den Schatten. Gebaut wurde er in den Versionen Limousine, Pullman-Limousine, sechstürige Limousine und Landaulet. Egal wo er vor Publikum vorbei kam, Statur, Mimik und Haltung der Insassen bekamen vom Publikum immer Aufmerksamkeit und auch heute noch.

Sicherlich ist der Mercedes-Benz 600 noch heute eine der größten Automobile und das nicht nur den Abmessungen nach. Er fuhr mit Chauffeur als Staatskarosse den Papst, viele Präsidenten, Kanzler, Kirchenoberhäupter und “royale” Herrscher. Geblieben ist er uns oft als reimportiertes Wrack zur Revitalisierung in dafür spezialisierten Fachwerkstätten und nach der Aufarbeitung im Zustand 1 oder Zustand 2.

Erstmals trat er auf der IAA 1963 ins Rampenlicht und wurde 18 Jahre lang produziert. Kein anderes deutsches Fabrikat hat jemals versucht, den Status und das Erscheinungsbild anzutasten. Lediglich der Hersteller Daimler-Benz wollte dieses Statussymbol und Denkmal mit einem Fahrzeug namens Maybach übertrumpfen. Doch das ging nicht nur finanziell, sondern auch vom Image her, daneben.

Mercedes-Benz 600 Treffen in Frankfurt am Main
Mercedes-Benz 600 Treffen in Frankfurt am Main

Wer im 600er, egal welche Version, als Passagiere fährt, ist für den Zuschauer ein “Würdenträger” oder “V.I.P.”. Mit dieser außergewöhnlichen Limousine oder Landaulet stand man immer im Mittelpunkt und ist es auch noch heute. An dem aristokratischen Fahrzeug gibt es eigentlich keinerlei sichtbaren Prunk außer dem zeitgenössischen vielen Chrom. Selbst der Wagenlenker mit dem riesigen Lenkrad aus Bakelit (duroplastischer Kunststoff auf der Basis von Phenolharz) hat im Mercedes-Benz 600 genügend Platz, im Gegensatz zu britischen Chauffeurs Limousinen. Auch auf den Rücksitzen war genügend Beinfreiheit, was jeder bei einer Gesamtlänge in der kurzen Standardversion mit 5,54 Meter eigentlich auch erwarten darf. Es gab natürlich auch Trennscheiben zur Abgrenzung der im Fond sitzenden Fahrgäste vom Chauffeur.

Sehr viel feine Mechanik war in diesem Fahrzeug eingebaut. Zum Beispiel schwebten die Fahrgäste und der Chauffeur wegen der Luftfederung über schlechte Straßen hinweg. Bereits damals bewegten sich die Sitze, das Schiebedach und die Seitenscheiben mit einem Tastendruck lautlos, dank der damals eingebauten Hydraulik. Elektromotoren waren damals für die Konstrukteure noch ein Fremdwort. Die Heizung und Klimaanlage wurde noch über Drehregler gesteuert.

Der bekannte V8-Motor surrte wie ein Kätzchen. Auch in den 60er Jahren galt, dass Hubraum durch nichts zu ersetzen ist als durch Hubraum. So waren eben 6,3 Liter Hubraum für das Automobil zur Motorisierung angemessen. Turbo oder Kompressor waren damals zur Leistungssteigerung für das feine Automobil kein Thema, denn Motoren mit dieser Potenzsteigerung waren noch nicht geeignet in Schrittgeschwindigkeit, zum Repräsentieren vor den Untertanen, zu gleiten.

Mitte der Siebziger Jahre baute man den damals neuen 6,9-Liter-Motor unter die Motorhaube ein. Ästhetisch war der V8 mit 6,3 Liter zum 600er einfach schöner. Zwölf Liter Motoröl mussten warm gefahren werden, um die Karosserie mit Mechanik von 2,5 Tonnen zu bewegen. Ein Automatikgetriebe war Standard, um die enormen Kräfte aus 6 Liter Hubraum über die Hinterachse auf die Straße zu bringen.

Mercedes-Benz baute, meist in Einzelfertigung, 428 Pullman Limousinen und 59 Landaulets mit um 70 cm verlängertem Radstand. Die angestrebte Jahresproduktion von 3.000 Fahrzeugen wurde nie erreicht. Dafür gab es Prestige genügend.