Die Gegend um Modena in der norditalienischen Region Emiglia Romagna ist eine uralte Kulturlandschaft. Sie ist aber auch Heimat von drei legendären italienischen Automarken. In Modena ist Maserati ansässig und nur wenige Kilometer entfernt in Maranello befindet sich der Firmensitz von Ferrari. Konkurrent Lamborghini wiederum residiert gleich um die Ecke in Sant‘ Agata Bolognese.
Dagegen dürfte nur wenigen Klassikerfreunden bekannt sein, dass sich nahe Modena eine der hochkarätigsten Sammlungen klassischer Automobile vorwiegend italienischer Herkunft befindet – die Collezione Righini in Castelfranco Emilia. Untergebracht ist sie im altehrwürdigen Castello di Panzano, das auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken kann und lange Zeit Sommersitz der Bologneser Adelsfamilie Malvasia war. Das Anwesen liegt direkt an der Via Emilia, der über 275 km schnurgerade verlaufenden alten römischen Straßenverbindung von Rimini nach Piacenza.
Wer nun glaubt, die Sammlung befände sich in den Händen eines adeligen Snobs, der wird bei einem Besuch der Collezione Righini eines Besseren belehrt. Der heutige Hausherr und Sammler Mario Righini ist ein bodenständiger und bescheidener Mensch. Er ist der Seniorchef des gleichnamigen Familienunternehmens, das sich in dritter Generation als Schrotthändler und Autoverwerter betätigt und auch rare klassische Automobile verkauft. Als Jugendlicher musste Righini mit ansehen, wie viele Autos der 1930er und 40er Jahre zur Rohstoffgewinnung in die Schrottpresse wanderten. Bereits sein Vater zweigte damals besonders hochwertige Wagen ab und bewahrte sie auf. Hier ein stimmungsvoller erster Blick in die Sammlung von Mario Righini:
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Mario Righini ist seinen eigenen Worten nach ein großer Verehrer der legendären Marke Alfa Romeo. So ist es kein Zufall, dass eines der prestigeträchtigen Fahrzeuge in seiner Sammlung ein Alfa Romeo Rennwagen des Typs 8C 2300 Monza ist. Mit diesem Fahrzeug war der legendäre Tazio Nuvolari 1931 und 1932 mehrfach siegreich, unter anderem auf der Targa Florio in Sizilien und beim Grand Prix in Monaco.
Ein weiteres herausragendes Fahrzeug in der Kollektion Righini ist der einzige noch existierende Avio Costruzioni Tipo 815 von 1940. Dabei handelt es sich um die erste selbstständige Konstruktion, für die Enzo Ferrari verantwortlich war. Aufgrund vertraglicher Verpflichtungen gegenüber seinem früheren Arbeitgeber Alfa Romeo konnte Ferrari damals noch nicht unter seinem eigenen Namen Fahrzeuge entwickeln lassen. So ließ er von der eigens gegründeten Firma Avio Costruzioni den hochmodernen Tipo 815 für den Renneinsatz konstruieren. Das nur 625 kg leichte Fahrzeug verfügt über einen 8-Zylinder-Motor mit 1,5 l Hubraum, dessen 72 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h ermöglichten. Die Karosserie des Fahrzeugs entstand bei Touring in Milano. Der Tipo 815 war zeitbedingt zwar nur wenig erfolgreich, gilt aber als der direkte Vorgänger des ersten „echten“ Ferrari 125 S, der 1947 vorgestellt wurde.
Auf Besuch bei Mario Righini mit ausführlichem Rundgang durch die Sammlung (nur in italienischer Sprache):
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Neben dem Sammlungsschwerpunkt, der auf der Traditionsmarke Alfa Romeo liegt, beherbergt das Castello di Panzano zahllose weitere Preziosen, darunter auch historische Motorräder, Busse und Traktoren. Insgesamt umfasst die großartige Sammlung 350 Fahrzeuge und ist nach individueller Vereinbarung für Besucher zugänglich.
Anmerkung:
Der Zugang wird strikt kontrolliert. Eine Anmeldung ist nur in italienischer Sprache möglich.
Text: Michael Schlenger