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50 Jahre Jaguar XJ – Die Geschichte einer Legende
50 Jahre ist die Präsentation des ersten Jaguar XJ6 im September 1968 auf dem Pariser Automobil-Salon her. Einige Versionen und Änderungen an der Optik und Technik der XJ-Limousine folgten bis 1994. Der Typ XJ6 war als Ersatz für vier auslaufende Modelle konzipiert.
In den sechziger Jahren bestand das Jaguar Modellprogramm aus vier Modellreihen:
- Kompakte Sportlimousine MK II
- Vom MK II abgeleitete – S-Type
- Vom MK II abgeleitete – Typ 420
- Topmodell Typ MK X bzw. Typ 420 G
Formal lehnte sich der neue XJ mit dem charakteristischen „Vieraugen-Gesicht“ an S-Type und 420/420G an. Die Formgebung der ersten Generation XJ stammte noch weitgehend von Sir William Lyons (1901-1985), dem Gründer von Jaguar. Der Typ XJ war seine Vision aus der Sicht der sechziger Jahre. Die ursprünglich interne Projektbezeichnung XJ stand für „eXperimental Jaguar“. Die Kombination aus Form, Leistung, Technologie und Luxus spielten viele Jahre die Rolle des Flaggschiffs in unterschiedlichen Ausführungen im Jaguar Programm.
Start des XJ mit Motor aus XK
Bei seinem Debüt wurde 1968 der neue XJ mit einer 242 PS (178 kW) starken 4,2-Liter-Variante des bewährten XK-Reihensechszylinders mit Doppelvergaser angeboten. Speziell für die kontinentaleuropäischen Märkte, wo die Hubraum bezogene Besteuerung üblich war, bot Jaguar eine 2,8-Liter-Version mit 149 PS (110 kW) an. Das serienmäßige Vier-Gang-Schaltgetriebe war auf Wunsch mit Overdrive erhältlich. Ein Automatikgetriebe gab es gegen Aufpreis. Der 4,2 Liter Motor mit Schaltgetriebe erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von annähernd 200 km/h und beschleunigte in nur neun Sekunden von 0 auf 96 km/h. Die englische Presse lobte ihn in höchsten Tönen, einige Beobachter stellten den Jaguar sogar in eine Reihe mit Rolls-Royce.
1969 folgten die Daimler-Versionen, wie ihre Vorgänger unter der Bezeichnung Sovereign angeboten. Preislich waren sie etwas höher angesiedelt als die Jaguar Versionen und besaßen den klassischen geriffelten Kühlergrill mit Vertikalrippen. Neben einer luxuriöseren Ausstattung gab es den Overdrive fürs Getriebe ab Werk.
Alle Jaguar/ Daimler waren mit Einzelradaufhängungen, selbst tragender Karosserie und vier Scheibenbremsen, hinten innen liegend, ausgestattet. Für die Modellbezeichnung XJ6 entschied sich Jaguar schlicht deshalb, weil der Wagen von einem Sechs-Zylinder-Motor angetrieben wurde.
Jaguar XJ Serie I
1972 gab es die Einführung des V-12-Motors und der Langversion. Nach seinem Debüt im E-Type Serie 3 ab April 1971 war ein Jahr später der legendäre 5,3-Liter-V12-Motor auch im XJ erhältlich. Die Modelle – XJ12 und Daimler Double-Six – erhielten serienmäßig ein Automatikgetriebe und auch eine Klimaanlage. Über viele Jahre hinweg war Jaguar damit der einzige Hersteller weltweit, der V12-Fahrzeuge in Großserie baute.
Ab Herbst 1972 bot Jaguar sein Topmodell zusätzlich mit einem um 102 mm verlängerten Radstand und somit mehr Platz im Fond an. Als Daimler Double Six Vanden Plas kam das Long Wheelbase-Modell mit besonders luxuriöser Ausstattung und Einzelsitzen im Fond.
Der bis 1992 weitergeführte XJ12, zuletzt mit 295 PS (217 kW) 245 km/h Höchstgeschwindigkeit, zählt mit zu den Klassikern britischen Automobilbaus und durfte sich lange „schnellste Limousine der Welt“ nennen.
Jaguar XJ Serie II
Nach gut 98.000 gebauten Exemplaren folgte im Jahr 1973 die Modellpflege und daraus resultierte der Jaguar XJ Serie II, generell mit langem Radstand. Der 2,8 Liter entfiel und wurde 1975 durch eine neue 3,4-Liter-Variante mit 163 PS (120 kW) ersetzt, die bis 1979 gebaut wurde. Wenig später kam eine Vanden-Plas-Version des Daimler Sovereign 4.2 hinzu.
Bei der Serie II positionierte Jaguar die Stoßstangen vorn und hinten kräftiger und höher, um US-Anforderungen zu genügen. Die Scheinwerfer- und Kühlergrill-Anordnung musste angepasst werden. Außerdem debütierte ein ergonomisch neu konzipierter Armaturenträger. Alle Instrumente und Schalter hatte man jetzt vor dem Lenkrad gruppiert, direkt im Blickfeld des Fahrers. Zusätzliche Hebel an der Lenksäule, eine Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber gehörten jetzt zur Standardausrüstung.
Kurze Bauzeit Jaguar XJ-C Coupé
Der kurze Radstand wurde nur für das XJ-C Coupé beibehalten. Das Coupé wurde zwar 1973 neu vorgestellt, kam aber nach Problemen mit der Dichtigkeit der hinteren Seitenfenster erst 1975 auf den Markt. Die Produktion wurde bereits 1977 beendet. Diese besonders reizvolle Variante mit vinylbezogener Dachpartie bot Jaguar sowohl mit dem 4,2- Liter-Sechszylinder als auch mit dem V12 an. Daimler-Versionen gab es ebenfalls. Mit einer Gesamtproduktion von etwas über 10.000 Stück gehört das mangels B-Säule besonders schicke Coupé zu den seltenen und entsprechend begehrten XJ-Klassikern, wenn der Rost die Karosserie nicht in jungen Jahren zerstört hat.
Ab 1975 stellte Jaguar beim V12 von Vergaser auf Benzineinspritzung um, ab 1978 auch bei den für den US-Markt bestimmten Sechszylindern. Ab 1977 stand zudem für alle Modelle ein GM400-Automatikgetriebe im Angebot. Insgesamt entstanden von der Serie II des Jaguar XJ über 91.000 Einheiten, darunter über 14.000 mit dem V12-Motor.
Jaguar XJ Serie III
Im März 1979 debütierte der XJ Serie III. Bei der dritten Generation holte Jaguar erstmals in seiner Geschichte die Expertise eines externen Design-Studios ein. Die Wahl fiel auf Pininfarina aus Turin. Danach präsentierte sich der Bereich oberhalb der Gürtellinie komplett überarbeitet. Er erhielt größere Glasflächen sowie eine schräger abfallende Heckscheibe. Das größere Glashaus ließ den XJ flacher erscheinen, obwohl die Kopffreiheit hinten in Wirklichkeit zugenommen hatte. Weitere Modifikationen betrafen Türgriffe, Stoßfänger und Rückleuchten, den Verzicht auf vordere Ausstellfenster, Detailverbesserungen im Innenraum und einen neuen attraktiven Vertikal-Rippengrill. Unter den technischen Modifikationen sind ein Fünf-Gang-Getriebe für die Sechszylindermodelle und eine Benzineinspritzung für den 4,2-Liter-Motor zu nennen.
Der V12-Motor wurde 1981 grundlegend verbessert. Er bekam einen neuen, vom Schweizer Ingenieur Michael May konstruierten Zylinderkopf, dessen extrem hohe Verdichtung von 12,5:1 in Verbindung mit weiteren technischen Raffinessen den Kraftstoffverbrauch um zirka 25 Prozent senkte. Die mit dem neuen Motor ausgestatteten XJ12- und Double-Six Fahrzeuge trugen den Zusatz HE (High Efficiency).
1983 wurde die Bezeichnung Sovereign von Daimler auf Jaguar übertragen und blieb fortan den luxuriösesten Jaguar-Versionen vorbehalten. Mit fast 133.000 Fahrzeugen, davon 10.500 mit V12-Motor, war die Serie III der bis dahin erfolgreichste XJ.
Jaguar XJ40
Neu war im Jahr 1986 der XJ40, mit Mut zur Kante und neuem AJ6-Motor. Da das Grunddesign bereits über zehn Jahre alt war, machte sich Jaguar an eine radikale Überarbeitung und damit an das erste von Grund auf neu konstruierte XJ-Modell. Dennoch war der XJ40 das letzte Jaguar-Serienmodell, das noch von Sir William Lyons (er starb 1985) beeinflusst wurde. Er besaß eine kantigere Form als seine Vorgänger und war in vielen Versionen mit großen Rechteckscheinwerfern und fast quadratischen Rücklichtern ausgeführt. Der XJ40 war zudem der erste Jaguar mit einem zusätzlichen Dreiecksfenster in der Hecksäule.
Herzstück des neuen Modells war ein Motor, der das klassische XK-Aggregat ersetzte. Ursprünglich von einer Zylinderreihe des V12 abgeleitet, besaß das neue Triebwerk zwei oben liegende Nockenwellen und vier Ventile pro Zylinder. Wie schon Jahre zuvor der XK-Motor und später der V12 debütierte auch der neue AJ6 (Advanced Jaguar) zunächst im XJ-S 3.6 Cabrio von 1983.
Eine Zwölf-Zylinderversion des XJ40 fehlte zunächst im Programm. Da er nicht für den Einbau eines V-Motors ausgelegt war, musste er vor der verspäteten Einführung der V12-Version recht aufwändig überarbeitet werden. Das hatte zur Folge, dass trotz des Auslaufens der Jaguar XJ Serie III die Zwölf-Zylinder der dritten Generation zunächst weiter im Programm blieben.
Unter der Haut besaß der XJ40 eine neue Hinterradaufhängung mit Doppelquerlenkern und jetzt außen liegenden Bremsscheiben. Als Schaltgetriebe wurde die vom XJ-S bekannte Fünf-Gang-Box von Getrag, als Automatik eine Vier-Gang-Box von ZF in Verbindung mit einem neuen Schaltschema, dem sogenannten J-Gate, angeboten. Das Interieur wurde unter ergonomischen Gesichtspunkten modernisiert und mit damals moderner Elektronik ausgestattet. Neben kleineren, nicht analogen Zusatzanzeigen gehörte dazu auch ein multifunktionaler Tripcomputer.
Im Jahr 1989 erreichte die Jahresproduktion des XJ40 mit 33.000 Fahrzeugen eine Rekordmarke. Für das Modelljahr 1990 löste ein neuer 4,0-Liter den 3,6-Liter-Motor ab. Der XJ40 blieb bis 1994 im Programm und wurde mit 208.000 Verkäufen neuer Bestseller der XJ . In den letzten beiden Baujahren war er dann auch als XJ12 6.0 Liter mit 318 PS (234 kW) erhältlich und schloss die Lücke, die der 1992 eingestellte Serie III V12 gerissen hatte.
Qualität der XJ Modelle und Preise
Grundsätzlich schwankte die Qualität im Lauf der Jahre der Produktion des XJ doch erheblich. Die Rostvorsorge war, wie in dem Zeitraum der Produktion, wie auch bei anderen Herstellern, schlecht. Der Importeur von Jaguar in der Schweiz, Emil Frey Gruppe, behandelte alle XJ vor der Auslieferung mit Hohlraumversiegelung, so dass gut gepflegte Fahrzeuge, mit Erstzulassung in der Schweiz, heute bessere Überlebenschancen haben. Sehr verhalten ist die Preisentwicklung für diese sehr repräsentativen Limousinen. Die 12-Zylinder-Modelle sind nicht so beliebt, da der Wartungsaufwand sehr hoch und damit teuer ist.