Richtige Oldtimer – zukünftige Kriterien H-Kennzeichen

Was sind „richtige“ Oldtimer?

 Auch ich (Baujahr 1966) mache die Beobachtung, dass „richtige“ Oldtimer bei Treffen und Ausfahrten immer seltener werden.
 
Hätten die Veranstalter des ersten Oldtimer-Grand-Prix seinerzeit Strichacht-Mercedes zugelassen? Oder Fahrzeuge wie Opel Rekord C? Auch die Mercedes Heckflosse war damals ein guter Gebrauchter….
 
Es liegt doch an den Teilnehmern, welche Fahrzeuge sie zur Teilnahme anmelden. Vielleicht weichen die Fahrer auf jüngere Fahrzeuge aus, weil sie deren größeren Komfort, die höhere Fahrsicherheit und das geringere Risiko schätzen. Damit meine ich nicht die Zuverlässigkeit, sondern die Schadenshöhe und die nachfolgenden Komplikationen bei einem Unfall. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele der Fahrzeuge, die wir noch vor 10 Jahren regelmäßig gesehen haben, heute einfach geschont werden.

Aber gut, wenn die Veranstaltungen darunter leiden, was ich angesichts der Resonanz zumindest für Rhein-Main nicht glaube, könnten die Veranstalter dem mit einer Obergrenze des Baujahres begegnen, die mit der H-Zulassung rein gar nichts zu tun haben muss. Da muss man eben wissen, was man will.

Kriterium für das H-Kennzeichen

Es trifft durchaus zu, dass die Youngtimer der 80er dieses zu inflationieren drohen. Aber ist das nicht die Fahrzeuggeneration, zu der der Nachwuchs in der Szene noch einen persönlichen Bezug hat und damit Leidenschaft entwickelt? Welche(r) heute 20- bis 35-jährige hat denn seine/ihre Kindheit auf dem Rücksitz eines Fiat 124, einer Borgward Arabella oder eines Mercedes 170 V verbracht? Was soll er oder sie damit verbinden, wenn es nicht gerade die Lust auf`s Chrompolieren ist.
 
Das ist erstmal nur ein für die Szene wesentlicher Aspekt, aber vielleicht der Entscheidende. Ich bin der Auffassung, dass jedes Hobby Nachwuchs braucht, um dauerhaft auch von den fortgeschrittenen Jahrgängen gelebt werden zu können. Neben der Oldtimerei bin ich auch Modellbahner. Dort fehlt der Nachwuchs fast völlig. Die Folge sind Insolvenzen der Hersteller, Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen(!), ein Wegsterben des Fachhandels. Zwischen Mainz und Offenbach gibt es nur noch 5 Läden auf 1,5 Mio Einwohner. In den wenigen verbleibenden Geschäften findet kaum noch Bevorratung statt. Darüber hinaus verfallen die „Sammlerstücke“ mangels Nachfrage im Wert. Gehen Sie mal auf Sammlermärkte…
 
Wollen wir diese Entwicklung auch beim alten „heiligen Blechle“ erleben? Dann nur zu mit der Ausgrenzung und Abschottung.
 
Ich denke, Offenheit und Vielfalt bereichern. Das gilt auch und vielleicht gerade für die Oldtimer-Szene.
 
Insofern lasst sie kommen und nehmt sie mit Interesse auf!
 
Langhubige Grüße aus dem Drehzahlkeller
Thomas Kreckel, Kelkheim