FIAT, die „Fabbrica Italiana Automobili Torino“ wurde 1899 gegründet und ist sicherlich eine der traditionsreichsten und größten Autohersteller weltweit. Der Konzern war lange Zeit in allen Automobilklassen vertreten. In den 60er Jahren war er noch einmal in Hochform, doch dann ging es allmählich bergab. Mit den FIAT 130 Limousine und Coupé, die zwischen 1969 und 1977 in etwa 20.000 Exemplaren entstanden, verabschiedete sich FIAT aus der Liga der automobilen Oberklasse.
In den 60er Jahren war FIAT noch erfolgreich mit dem 2300 am Start, der als Stufenhecklimousine, Kombi und Coupé mit einem Sechs-Zylinder-Reihenmotor verfügbar war. Der Motor schöpfte aus 2,3 Liter Hubraum 105 PS. Das bis 1964 produzierte Coupé leistete in einer Version von Abarth sogar 136 PS und war fast 200 km/h schnell. Das Engagement Oberklasse war in jenen Tagen für Autobauer eine Selbstverständlichkeit, da auf den europäischen Märkten nach dem Wiederaufbau eine immer breiter aufgestellte Mittelklasse nach kultivierten und leistungsstarken Autos fragte und auch dafür genügend Geld hatte.
Für 1969 war im FIAT-Designstudie „Centro Stile“ eine 4,75 Meter lange Limousine entstanden. Studioleiter Mario Felice Boano hatte mit dem Viertürer eine vergrößerte Interpretation des FIAT 128 geschaffen. Das Chrom beladene Auto fand schnell zahlreiche Kritiker, die den 130 als barock und überladen empfanden. Der Innenraum zeichnete sich durch ein ausgezeichnetes Platzangebot aus und ließ sich auf Wunsch mit Leder, Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern ausstatten. Für die Motorisierung war ein moderner V6-Benziner mit zuerst 2,9 Liter, später mit 3,2 Liter Hubraum zuständig. Der V6 mit einem Gabelwinkel von 60 Grad stammte nicht aus dem Ferrari Dino, obwohl ihn der Ferrari-Konstrukteur Aurelio Lamperdi mit oben liegenden Nockenwellen und einem Zahnriemenantrieb für den Nockenwellenantrieb konstruiert hatte. Der 2,9-Liter leistete 140 PS. Der 3,2-Liter Motor lieferte 165 PS für das Oberklasse Automobil. Es wurde nur in 15.093 Exemplaren gebaut.
Auf dem Genfer Automobilsalon 1971 stellte FIAT eine Coupé Version des 130 vor. Nach der harschen Kritik für die Limousine hatte FIAT die Gestaltung des 4,84 Meter langen Zweitürers an Pininfarina übertragen. Die klassischen Trapezlinien mit den strengen geraden Linien und klaren großen Flächen überzeugte die Fachwelt und trug dem Entwurf zahlreiche Preise ein. Der neue Armaturenträger mit Holzeinlagen und klassischen Rundinstrumente überzeugte ebenfalls, so dass er ab 1971 auch in die Limousine eingebaut wurde.
In Deutschland kam der FIAT 130 als Zweitürer Coupé für 28 000 Mark auf den Markt. Damit war der Pininfarina FIAT rund 8000 Mark teurer als die Limousine. Bereits 1973 waren 31 800 Mark für das Auto fällig. Der Zweitürer hatte gegen BMW 3.0 CS für rund 30 000 Mark oder einem Mercedes 280 SE Coupé für etwa 40 000 Mark wegen mangelndem Prestige keine Chance.
Obwohl von einem Ferrari-Spezialisten entwickelt, überzeugte der Motor in der Praxis weder durch ruhigen Lauf noch durch bemerkenswerte Leistungsentfaltung. Neben dem manuellen Fünf-Gang-Getriebe von ZF bot FIAT als Option für beide Karosserievarianten eine Drei-Gang-Automatik von Borg-Warner an. Ausgestattet mit dem automatischen Getriebe war ein Benzinverbrauch zwischen 15 und 22 Liter üblich.
Das hohe Preisniveau für einen FIAT schreckte die potentielle Kundschaft ebenso ab. Die Handelsorganisation war mit den Ansprüchen einer gehobenen Klientel überfordert. Ebenso ließ die Verarbeitungsqualität zu wünschen übrig und die nicht vorhandene Rostvorsorge. Vom Coupé wurden lediglich 4493 Exemplare gebaut. Die Ersatzteilversorgung ist für die wenigen überlebenden Exemplare schlecht.
Nach dem Ende des 130 versuchte FIAT die gehobenen Segmente durch Lancia und Alfa Romeo abdecken zu lassen, was jedoch nie vollwertig gelang. Erst mit dem Maserati 3200 GT konnte der Konzern ab 1998 wieder an die Tradition eines repräsentativen und sportlichen Coupés anknüpfen.